Mehr als 150 Gäste waren zum Festakt ins Landratsamt gekommen. Als der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) eintraf, hatte der „neue“ Sitzungssaal seine Nagelprobe. Bevor Herrmann zur Festrede ansetzte, gab Landrat Thomas Bold einen Rückblick über die Bauarbeiten und dankte den planenden Architekten und Ingenieuren. Später sprach Pastorin Christel Mebert geistliche Worte und ihr katholischer Kollege Gerd Greier gab der Behörde den Segen. Offenbar recht kurzfristig hatte sich übrigens eine kleine Gruppe von Musikern, darunter Jürgen und Christian Metz sowie Bernd Hammer, bereiterklärt, für die Gäste aufzuspielen.
Wenn eine Behörde baut, habe sie einen „städtebaulichen Gestaltungsauftrag“, sagte Landrat Bold. Der sei in Bezug auf Erweiterung und Sanierung des Landratsamts „mehr als erfüllt“, denn man habe mit der Baumaßnahme zur „Verschönerung der Innenstadt“ beigetragen.
Dass der geplante Finanzrahmen von 14 Millionen Euro eingehalten wurde, sei vor allem auch den „Spezialisten in der Bauabteilung“ des Landratsamts zu verdanken, lobte der Kreischef seine Mitarbeiter.
Weichen für Neubau 2014 gestellt
Das Haupthaus stammt aus den Jahren 1964/1965. Um Platz zu schaffen, wurde 1982 angebaut und 2002 um eine Etage aufgestockt. Doch der Platz wurde in den jüngsten Jahren erneut knapp. 2014 wurden vom Kreistag die Weichen für einen Erweiterungsbau gestellt und 2015 und 2016 die Voraussetzungen für die Sanierung des zentralen Hauses geschaffen, sagte Bold.
Im zentralen Gebäude sind, nach Angaben des Kreischefs, nun in zwei Jahren 3600 Quadratmeter Fläche (davon 1900 Quadratmeter Bürofläche) saniert worden. Investiert wurden dafür knapp sechs Millionen Euro. Davon habe der Freistaat aus dem Kommunalinvestitions-Programm (KIP) 2,25 Millionen Euro beigesteuert – „Geld, das bei uns gut angelegt ist“, sagte Bold mit einem Zwinkern in Richtung des Ministers.
Wissen muss man hierzu allerdings, dass es sich bei KIP um ein Bundesprogramm handelt. Die Fördergelder – 3,5 Milliarden Euro – wurden vom Bund an die Länder weitergereicht. Bayerns Anteil an den Fördermitteln beträgt 289,24 Millionen Euro.
Neubau mit vier Geschossen
Im neuen Erweiterungsbau haben jetzt rund 60 Mitarbeiter auf 400 Quadratmetern Fläche Platz (insgesamt 900 Quadratmeter). Auch bei dem viergeschossigen Neubau, der vom Architekturbüro Steimle (Stuttgart) geplant wurde, hielten sich die Kosten von 7,8 Millionen Euro im angepeilten Rahmen, sagte Bold nicht ohne Stolz.
Innenminister Herrmann bezeichnete die sanierte Behörde als eine „moderne Arbeitsstätte“, an der der Bürgerservice groß geschrieben werde. „Durch Erscheinungsbild und Energie-Effizienz setzt das neue Gebäude geradezu Maßstäbe.“
Eine leistungsstarke Behörde zu haben, sei wichtig, so der Minister, denn die Landratsämter stünden, neben den Gemeinden, „an vorderster Front in Sachen Bürgerservice“. „Ihre Arbeit hier wird durch Bürgerkontakte geprägt. Dazu braucht man die richtigen Menschen und eine moderne Ausstattung. Wenn Beides da ist, ist auch ein effizientes Arbeiten zum Wohl der Bürger möglich.“
Herrmann sprach auch über die Herausforderungen der öffentlichen Verwaltung in einer Zeit, in der die Aufgaben zunehmen und die Digitalisierung um sich greift. Deshalb seien 2019 insgesamt 70 neue Stellen für Bayerns Landratsämter genehmigt worden.
Als er vor rund 40 Jahren bei der Bundeswehr in Hammelburg stationiert war, sei die wirtschaftliche Lage in der Region schlecht gewesen, erinnerte sich Herrmann. Heute blühe hier der Tourismus, die Übernachtungszahlen seien gestiegen und die Arbeitslosenquote sei mit 2,8 Prozent niedrig.
Nach Grußworten von OB Kay Blankenburg und Gemeindetagssprecher Gotthard Schlereth kamen die Architekten Stephan Scharf (Scharf & Rüth) fürs Haupthaus und Thomas Steimle für den Neubau zu Wort. Beide bedankten sich bei der Bauabteilung des Landratsamts für die gute Zusammenarbeit.
Dass das Haupthaus in seiner alten Struktur saniert werden sollte, habe ihn skeptisch zurückgelassen, gestand Scharf. Heute sei er jedoch überzeugt davon, dass das Gebäude gerade deshalb „Souveränität und Stärke“ ausstrahle. Das Spannungsfeld zwischen Alt und Neu in der Bad Kissinger Innenstadt sei bei den Planungen des Neubaus eine Herausforderung gewesen, sagte Architekt Steimle. Mit der offenen Fassade und dem sandbeigen Beton habe man den passenden Bezug zur Umgebung herstellen wollen. Die Jury des Architektenwettbewerbs hatte dies 2015 so ausgedrückt: „Das Gebäude strahlt Ruhe und Schlichtheit aus, ist vollkommen unprätentiös, und zeigt ein Gesicht nach allen vier Seiten.“
O'zapft is! lautete später die frohe Botschaft zum Stelldichein im Lichthof, wo die Gäste das eigens für den Festakt gebraute Bad Kissinger Rotbier probieren konnten.