„Deutschland. Aber normal.“ – mit dem Wahlkampfslogan ihrer Partei, der AfD, kann Freia Lippold-Eggen nichts anfangen. Sie winkt ab. „Was heißt denn schon normal? Und wer bestimmt das denn?“ Auch andere Antworten lassen darauf schließen, dass mit dieser Kandidatin eine Frau in den Bundestag einziehen möchte, die ihrer Partei nicht unkritisch gegenübersteht.
„Aber ich glaube nicht, dass ich es schaffen werde, in den Bundestag einzuziehen“, ist sie ehrlich. Dennoch engagiere sie sich, „weil ich mich den Wählern verpflichtet fühle, die uns in Bayern knapp elf Prozent bei der Landtagswahl beschert haben“. 66 Jahre alt ist die sportliche Frau, mit ihrem Mann Peter Eggen sitzt sie im Bad Kissinger Stadtrat und im Kreisrat für die AfD. „Anfangs waren die Kollegen freundlich, skeptisch, zurückhalten, mittlerweile arbeiten wir bis auf wenige Ausnahmen gut zusammen“, so beschreibt sie die Situation für sich im Stadtrat als Mitglied einer umstrittenen Partei.
Diffenzierter Blick auf eigene Partei
Eine Partei, die sie differenziert zu sehen scheint. Stichwort Klimawandel: Während die Spitze der AfD entgegen dem wissenschaftlichen Konsens behauptet, der Klimawandel sei nicht menschengemacht, spricht sie davon, dass sich das Klima „seit der Industrialisierung stark verändert hat“. Stichwort Flüchtlingspolitik: Aus ihrer Haltung zum Klimawandel ist für Freia Lippold-Eggen offensichtlich, dass es in Zukunft mehr Klimaflüchtlinge geben wird: „Sollen wir die verdursten, verhungern, ersaufen lassen? Es wird Landstriche geben, auf denen nichts mehr wächst – da muss das Weltforum eine Lösung finden.“ Für sie habe jeder das Recht, dort leben zu können, wo er möchte, „jeder, der sich gesellschaftskonform verhält – allerdings muss es sozialverträglich für die Einwohner des Landes sein.“
An der Wiedereinrichtung von Landesgrenzen hält sie fest: „Ich muss doch wissen, wer ins Land kommt – allein schon wegen Corona.“ „Ich teile einige Ansätze des AfD-Parteiprogramms wie eine reglementierte Einwanderung. Aber dass Innenminister Horst Seehofer einen Abschiebestopp nach Afghanistan verfügt hat, ist ein Akt der Menschlichkeit. Ebenso können wir die Afghanen, die unser Heer beim Einsatz dort unterstützt haben, nicht allein lassen – diese Menschen sind verbrannt, die Taliban haben sie im Visier – da sind wir verantwortlich.“
Ein anderes Bild von Björn Höcke
Dass ihr Parteikollege Björn Höcke – zentrale Figur des als rechtsextremistisch eingestuften „Flügels“ der AfD – öffentlich als Rechtsextremist bezeichnet werden darf, heißt sie nicht gut: „Ich habe ihn so nie erlebt.“ Er liebe sein Land „und will nicht, dass es sich verändert – das ist jedermanns Recht. Das heißt aber nicht, dass ich persönlich mich nicht öffnen kann.“ Vor die Wahl gestellt, würde sie sich für Höcke und nicht für den als gemäßigt geltenden Parteivorsitzenden Jörg Meuthen aussprechen. Trotz ihres Bekenntnisses für Höcke, der bei Corona-Demos mit Mitgliedern von Neo-Nazi-Parteien wie der NPD oder dem „Dritten Weg“ auftritt, sieht sie die Außendarstellung ihrer Partei oft kritisch.
Ob sie sich schäme, wenn sie ihre Spitzenkandidatin Alice Weidel oder die Vize-Bundessprecherin Beatrix von Storch im Bundestag beobachte? „Bei Frau Weidel nicht, bei Frau von Storch ja. Aber es gibt andere, die sehr gut vorbereitet zur Sitzung kommen und einen guten Ton pflegen.“ Im 270 Seiten umfassenden Parteiprogramm ist zu lesen, dass die AfD raus aus der EU möchte. Wie soll das funktionieren? Lippold-Eggen zuckt mit den Schultern: „In England hat es auch geklappt“. Die AfD will rund 150 Milliarden Steuern einsparen. Wie finanziert sich dann der Staat? Lippold-Eggen: „Unnötige Subventionen müssen dafür wegfallen“. Allerdings, räumt sie ein, kenne sie das Programm nicht so gut, als dass sie hier adäquat antworten könne.
Sympathie für schwedischen Weg
Auch in Bad Kissingen war Freia Lippold-Eggen Gast bei Querdenker-Demonstrationen. „Ich war auch in Berlin und Leipzig“, allerdings als „Beobachterin“, wie sie sagt. Sie fühle sich als Bürgerin nach zwei Lockdowns, Masken-Affaire und „unlogischen Maßnahmen wie die Schließung der Gastronomie und der Friseure trotz Hygienekonzept verunsichert“. „Der schwedische Weg hätte mir gefallen, der auf Freiwilligkeit und Rücksichtnahme ausgerichtet ist.“
Wofür sie sich einsetzen würde: eine sichere und ausreichende Rente für die, die 45 Jahre eingezahlt haben. "Es kann nicht sein, dass es Menschen gibt, die von der Rente nicht leben können". Daneben streitet sie für eine bessere Bildungspolitik und mehr Lehrer, für mehr Polizisten. „Und ich glaube“, fügt sie an, „wenn die AfD die Kurve kriegt, können wir in der Opposition gut auf andere Parteien einwirken.“
Zur Person
Geburtsdatum: 16.02.1955
Wohnort: Bad Kissingen
Familienstand: verheiratet
Erlernter Beruf: Betriebswirtin für mittelständische Unternehmen
Hobbys: Kochen, Malen, Lesen
Bezahlte Posten außerhalb der Politik: keine
Egal wie man/frau/divers es sieht.
Nur eine Alternative…
Da sollte man lieber gar nicht wählen!