
Anfang April hatte die Firma Wirth Naturstein GmbH plangemäß mit der Sanierung der bestehenden Natursteinfassaden am einstigen Telekomhaus begonnen. Das Gebäude gehört dem Landkreis und fungiert im Rahmen der großen Landratsamtssanierung als Bauteil F. Die Lohrer Firma hatte den Auftrag, nach einer Ausschreibung des Kreises im Winter 2021, mit einer Angebotssumme von 134.393 Euro erhalten. Geplant war dann, die beschädigten Natursteinelemente an dem Gebäude entweder auszutauschen oder zu sanieren, sagte Architekt Christian Teichmann (GKT Architekten Würzburg/Bad Kissingen) im jüngsten Kreisausschuss.
Ursprünglich war im Zuge der Planungen die Rede davon gewesen, die bislang offenen Arkaden am Telekom-Haus mit Glasfassaden zu schließen. Was den offenen Gang angeht, gab es aber mehrere Varianten, wie im Ausschuss zu hören war. Ursprünglich sollten auch die beiden Querwände in diesem Arkadenbereich als Glasfassaden ausgeführt werden. Die Bauverwaltung habe dies jedoch abgelehnt und stattdessen massive Wände festgelegt, um die Raumnutzung zu optimieren, hieß es am Montag.

Starke Korrosionsschäden festgestellt
Das GKT-Büro hatte dies in der Planung berücksichtigt und dennoch einen weiteren optischen Reiz setzen wollen: Man wollte die Verkleidung der beiden äußeren Rundstützen mit Halbschalen aus Sandstein abnehmen und mit Natursteinplatten verkleiden, erläuterte Teichmann in der Sitzung. Die abgenommenen Halbschalen der Rundstützen sollten eventuell zur Sanierung der anderen zehn Rundstützen dienen.
Doch dann kam die böse Überraschung, denn als die Halbschalen einer Stütze abgebaut wurden, stellte man starke Korrosionsschäden fest. Die Stahlrohrstütze, die im Inneren zum Vorschein kam, war zudem, wie sich herausstellte, aus brandschutztechnischen Gründen mit Asbest ummantelt. "Zu sehen waren gewaltige Abplatzungen und Spritz-Asbest", schilderte Teichmann. Man zog einen Gutachter bei. Dann wurde eine Notstütze angebracht und die bestehende alte Stütze wurde eingehaust.
Die Post hat keine historischen Pläne mehr
Das Schwierige an diesem Thema ist, laut Teichmann, dass es beim früheren Besitzer des Gebäudes, der Post, keine alten Baupläne zu diesem Gebäude mehr gibt. Denn 1969 hatte die Oberpostdirektion Nürnberg Pläne für den Neubau dieses Fernmeldedienstgebäudes genehmigt, erläuterte Andreas Fuchs, Leiter des Sachgebiets Bautechnik und Liegenschaften, im Nachklapp zur Sitzung am Montag.
Wichtig sei es, so Teichmann in der Sitzung weiter, alle zwölf Rundstützen zu untersuchen, das heißt die Halbschalen abzunehmen und zu prüfen, was darunter zum Vorschein kommt. Gegebenenfalls müsse dann der Spritz-Asbest durch neuen Brandschutzmörtel ersetzt und die Stützen müssten neu verkleidet werden. "Da empfehlen wir Beton", sagte Teichmann.

Sollte sich bei der fachtechnischen Untersuchung aller Rundstützen herausstellen, dass auch die Stahlträger marode sind, müssen diese ebenfalls ausgetauscht werden. Laut Teichmann würde diese Erneuerung der Stützen - zwischenzeitlich müsste auch das Gebäude mit Notstützen versehen werden - nach aktuellem Tagespreis rund 306 000 Euro kosten. Dabei müsse man jedoch bedenken, dass im allgemeinen Baugeschehen die Preise kurzfristig steigen könnten, sagte der Architekt.
Alle Rundstützen sanieren oder gleich austauschen?
PWG-Fraktionssprecher Roland Limpert wollte wissen, ob man die Stützen zu Beginn der Gebäude-Sanierung untersucht habe. Diplom-Ingenieur Peter Glatt, mit der Tragwerksplanung des Gebäudes beauftragt, sagte, dass man vor einem Jahr einen Stahlfuß freilegte. Man habe leichte Korrosion festgestellt, aber das sei nicht dramatisch erschienen. Wenn die Stütze an sich noch gut ist, sei auch der Spritz-Asbest kein Problem.
Fraktionssprecher Wolfgang Dünisch (FW-CBB) stellte die Frage, ob es nicht besser ist, jetzt alle zwölf Stützen auszutauschen als diese zu sanieren. "Ganz leicht ist das nicht", sagte Teichmann, denn man könne nicht einfach alles "weghauen". Dabei müssten Schadstoffe sorgfältig getrennt werden, verwies der Architekt auf die aufwändigen Arbeiten. Statiker Glatt gab zudem zu bedenken, dass man noch nicht in die einzelnen Stahl-Stützen hineingeschaut habe. "Ist es ein Rohr-in-Rohr-System? Ist die Statik gesichert oder nicht?" Alles Fragen, die noch zu klären seien.
Untersuchungen dringend angeraten
"Im Ablauf der Sanierung ist das nicht ideal", resümierte Landrat Thomas Bold, denn man wisse nicht, wie viele der Stützen kaputt sind. Selbst wenn man die Schäden schon zu Beginn der Gebäude-Sanierung festgestellt hätte, hätte der Kreis reagieren müssen. "Man darf froh sein, dass das Problem jetzt aufgetaucht ist und nicht später."

Weitere Untersuchungen seien jedenfalls dringend notwendig, machten Teichmann und Glatt klar. Dann müsse man entsprechende Aufträge zur Sanierung der Stützen vergeben. Pro Stütze würde das voraussichtlich rund 25.500 Euro kosten, hieß es. Sollten alle zwölf Rundstützen Schäden aufweisen und ausgetauscht werden müssen, sei mit 306.000 Euro zu rechnen. Inbegriffen sind dabei auch die Untersuchung auf Schadstoffe, die Notabstützung, das Aufbringen von Brandschutzmörtel und die neue Verkleidung.
Um eine Stütze zu untersuchen, braucht man in etwa eine Woche, sagte Ingenieur Glatt. "Dann wissen wir, was zu tun ist." Aktuell ist man dabei, ein Sanierungskonzept zu entwickeln, bei dem Ingenieure, Prüfstatiker, Architekten, Boden- und Schadstoff-Gutachter sowie die Kreisbauverwaltung Hand in Hand arbeiten, hieß es. Ein Beschluss war im Ausschuss nicht nötig. Dennoch machte Landrat Bold klar, dass die Bauverwaltung beauftragt wird, die entsprechenden Sanierungsarbeiten durchzuführen und etwaige Vereinbarungen zu treffen.