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Hammelburg
Wo Musiker und Dozenten in engen Klosterzellen nächtigen
Es singt und klingt im früheren Franziskanerkloster. Mit der Sanierung für gut 13 Millionen Euro legt die Hammelburger Musikakademie bei der bundesweiten Bedeutung nach.
An der Musikakademie in Hammelburg gelangen Dozenten und Kursteilnehmer zum Übernachten durch schmale Türen in die ehemaligen Klosterzellen.   
Foto: Wolfgang Dünnebier | An der Musikakademie in Hammelburg gelangen Dozenten und Kursteilnehmer zum Übernachten durch schmale Türen in die ehemaligen Klosterzellen.   
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:50 Uhr

Sperrige Instrumente nehmen Kursteilnehmer an der Bayerischen Musikakademie am besten nicht mit aufs Zimmer. Um sich damit durch die massiven Türrahmen der ehemaligen Klosterzellen zu quetschen, müsste manch einer schon ganz schön den Bauch einziehen. Hinter den original erhaltenen Türen erwartet die Übernachtungsgäste auch nach der Sanierung des Hauses stilvolle Schlichtheit. Der Purismus ist Programm. Mit ihm retten die Architekten Christian und Peter Brückner den Geist der Franziskaner nach ihren Rückzug aus der Saalestadt in die Zukunft. Hell gekalkte Wände, sowie Naturstein- und Eichenböden dominieren von der Pforte über den jetzt von einem Glasdach überspannten Innenhof bis zu den stilvollen Proberäumen unter dem Dach.

Konzert mit der größten Tuba der Welt

 Beim Festakt zur Würdigung des Sanierungsprojektes  und seiner Erschaffer war die Freude spürbar. Gut 13 Millionen Euro investierte der Freistaat, nachdem der Trägerverein das Kloster 2015 übernommen hatte. Zur Feier des großen architektonischen Wurfes gehörte auch ein großes Instrument. Jörg Wachsmuth reiste mit der größten Tuba der Welt an, um gemeinsam mit dem Symphonischen Blasorchester Volkach aufzuspielen. Der Professor fühlt sich der Akademie besonders verbunden. Schließlich wurde hier vor 30 Jahren das Deutsche Tuba-Forum gegründet. Zu den Treffen alle zwei Jahre zieht es Musiker aus der ganzen Welt nach Hammelburg.             

Jörg Wachsmuth spielte im Hof der Musikakademie auf der größten Tuba der Welt.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Jörg Wachsmuth spielte im Hof der Musikakademie auf der größten Tuba der Welt.

Das ist nur einer der vielen musikalischen Impulse, die von dem Haus seit der Gründung vor 39 Jahren ausgehen. Damals war es bundesweit die erste Musikakademie, die von einem Bundesland betrieben wird. "Bevor heute anderswo so eine Einrichtung geschaffen wird, kommen die Verantwortlichen immer nach Hammelburg, um zu schauen, wie so etwas Erfolg haben kann", sagt der musikalische Leiter Kuno Holzheimer.       

25 000 Übernachtungen im Jahr

Dabei bekommen diese Interessenten beachtliche Zahlen zu hören. Vor der Sanierung  des Klostergebäudes mit der Erweiterung von 125 auf jetzt 150 Betten verzeichnete die Akademie mit ihren 40 Mitarbeitern 25 000 Übernachtungen pro Jahr. Vom Big-Band-Seminar bis zum Kurs für Erzieherinnen für den Einsatz von Musik reicht das Angebot. Immer öfter sitzen ehrenamtliche und professionelle Musiker kreativ zusammen. Früher gab es da schon mal Kämpfe. "Heute hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es gute Laien braucht, um später gute Profis zu bekommen", beschreibt Holzheimer die Entwicklung.           

Auch die Vielzahl der Klangräume ist ein Markenzeichen der nach und nach gewachsenen Akademie. Neben dem großen Saal gibt es die Kirche des ehemaligen Klosters, einen Serenadenhof und einen Kammermusiksaal. Mit der Sanierung des Klostergebäudes gibt es vier zusätzliche Übungsräume, die alle mit dem hauseigenen Tonstudio verbunden sind.          

Erinnerung an die Franziskaner

"Es freut mich, dass das Andenken der Franziskaner so gut weitergeführt wird", freut sich Pater Georg Andlinger vom Kloster Kreuzberg über die neue Nutzung. Er hielt vor der Schließung des Klosters im Jahr 2013 noch gut besuchte Gottesdienste in der Klosterkirche. Künftig soll in der kleineren Kapelle des Hauses eine Dauerausstellung an das Wirken der Mönche erinnern. Dort befindet sich auch ein exotisches Instrument, zu dem die Verantwortlichen noch nicht mehr verraten wollen.       

Als Glücksfall bezeichnet Bernd Sibler, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, die Nachnutzung des Klosters. Jedes Jahr gingen Meldungen über die Schließung von ein bis zwei bayerischen Klöstern ein. In Ballungsräumen gebe es in solchen Fällen gleich mehrere Interessenten. Weitaus schwieriger sei die Erhaltung der historischen Gebäude im ländlichen Raum.           

Schon unter Federführung der Franziskaner war das Essen an der Musikakademie Hammelburg ein besonderes Qualitätsmerkmal in Hammelburg. Rund 800 000 Euro wurden jetzt allein in diesem Bereich investiert, um die Gäste der Akademie zeitgemäß zu bekochen.  Genießen werden das auch die Vertreter aller 24 deutschen Landes- und Bundesmusikakademien, die 2020 zum Bundestreffen erwartet werden.      

 
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