Die Beteiligung an der Europawahl 2024 war im Landkreis Bad Kissingen mit 66,8 Prozent der Wahlberechtigten deutlich höher als bei der Wahl 2019, als 60,1 Prozent ihre Stimme abgegeben hatten. Damals wie heute lag die CSU im Bäderlandkreis vorne. In allen 26 Gemeinden heimste die Partei diesmal die meisten Stimmen ein, musste aber leichte Einbußen hinnehmen. 2019 fuhr die CSU 48,5 Prozent der Stimmen ein, diesmal waren es 47,1 Prozent.
Sandro Kirchner, bayerischer Innenstaatssekretär und Kreisvorsitzender der CSU, kann zufrieden auf das Ergebnis blicken: "Die CSU hat in allen Kommunen mit Abstand das stärkste Ergebnis erzielt." Kritisch blickt er auf die Unterschiede zwischen den Ergebnissen bei der Brief- und der Urnenwahl.
Sandro Kirchner sieht den Stimmenzuwachs bei der AfD kritisch
"Bei den Briefwahlergebnissen waren die CSU und die etablierten Parteien stärker. Die AfD konnte bei der Wahl an der Urne aber ein richtiges Plus einfahren", so Kirchner. Dies führt er auf das Messerattentat in Mannheim zurück. "Das Thema Migration spielt eine Rolle", sagt er.
Dass die AfD zweitstärkste Kraft im Landkreis ist, findet Kirchner "nicht gut". Gerade nachdem er als Abgeordneter und Innenstaatssekretär deren Wirken im Bayerischen Landtag aus nächster Nähe sehe, könne er den Zuspruch nicht nachvollziehen. "Auch das Grundrauschen um das AfD-Spitzenpersonal vor der Wahl scheint keine Rolle gespielt zu haben."
Im AfD-Kreisverband sorgte das Ergebnis dagegen naturgemäß für Freude. Hatte die Partei 2019 noch 9,1 Prozent der Stimmen im Landkreis Bad Kissingen eingefahren, kam sie 2024 auf 14,8 Prozent. Julia Reuter, Vorsitzende des Kreisverbandes, zeigte sich im Gespräch mit dieser Redaktion entsprechend erfreut: "Wir sind natürlich sehr zufrieden, zweitstärkste Kraft im Landkreis zu sein. Noch mehr freuen uns über das Abschneiden unserer Partei in Sachsen", so Reuter.
Die Grünen müssen im Landkreis Bad Kissingen ein Minus von 6,6 Prozentpunkten verdauen
Einen herben Verlust von 6,6 Prozentpunkten müssen die Grünen in Bad Kissingen hinnehmen. Die Partei kam diesmal auf 7,2 Prozent der Stimmen. "Für uns ist das ein enttäuschendes Ergebnis", so der Kreisvorsitzende Tobias Brux.
Er freue sich, dass die demokratischen Parteien im Landkreis eine deutliche Mehrheit eingefahren haben. Seine Partei aber habe es diesmal nicht geschafft, eine positive Stimmung mitzubringen angesichts der vielen Herausforderungen. "Wir werden alles daran setzen, wieder in die Offensive zu kommen und die Menschen wieder anzusprechen", so Brux.
SPD stabilisiert sich, erzielt im Kreis Bad Kissingen aber auch keine Steigerung
Auch die SPD verliert im Landkreis weiter an Boden, wenn auch diesmal nur leicht. Nachdem die Sozialdemokraten 2019 mit einem Minus von 10,2 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl von 2014 auf 8,4 Prozent der Stimmen gerauscht waren, kam die Partei diesmal auf 7,8 Prozent. Der SPD-Kreisvorsitzende Norbert Schaub zeigte sich "zunächst einmal froh, dass wir nicht weiter abgefallen sind". Es sei wichtig, eine Basis zu erhalten.
Dennoch hätte man sich freilich ein besseres Ergebnis gewünscht. Nun gehe es weiterhin um Überzeugungsarbeit. "Das Wichtigste überhaupt ist es, die Leute von den demokratischen Parteien und der Notwendigkeit der Europäischen Union zu überzeugen", so Schaub.
Stimmenzuwachs für die Freien Wähler und die FDP im Landkreis Bad Kissingen
Gewinne haben im Landkreis Bad Kissingen die Freien Wähler erzielt. Deren Vorsitzender im Landkreis, Matthias Kleren: "Unser Ergebnis kann sich sowohl in Bayern als auch in Bad Kissingen sehen lassen. Es ist gut gelaufen." In Bad Kissingen erhielt seine Partei 6,5 Prozent der Stimmen und erzielte damit ein Plus von einem Prozentpunkt. Für bedenklich hält Kleren dagegen den Zustrom in Richtung AfD. "Wir müssen die Wähler alle gemeinsam dahin bekommen, demokratische Parteien zu wählen." Dabei dürfe man sich nicht gegenseitig zerfleischen.
Zugelegt hat auch die FDP, die mit einem Plus von 0,4 Prozentpunkten diesmal auf 3,5 Prozent der Stimmen kam – zur Freude des Kreisvorsitzenden Max Hümmer. Allerdings mit der Einschränkung, so Hümmer, dass die Ergebnisse der AfD und auch des Bündnisses Sahra Wagenknecht – die neu gegründete Partei kam in Bad Kissingen direkt auf 4 Prozent der Stimmen – "sehr bedenklich" seien. Mit Blick auf seine Partei sei er Oliver Zimmer, mit dem er sich den Kreisvorsitz teilt, ebenso dankbar wie allen Mitgliedern.
Für Sebastian Mangold vom Kreisverband der Linken ist die Wahl "schlecht gelaufen". Leider habe man viele Wählerstimmen an das Bündnis Sahra Wagenknecht verloren, so Mangold. In Bad Kissingen erhielt seine Partei ein Prozent der Stimmen, 2019 waren es noch 2,5 Prozent gewesen. Beim Landesparteitag werde man darüber sprechen müssen. Trotz allem hofft Mangold, dass die demokratischen Parteien besser zusammenarbeiten, vor allem um gemeinsam die AfD in Schranken zu halten.