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Irmelshausen
FDP-Kandidat Stauffenberg: Staat soll sich möglichst raushalten
Wahlkreis Bad Kissingen: Warum Direktkandidat Karl Graf von Stauffenberg auf Strukturförderung setzt, aber gegen jahrelange Subventionierung einzelner Branchen ist.
Karl Graf von Stauffenberg wohnt seit einigen Jahren mit seiner Familie im Irmelshäuser Wasserschloss, was er gleichzeitig als Bürde und Privileg versteht.
Foto: Michael Petzold | Karl Graf von Stauffenberg wohnt seit einigen Jahren mit seiner Familie im Irmelshäuser Wasserschloss, was er gleichzeitig als Bürde und Privileg versteht.
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:07 Uhr

"Jeder ist der Schmied seines eigenen Lebens" - von dieser etwas abgewandelten Form eines Sprichworts, nachdem jeder seines Glückes Schmied sein sollte, zeigt sich Karl Graf von Stauffenberg fest überzeugt.  Auch wenn ihm klar ist, dass in diesem Anspruch eine große Portion Idealismus liegt. Für  den Enkel des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg ergeben sich daraus zwei Maximen: Verantwortung und Freiheit. Zwei Begriffe, die inhaltlich für ihn untrennbar miteinander verbunden sind und die Einsicht, dass der Saat zwar Handlungsrahmen festlegt und eine Schutzfunktion gegenüber Schwachen im Sinne der sozialen Marktwirtschaft ausüben muss, im Übrigen sich aber weitgehend aus dem Leben der Menschen heraushalten sollte.        

In diesem Sinne sieht er auch seine Direktkandidatur für einen Sitz im nächsten Bundestag, der am 26. September gewählt wird. Stauffenberg tritt im Wahlkreis 248 an, der Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und die Haßberge umfasst. Würde es ihm gelingen, genug Wählerstimmen auf sich zu vereinigen, er träte in die Fußstapfen seines Vaters Franz Ludwig Schenk Graf von Stauffenberg, der von 1972 bis 1984 im Bundestag saß, allerdings für die CSU.    

Dieses lauschige Eckchen im Schlosspark sucht Karl Graf von Stauffenberg gerne auf. 
Foto: Michael Petzold | Dieses lauschige Eckchen im Schlosspark sucht Karl Graf von Stauffenberg gerne auf. 

Grundsätzlich setzt sich Karl von Stauffenberg für eine Stärkung des ländlichen Raumes ein. Eine der  Hauptaufgaben des Staates besteht für ihn darin, die Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, was Mobilität, Erreichbarkeit und Gesundheit betrifft. Das gelte auch für die Digitalisierung, die deutlich an Fahrt gewinnen müsse und den öffentlichen Personennahverkehr, der bezahlbar bleiben müsse. In Anlehnung an städtische Tarife dürfe eine Fahrt nicht mehr als 1,50 bis zwei Euro kosten. "Das ist ein Verlustgeschäft auf Jahre, da darf man sich nichts vormachen", sagt der Kandidat und fordert staatliche Gelder.

Günstige Landarztpraxen für den medizinischen Nachwuchs und Dorfschwestern

Einen Widerspruch zu FDP-Positionen sieht er nicht, denn grundsätzlich sollte es nur Förderung geben, wenn es darum geht, Strukturen zu verbessern. So sollten Gemeinden etwa auch in die Lage versetzt werden, aufgegebene Landarztpraxen günstig zu erwerben, um sie dann jungen Ärzten anbieten zu können. Eine Medizin gegen den zunehmenden Mangel an hausärztlicher Versorgung könnte aber auch die Rückkehr der Dorfschwester in Verbindung mit Telemedizin sein, sagt er. 

Photovoltaikmodule auf das Schlossdach in Irmelshausen? FDP-Direktkandidat Karl Graf von Stauffenberg könnte sich das unter Umständen vorstellen.
Foto: Michael Petzold | Photovoltaikmodule auf das Schlossdach in Irmelshausen? FDP-Direktkandidat Karl Graf von Stauffenberg könnte sich das unter Umständen vorstellen.

Vehement spricht sich von Stauffenberg gegen die Subventionierung einzelner Branchen, wie der Landwirtschaft aus. Diese Jahrzehnte lange Praxis habe dazu geführt, dass für Lebensmittel in Deutschland keine marktgerechten Preise mehr zu erzielen seien. "Wenn schon Zuschüsse, dann für Klasse und nicht für Masse", betont von Stauffenberg, der als überzeugter Jäger selbst hauptsächlich Wildfleisch isst, wie er sagt. Wenn deutlich mehr Bio-Fleisch auf den Markt käme, dann würden die Preise auch sinken, wenngleich es einem das Tierwohl wert sein sollte, auch etwas mehr zu bezahlen. Auch das Artenstreben beschäftigt den FDP-Kandidaten, der im Wasserschloss von Irmelshausen wohnt und selbst Anbauflächen verpachtet. In künftigen Verträgen will er festhalten, dass Ackergehölze und Hecken, denen er große Bedeutung als Lebensraum für Tiere und bei der Verhinderung von Erosion zumisst, nicht mehr verändert werden dürfen.                   

Investitionen in die Wasserstoff-Forschung statt Elektroautos 

Auch wenn er sich damit aktuell gegen den Mainstream stellt, von Stauffenberg hält nicht viel von Elektroautos, die zum Großteil mit chinesischen Batterien unterwegs sind. "Damit wird sich der Klimawandel nicht aufhalten lassen", zeigt er sich überzeugt. Vielmehr plädiert er, Biosprit zu entwickeln, die Wasserstoff-Forschung voranzutreiben und möglicherweise auch den afrikanischen Kontinent in die Produktion einzubeziehen. Den Bau von Windrädern in unseren Breiten hält er wegen der kaum berechenbaren Windverhältnisse für wenig sinnvoll und verteidigt die heftig kritisierte 10-H-Regelung in Bayern. Schattenwurf und Geräuschentwicklung dürfe man nicht vernachlässigen und auch nicht vergessen, dass der Mensch Teil der Natur ist.

Fotovoltaikanlagen auf schlechte Ackerböden und auf Dächer öffentlicher Gebäude

Weit mehr würden da Fotovoltaikanlagen bringen, die auf schlechte Ackerböden gestellt und auf den Dächern sämtlicher öffentlicher Gebäude montiert werden sollten. Von Stauffenberg würde dafür sogar den Denkmalschutz lockern und selbst auf sein Schlossdach Module installieren, die von der Zufahrt aus nicht zu sehen wären. Eine Besserung der CO2-Bilanz verspricht sich der Waldbesitzer zudem durch starke Aufforstung, auch wenn er damit ins gleiche Horn stößt wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, von dem er ansonsten nicht so viel hält.     

Von Stauffenberg ist gegen staatliche Sanktionen gegen Ungeimpfte 

Die Zeit der Pandemie gestaltetet sich auch für Karl von Stauffenberg und seine Frau Anna alles andere als einfach. Die gräfliche Eventmanufaktur war ohne Aufträge, weil größere Hochzeiten und Feste nicht machbar waren. Was aber tun? Graf Stauffenbergs Frau unterstützte ihre Schwester in Rosenheim in deren Konzeptstore, er selbst ist seit Dezember für das Gesundheitsamt in der Kontaktnachverfolgung und im Impfzentrum tätig. Nachteile staatlicherseits für Ungeimpfte lehnt er ab. Jeder Gastwirt, Disco-Besitzer und Veranstalter könne schließlich selbst entscheiden, wen er einlässt und wen nicht.

Mit neuer UV-Lichttechnik gegen Coronaviren in den Klassenzimmern

Von der aktuellen Regierung erwartet von Stauffenberg, der mit der Gründung des Vereins "Mittendrin statt extrem daneben" vor gut fünf Jahren die politische Bühne betrat und sich dann den Freien Demokraten anschloss, klare Aussagen darüber, wie die Pandemie in den kommendem Herbst- und Wintermonaten gehandelt werden soll. Er fordert das vor allem in Hinblick auf die Schulen. Statt über untaugliche Luftreinigungsgeräte zu diskutieren, sollten Klassenzimmer besser mit neuer UV-Licht-Technik ausgerüstet werden, die nachweislich Viren abtöte, wie er sagt.  

Hinweis: Mit dem Portrait über Karl Graf von Stauffenberg setzen wir die Serie fort, in der alle elf Direktkandidaten im Wahlkreis 248 Bad Kissingen vorgestellt werden. 

Zur Person

Geboren: 27.10 1970 in München 
Familienstand: verheiratet, vier Kinder, davon drei aus erster Ehe
Wohnhaft in: Irmelshausen (Landkreis Rhön-Grabfeld)
Beruf: Hotelfachausbildung, Event-Manager
Wahlprogramm: https://www.fdp.de/programm2021
Quelle: old
 
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Kommentare
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  • Lebenhan1965
    Der Graf

    widerspricht sich permanent selber.

    Keine Position außer Selbstbedienungsmentalität erkennbar.
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  • grafer.andy@t-online.de
    "der staat soll sich möglichst raushalten."

    ein beliebter satz, auch bei banken und unternehmen wenn es um die steuern geht.
    wenn man aber mit dem rücken zur wand steht weil man sich selbst in die schxxxxx geritten hat dann soll er sich möglichst nicht raushalten.
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  • Arcus
    sehe ich ähnlich. Die Klientelpartei der Reichen und Superreichen will kaum Steuern zahlen, sich aber gerne aus dem Steuertopf bedienen. Ich sag mal so, der Durchschnittsbürger braucht keine FDP und auch keinen Grafen im BT. Der Wahlkreis hat mit der Bär eh schon sein Päckchen zu tragen.
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