Die Hammelburger Grünen sind seit Jahren im Aufwind: Die Partei stellt in der Stadt seit 2020 die 2. Bürgermeisterin Elisabeth Assmann, entsendet mehrere Kreisräte in den Kreistag, und die Parlamentarische Staatssekretärin Manuela Rottmann stammt aus Hammelburg , auch wenn sie mittlerweile ihren Wohnsitz nach Münnerstadt verlegt hat. Trotzdem gab es in den vergangenen Jahren keinen Grünen-Ortsverband. Das hat sich jetzt geändert.
Zwei Vorgänger
"Es gab schon zwei Mal Ortsverbände in Hammelburg ", berichtet Grünen-Urgestein Monika Horcher . Auch Staatssekretärin Manuela Rottmann erinnert sich, dass sie bei ihrem Parteieintritt 1991 einem Grünen-Ortsverband Hammelburg zugeordnet wurde. "Leider ging es irgendwann in den Keller, auch weil viele junge Mitglieder weggezogen sind", berichtet Rottmann. Auch die grüne Jugend auf Kreisebene sei eingeschlafen, weil die Akteure Karriere woanders machten. Monika Horcher berichtet, dass sie den früheren Ortsverband Hammelburg zuletzt mit Sandra Weiner leitete. Weil das Interesse vor Ort immer weiter zurück ging, sei der Ortsverband im Kreisverband aufgegangen und es seien nur noch sporadisch Stammtische einberufen worden.
Appelle von Rottmann und Fell
Monika Horcher und Kreisrat Tobias Brux leiteten nun die Gründungsversammlung. "Wir haben zwei Jahre lang immer wieder drüber diskutiert", sagte Horcher. "Wir gewählten Politiker brauchen dringend Unterstützung von der Basis", ergänzte Brux. Auch Manuela Rottmann rief zur Mitarbeit im Ortsverband auf: "Ich kann nur mit nach Berlin tragen, was mir Leute vor Ort mitgeben." Zudem würden die Hammelburger auf einen Raum warten, in dem offen diskutiert werden könne. "Der Anfang von Politik ist immer, dass man die Dinge formuliert", sagte die Staatssekretärin. Und Themen gebe es zur Genüge: vom Schulcampus über die Radwege bis zur Energiewende. Rottmann rief ihre Parteifreunde auch dazu auf, selbstbewusst aufzutreten. Als Beispiel nannte sie das 9-Euro-Ticket: Auch wenn es manchmal zu volle Züge gebe, habe das Ticket vielen Menschen doch vor allem gezeigt, was für ein Vorteil es ist, mit einem Ticket in Hammelburg in den Zug, in Bad Kissingen in den Bus oder in Würzburg in die Straßenbahn steigen zu können. "Grüne Politik ist keine Verbotspolitik, sondern bedeutet in dem Fall sogar mehr Freiheit und mehr Selbstbestimmung - gerade für den ländlichen Raum."
Auch der ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell rief zu aktiver Mitarbeit gerade beim Klimaschutz auf. "Wir müssen alles zusammenkratzen", forderte er auch kleine Maßnahmen wie Stromerzeugung mit dem Mühlrad an der Herrenmühle. Ob Nähwärmenetze, Umstellungen bei der Landwirtschaft oder Müll-Vermeidung: Viele Probleme seien auf lokaler Ebene viel konkreter zu lösen: "Hier kann man Schottergärten per Satzung verbieten und Solardächer vorschreiben."
Nach der eigentlichen Gründung ging es an die neue Führung: Jeweils einstimmig wurden Franziska Assmann (18) und Markus Heurung (44) zu den Sprechern des neuen Ortsverbands gewählt. Den Beirat bilden Ludwina Hamák, Sandra Weiner, Lea Fuchs, Joshua Augsburg und Jürgen Seifert. Aktiv werden will der Ortsverband bereits ab September: Regelmäßige Treffen sowie die Unterstützung des Radentscheids stehen ganz oben auf der Agenda. "Das hat sich so ergeben", kommentierte Sprecherin Franziska Assmann den Umstand, dass kein Mandatsträger in der Führung des Ortsverbandes mitarbeitet. Ein Ziel sei ja gerade, die grünen Lokalpolitiker in ihren Ämtern zu unterstützen.