Das politische Erdbeben, das die Parteienlandschaft am Sonntag auf Bundesebene heftigst erschütterte, hatte bekanntlich bis in den Landkreis Bad Kissingen hinein seismografische Auswirkungen. Allerdings ist die "Bodenplatte" unter Schwarz und Rot nicht so radikal zerborsten wie im Bund. Denn die CSU ist im Kreis mit 38,3 Prozent weiter stärkste Kraft geblieben, büßte allerdings im Vergleich zu 2017 knapp sieben Prozent ein (Ergebnis damals 45,2).
Die SPD legte im Landkreis mit 17,9 Prozent nur leicht zu (15,2 Prozent in 2017), ebenso wie B‘90/Die Grünen, die aktuell rund 9,3 Prozent verzeichneten (sieben Prozent in 2017). Damit haben die Grünen bei dieser Wahl das Ergebnis der FDP (9,06) übertrumpft, welches 2017 noch bei 9,2 Prozent gelegen hatte. Schmerzen dürfte die grüne Partei dennoch, dass die AfD mit 10,2 Prozent (11,4 Prozent in 2017) weiterhin drittstärkste Kraft im Landkreis bleibt.
Erdrutsch im Kreis auch für Dorothee Bär
Was die Erststimmen im Landkreis angeht, ist der herbe Verlust von knapp zwölf Prozent für CSU-Staatsekretärin Dorothee Bär (Ebelsbach), im Vergleich zu 2017 (damals 50,3 Prozent), sicher schwer zu verkraften. Die größte Stimmenzahl fuhr sie mit 52,8 Prozent in Schondra ein, gefolgt von Motten (51,7) und Riedenberg (48,4). Die wenigsten Stimmen konnte sie naturgemäß in Maßbach auf sich vereinen (30,7 Prozent), wo SPD-Direktkandidatin Sabine Dittmar wohnt und stimmenmäßig die „Hausherrin“ ist.
Dittmar legte mit 20,2 Prozent der Stimmen im Vergleich zu 2017 (19,4) etwas zu. Die meisten Stimmen bekam sie, außer in Maßbach (34,9), im eigentlich „schwarzen“ Thundorf (29,6) und in Sulzthal (27,5). Die „wenigsten“ Stimmen fuhr sie in Motten (13,6), Schondra (13,8) und Oberleichtersbach (14,2) ein.
Rottmann überholte Lippold-Eggen
Obwohl die AfD, was die Zweitstimmen angeht, im Landkreis besser dasteht als B‘90/Die Grünen, zog Grünen-Direktkandidatin Manuela Rottmann mit dem Erststimmen-Ergebnis an AfD-Kandidatin Freia Lippold-Eggen (9,8 Prozent) vorbei nach vorn. Rottmann konnte 10,83 Prozent der Erststimmen im Landkreis für sich verbuchen. Das ist in diesem Zusammenhang auch mehr als recht und billig, da Rottmann sich seit vier Jahren im Bundestag und auch auf heimatlichem Boden für Themen einsetzt, die ihr und ihrer Wählerschaft auf den Nägeln brennen.
Rottmanns politische Aktivitäten wurden natürlich an ihrem Wohnort Hammelburg am stärksten honoriert (16,1 Prozent), aber auch in Sulzthal (15,3 Prozent) und in Elfershausen (14 Prozent) hat sie bei den Wählerinnen und Wählern einen Stein im Brett. Geringe Resonanz für Rottmann gab’s hingegen in Thundorf (5,7), Burkardroth (5,8) und in Wildflecken (6 Prozent).
AfD, FDP und die Partei Die Linke in Zahlen
Freia Lippold-Eggen (Bad Kissingen) von der AfD verbuchte die größte Zustimmung in Bad Brückenau (12,9), Wildflecken (12,6) und in Burkardroth (11,9). Die wenigsten Anhänger hat sie in Sulzthal (5,5), in Geroda (6,5) und in Riedenberg (6,6).
6,8 Prozent der Erststimmen im Landkreis Bad Kissingen konnte FDP-Kandidat Karl Schenk Graf von Stauffenberg (Irmelshausen) auf sich vereinen. Die wenigsten davon bekam er in Sulzthal (4,5 Prozent), die meisten in Zeitlofs (8,7 Prozent).
Während die Partei Die Linke 2017 im Landkreis noch mit 5,8 Prozent punkten konnte, fuhr sie bei dieser Wahl nur 2,8 Prozent ein. Das beste Erststimmen-Ergebnis konnte Kandidat Claus Scheeres (Großwenkheim) in Geroda (4,2 Prozent) für sich verbuchen, das schlechteste gab’s für ihn in Riedenberg (0,9 Prozent).
Die Wahlbeteiligung lag mit 80,4 Prozent 2021 etwas höher als 2017 (79,4 Prozent).
Wie schwach ihr Rückhalt da ist, wo man sie am besten kennen sollte, zeigt sich auch daran, dass sie ihre eigenen Mitbürger zuletzt nicht einmal mehr in den Gemeinderat (!) gewählt haben.
Wohlwollend könnte man sagen, dass der Prophet im eigenen Lande nichts zählt.
Aber warum nur, wo die sympathische Politikerin doch auch als Ärztin soviel Gutes getan hat?
Was ist also das prägende Element, dass sie von denen nicht gewählt wird, die sie am besten kennen?
Daher dem glücklichen Umstand dass die falschen Kanzlerkandidaten zur Wahl standen und die Menschen lieber Pest als Cholera gewählt haben ist sie reingekommen!