Es kommt äußerst ungelegen: Acht bis zehn Wochen könnte es dauern, bis im Arkadengang am früheren Telekomhaus die Notabstützung angebracht ist. Erst dann kann man nach und nach zehn der alten Rundpfeiler mit den innen liegenden maroden Stahlrohrstützen einzeln abbauen und durch neue Betonfertigteilstützen ersetzen. Ob dann der für November 2022 geplante Umzugstermin zu halten ist?
Im Kreisausschuss am Montag war das Ausmaß dieser unerwünschten, aber notwendigen Maßnahme offenbar geworden: Elf Stahlrohrstützen des Arkadengangs wiesen bei der jüngst erfolgten Untersuchung starke Korrosionsschäden auf. Insgesamt gibt es dort zwölf Rundpfeiler. Eine der Stahlrohrstützen – und zwar die an der Einfahrt zum Parkhaus – weist keinerlei Schäden auf und kann so stehenbleiben. Die Außenstütze auf der anderen Seite soll neu aus Stahlrohr erstellt werden. Geschätzte Kosten für alles: 504.375 Euro.
Im Kreisausschuss gab es heftige Kritik
Dass die Rundstützen dringend ersetzt werden müssen, war den Ausschussmitgliedern freilich klar. Die Frage war aber für einige unter ihnen, warum diese Mängel nicht schon bei den statischen Voruntersuchungen des Telekomgebäudes festgestellt worden waren. Dies hatten vor allem Landrat Thomas Bold (CSU), aber auch sein Stellvertreter Gotthard Schlereth (FW) und PWG-Fraktionssprecher Roland Limpert in der Sitzung am Montag heftig kritisiert.
Die Untersuchung der kompletten Rundstützen habe, laut Bold, zum Planungsauftrag dazugehört. "Wenn man den Kubus oben drüber saniert, muss unten alles stimmen." Er befürchtet nun, wie er sagte, dass beim Entfernen der alten und dem Setzen der neuen Stützen Risse im bereits sanierten Oberbau entstehen könnten.
Statikerbüro legte drei Stützen im Erdreich frei
Ursprünglich sollten die Rundstützen bleiben, wie sie sind, sagt Tragwerkplaner Peter Glatt (Bad Kissingen) einen Tag nach der Sitzung im Gespräch mit dieser Redaktion. Dies sei damals, bei der Voruntersuchung, vonseiten des Landratsamts als Devise ausgegeben worden.
Der Sandstein sollte nicht abgenommen werden, so Glatt weiter. Die Rundpfeiler sollten lediglich äußerlich optisch etwas verändert werden, habe es damals geheißen. Glatt hätte sich gewünscht, dass man dies vonseiten der Bauverwaltung in der Sitzung am Montag auch einmal deutlich ausgesprochen hätte.
Als seinerzeit die Erweiterung der künftigen Zulassungsstelle im Erdgeschoß bis auf den Arkadengang hinaus ins Gespräch kam, habe man vonseiten seines Büros dann an drei Stützen die Füße freigelegt und jeweils in den Asbest hineingebohrt, sagt Glatt. Man habe jedoch darunter "ordentliche Stahlstützen" vorgefunden.
Wenn solche alten Stützen Mängel aufweisen, so seien diese immer an den Füßen im Boden zu finden, sagt Glatt. Denn im Erdreich bestehe über die Jahre die größte Gefahr, dass Nässe eindringt und Stahl dann korrodiert. "Wir prüfen immer am Fuß."
Dass elf der Rundstützen, wie sich in den vergangenen Wochen bei der Untersuchung herausstellte, Korrosionsschäden in der oberen Hälfte aufwiesen, habe ihn als Fachmann selbst erstaunt und er habe sich gefragt, wie diese Schäden zu Stande kamen. Offensichtlich sei von oben kontinuierlich Feuchtigkeit, welcher Art auch immer, eingedrungen, sagt er.
Vertrag zwischen Landkreis und Ingenieurbüro
Man hätte die neue Sachlage, bezüglich der Schäden an den Stützen, auch "souveräner managen" können, sagt Glatt in Bezug auf die Bauverwaltung im Landratsamt. Für ihn sei es das erste Mal in seiner Laufbahn gewesen, dass er als Tragwerkplaner "in eine Sitzung zitiert" wurde.
Der Landkreis hat mit dem Ingenieurbüro Glatt bezüglich des Telekomgebäudes ein Vertragsverhältnis und es wurde eine bestimmtes Honorar festgelegt, sagt Ralph Katholing, Bereichsleiter Hochbau im Landratsamt, im Gespräch mit dieser Redaktion. Damit sind bestimmte Leistungen verbunden. Laut Paragraf 51 der Honorarverordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), welcher das Leistungsbild der Tragwerksplanung aufzeigt, müssen bestimmte Grundleistungen und besondere Leistungen erfüllt werden.
Der Statiker habe auf jeden Fall auch eine Beratungspflicht, sagt Katholing in Anspielung auf die zur Debatte stehenden Rundpfeiler. Das Ingenieurbüro habe zwar drei Stützen im Erdreich freigelegt und sie untersucht. "Die Frage ist, ob dies ausreichend war." Dies sei schwierig zu beurteilen, so der Bereichsleiter weiter.
Zeitplan der Sanierung gefährdet?
Ob die Angelegenheit im Landratsamt nun rechtlich geprüft wird, darüber müsse man sich noch Gedanken machen, sagt Katholing. Hätte die Bauverwaltung des Landratsamts den Statiker darauf hinweisen können, dass die Stützen auch in der oberen Hälfte untersucht werden müssen? "Im Nachhinein ist man immer schlauer", sagt Katholing. Im Bauamt habe man sich darauf verlassen, dass die Untersuchungen des Statikers an drei Stützen ausreichen.
Durch die zusätzlichen Arbeiten an den Rundstützen ist der Zeitplan für die Sanierung nun gefährdet. Der Umzug verschiedener Dienststellen und vor allem des Zentrums für Telemedizin (ZTM) ins Telekomhaus war eigentlich für November geplant. Dieses Datum will man vonseiten des Landkreises auch einhalten, vor allem, weil im Dezember ein Besuch des Bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek im ZTM anberaumt ist.
Was das erste bis fünfte Stockwerk angeht, könnte dies klappen, ist Katholing zuversichtlich. Ob die Zulassungsstelle im Erdgeschoss bis dahin fertig ist, stehe auf einem anderen Papier, sagt der Bereichsleiter, denn die Möblierung der Räumlichkeiten könne wahrscheinlich nicht termingerecht erfolgen.