Schon seiner äußeren Erscheinung wegen wirkte Bürgermeister Siegfried Erhard (CSU) immer recht robust. Aber in der Rottershäuser Bürgerversammlung konnte er dann doch seine Gefühle nicht ganz verbergen: Es war die letzte, die er nach 24-jähriger Amtszeit leitete, noch dazu in seiner Heimatgemeinde. „In Sorge, ob ich als über Sechzigjähriger nochmals sechs Jahre der großen Aufgabe gewachsen sein könnte, beschloss ich meinen Verzicht, der mir nicht leicht fiel“, erklärte er.
In allen vier Versammlungen hatten die Bürger ihre Hochachtung vor dem Lebenswerk des scheidenden Gemeindeoberhaupts gezeigt, dessen Verdienste bei der offiziellen Verabschiedung am 30. April gewürdigt werden. Standing Ovations hatte es zum Beispiel in Oerlenbach gegeben, ergriffene Stille herrschte in Rottershausen.
Siegfried Erhard betonte, dass er das Amt 1990 nur geliehen bekommen habe und es nun weitergebe mit der Bitte, seinem Nachfolger Franz Kuhn das gleiche Vertrauen zu schenken. „Ich bin dankbar, weil ich 24 Jahre lang die Gemeinde führen und gestalten durfte. Ich habe mich bemüht, es gut zu machen. Im Rückblick würde ich vielleicht die eine oder andere Entscheidung anders treffen. Den Blick in die Zukunft begleiten immer Unwägbarkeiten.“
Die Gemeinde könne sich sehen lassen. Die finanziellen Verhältnisse seien geordnet. Auch nach der Sanierung der Wilhelm-Hegler-Halle sei der Schuldenstand – wenn überhaupt – überschaubar.
„Die beiden Gewerbegebiete ermöglichen, Betriebe anzusiedeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Alle Grundstücke sind in der Hand der Gemeinde bzw. des Zweckverbands und eröffnen bei Veräußerung finanziellen Spielraum“, erklärte er.
Selbstkritisch ergänzte er: „Sicher habe ich auch Fehler gemacht, aber nicht absichtlich. Gewiss habe ich Manches vergessen, was wichtig gewesen wäre. Vielleicht habe ich den einen oder anderen Mitbürger nicht ausreichend beachtet, übergangen oder gar ungerecht behandelt.“ Diese Mängel seien nicht absichtlich erfolgt, nicht boshaft, sondern als Folge menschlichen Irrens oder von Stimmungen.
„Ich gehe mit Wehmut, weil meine Gemeinde mir zum Lebensinhalt geworden ist und mir diese Arbeit Freude gemacht hat. Ich gehe mit Dankbarkeit, weil mich die Begegnungen mit Menschen bereichert haben, weil ich gestalten konnte und einige Seiten im Buch unserer Gemeinde füllen durfte.“
„Ich danke, dass man mich gelegentlich gefordert hat. Ich danke für das offene Wort und für Kritik, die Fehler verhinderten oder mich zum erneuten Nachdenken veranlassten“, würdigte er und bat: „Sehen Sie mir es nach, wenn ich Ihnen nicht immer gerecht werden konnte. Verzeihen Sie mir meine Fehler und Schwächen. Aber ich bin auch froh, dass ich fast ein viertel Jahrhundert Ihr Bürgermeister, Ihr Siggi, wie es kürzlich ein Kindergartenkind sagte, sein durfte.“