Beim "Frankenpreis 2021" des Bund Deutscher Architekten (BDA) wurden jüngst auch zwei Projekte aus dem Landkreis Bad Kissingen ausgezeichnet. In der Kreistagssitzung hatte Landrat Thomas Bold schon darauf verwiesen, dass mit dem Erweiterungsbau des Landratsamts und der Musikakademie Hammelburg am 26. Juli von der Jury gleich zwei von drei ausgezeichneten fränkischen Bauten aus dem Kreis Bad Kissingen stammen. Nach Bolds Angaben zeigen solche Preise, dass "behutsames und umsichtiges Planen und Bauen bzw. Sanieren auf der einen Seite, ökologische Aspekte und eine gestalterische Eigenständigkeit auf der anderen Seite" sich nicht ausschließen, sondern wunderbar ergänzen.
Der Frankenpreis zeichnet regionale, zeitgenössische Architektur aus. Er zählt zu den bedeutendsten Architekturpreisen dieser Region und wird alle drei Jahre verliehen. Ausgesprochen wurden die Auszeichnungen von Stefan Schlicht, dem Vorsitzenden des BDA Unterfranken, jüngst in Würzburg.
Der Erweiterungsbau des Landratsamts wurde in den Jahren 2016 bis 2019 von der Steimle Architekten GmbH (Stuttgart) architektonisch in Szene gesetzt und am 9. Juli 2019 der Öffentlichkeit übergeben. Nach Maßgabe der Architekten sollte der Bau mit den zwei ineinander greifenden Kuben auf den vorhandenen historisch geprägten Stadtraum – unter anderem auf das unweit weg liegenden Rathaus aus dem frühen 18. Jahrhundert – "reagieren", heißt es auf der Homepage von Steimle Architekten.
Spagat zwischen Altem und Neuem
Für Thomas Steimle und sein Team ist diese Auszeichnung eine große Ehre, schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung. "Der Neubau schafft den Spagat zwischen den umliegenden Baudenkmalen und einem zeitgemäßen Baukörper mit einer über das zeitgeistig-typische hinausgehenden Architektur", wird der Architekt zitiert.
Die Frankenpreis-Jury lobt, dass sich nun um das Landratsamt herum spannende und ganz unterschiedliche Freiräume, Plätze und Wege am Rand der Bad Kissinger Altstadt entwickelten. Das Gebäude wird als "gelungene Ergänzung des gewachsenen Stadtzentrums" gewürdigt.
Das Architekturbüro Brückner & Brückner (Tirschenreuth/Würzburg) wurde für die aufwändige Sanierung des Hammelburger Franziskanerklosters bereits mehrfach ausgezeichnet. Zum einen räumten die Architekten beim Wettbewerb "Best Architects 21" einen Preis unter der Rubrik Bildungsbauten ab. Dazu muss man wissen, dass dieser Award zu den renommiertesten Architektur-Auszeichnungen in Europa zählt.
Klösterliches Leben lebendig halten
Die anfangs gestellte Aufgabe, das klösterliche Leben der Franziskaner "lebendig zu erhalten", sei von Christian Brückner und seinem Team "hervorragend umgesetzt" worden, sagte Landrat Bold im Dezember 2020 bei der Würdigung der Architekten in der Hammelburger Musikakademie. Die architektonische Modernisierung der historischen Mauern sei für ihn ein "Musterbeispiel für die Nachnutzung von aufgelassenen Klöstern". Dem Freistaat war diese Modernisierung alter, gewachsener Strukturen lieb und teuer gewesen (Kosten: 13,5 Millionen Euro). Die Einweihung hatte im Juni 2019 stattgefunden.
Im Juni 2021 wurden Brückner & Brückner dann im Rahmen des Deutschen Architekturpreises ausgezeichnet. Dieser Preis gilt als einer der bedeutendsten Preise für Bauherren und Architekten in Deutschland. Seinerzeit wies Christian Brückner darauf hin, dass er und sein Team bestrebt gewesen seien, die Seele dieses historischen Baus zu erhalten. "Es ist eine drängende Frage unserer Zeit, wie wir künftig mit Leerständen umgehen."
Symbiose zwischen Kloster und Musikstätte
"Es macht uns stolz und bestärkt uns, unseren architektonischen Weg so weiterzugehen", wird Christian Brückner nun in einer Pressemitteilung des Landratsamts angesichts der Auszeichnung auf Franken-Ebene zitiert. Unter dem Motto "Altes belassen und Neues aufzeigen" sei eine bauliche Symbiose zwischen historischem Kloster und moderner Musikstätte entstanden, urteilte die Jury. Vor allem im Innenbereich manifestiere sich, wie es weiter heißt, die "zurückhaltende, aber klare Handschrift" der Architekten. Am deutlichsten sei diese bei der Umwidmung des alten Kreuzgangs zu einer "attraktiven multifunktionalen Halle mit Glasdach" zu spüren, deren filigrane Konstruktion kontrastreich mit den Innenwänden korrespondiere.