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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Rottmann will nachhaltig Politik machen
B'90/Die Grünen sind bundesweit im Aufwind. Natürlich sieht die Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann für sich und ihre Partei da bei der Kommunalwahl gute Chancen.
Die Bundestagsabgeordnete Dr. Manuela Rottmann ist die Landratskandidatin von B'90/Die Grünen/Bürger für Umwelt.
Foto: Isolde Krapf | Die Bundestagsabgeordnete Dr. Manuela Rottmann ist die Landratskandidatin von B'90/Die Grünen/Bürger für Umwelt.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:30 Uhr

Der politische Bundestrend spielt bei Kommunalwahlen stets eine Rolle, sagt die Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann. Die Landratskandidatin von B'90/Die Grünen/Bürger für Umwelt rechnet sich für die Wahl auf Kreisebene daher gute Chancen aus. Das bislang beste Ergebnis von rund 20 Prozent, das 2008 Landratskandidat Norbert Schmähling für B'90/Die Grünen/ÖDP im Landkreis erreicht hatte, sei ihrer Ansicht nach zu toppen. "Wir werden diesmal mehr als 20 Prozent bekommen."

Für sie sei es "spannend zu sehen", wie die Menschen in der Region die Politik des bisherigen Amtsinhabers beurteilen, ob sie diese durch ihr Votum bestätigen oder neue, eigene Bedürfnisse formulieren werden. Dass nicht nur parteiintern, sondern auch bei den Bürgern vor Ort eine Art Aufbruchstimmung herrsche, sei daran abzulesen, dass es im Landkreis zahlreiche Menschen gibt, die plötzlich Lust hätten, bei den Grünen mitzumachen, sagt die 47-Jährige.

Die 100-Marke knacken

So gibt es neuerdings Kandidaten-Listen von B'90/Die Grünen für die Kommunalwahl in Bad Brückenau, Münnerstadt, Bad Bocklet und Maßbach. "Es wäre durchaus noch mehr möglich gewesen, aber wir sind, was die Vorbereitungen angeht, an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen." Dass B'90/Die Grünen im Landkreis im Aufwind sind, belegen auch die Mitgliederzahlen, sagt Rottmann. Gab es 2017 noch 45 Mitglieder hier, seien es jetzt schon über 90. "Und die 100-Marke knacken wir auch noch."

Vor der Schließung der Geburtshilfe-Station am St.-Elisabeth-Krankenhaus: Hebamme Gabriele Kruppa wickelt in der Geburtshilfe des St. Elisabeth-Krankenhauses ein Neugeborenes.
Foto: Archiv Benedikt Borst | Vor der Schließung der Geburtshilfe-Station am St.-Elisabeth-Krankenhaus: Hebamme Gabriele Kruppa wickelt in der Geburtshilfe des St. Elisabeth-Krankenhauses ein Neugeborenes.

Dass die Bürger bei der Landratswahl drei Kandidaten zur Auswahl haben, sieht Rottmann positiv. Thomas Menz kenne sie nicht so gut. An Landrat Thomas Bold schätze sie, dass er "präsent und fleißig" sei. Sie selbst habe sich entschieden, auf Kreisebene zu kandideren, weil die Arbeit auf der kommunalpolitischen Bühne "vielfältiger und direkter" ist, sagt die Bundestagsabgeordnete.

Der Ernstfall der Bundespolitik

Ihr sei bei ihrer Arbeit in Berlin wichtig, dass Entscheidungen im Parlament auch für Kommunen praktikabel sind. Man müsse sich als Entscheidungsträger in Berlin stets fragen, ob Städte und Gemeinden das, was beschlossen wurde, auch umsetzen können, so Rottmann weiter. "Kommunalpolitik ist sozusagen der Ernstfall der Bundespolitik." Die Bundesregierung könne nicht alles regeln. Wenn es beispielsweise um den Bau von Fotovoltaikanlagen geht, müssten Städte und Kommunen eigenen Spielraum haben, wenn sie planen und bauen.

Ihr politisches Engagement sei für sie "Arbeit aus Überzeugung", sagt Rottmann und gesteht: "Ich bin ein totaler Workaholic. Aber ich arbeite am Nein-Sagen", sagt sie und lacht. Generell sei sie ein Mensch, der Stabilität braucht, um anstehende Aufgaben mit Ruhe zu bewältigen. Und dennoch gebe es Zeiten, wo sie sich Sorgen mache, wie jüngst angesichts der Vorgänge im thüringischen Landtag. Wohin soll das führen, frage sie sich dann oft.

Ein Rezept gegen Pessimismus

"Aber man kann nicht nur jammern, sondern muss auch handeln", lautet das Rezept gegen solchen Pessimismus. Das gelte auch für die Kommunalpolitik. Freilich herrschten früher vergleichsweise "goldene Zeiten". Heute müsse man sich mit Themen wie Bevölkerungsschwund, Landflucht und Ärztemangel auseinandersetzen. Ihrer Ansicht nach könne man im Landkreis aber wieder etwas aufbauen, "denn wir haben hier einen eigenen Weg in die Zukunft."

Bad Kissingen: Rottmann will nachhaltig Politik machen

Die zwei wichtigsten Themen in den vergangenen sechs Jahren im Landkreis, die nicht zufriedenstellend gelöst worden seien, sind für Rottmann die Schließung der Geburtshilfe-Station im Bad Kissinger Krankenhaus und ein Nahverkehrsplan, der die Verknüpfung von Bussen mit der Bahn nicht als zentrales Ziel setzte. Was den ÖPNV angeht, dauerten die Fahrten auf etlichen Strecken viel zu lang. "Und wenn man von Hammelburg mit dem Bus nach Bad Brückenau will, muss man erst nach Bad Kissingen fahren."

Das Prinzip der Nachhaltigkeit

Generell müsse man die Bürger vor solchen Entscheidungen anhören und "Raum schaffen für Debatten". Rottmann nennt als Beispiel das geplante Schulzentrum in Hammelburg. Auch die Menschen vor Ort müssten die Vor- und Nachteile einer Verlagerung der Schulen an den Ortsrand nachvollziehen können.

Nach Ansicht der 47-Jährigen müsse der Landkreis darauf achten, dass "nachhaltig gehandelt und gebaut" werde. Als Beispiel nennt sie die nach und nach erfolgte Privatisierung der Landkreis-Krankenhäuser. Das könne man zwar angesichts der früher für den Landkreis entstandenen Jahresdefizite durchaus verstehen. Es habe jedoch Folgeerscheinungen gezeitigt, wie den Verlust der Geburtshilfestation, die Abwanderung von Hebammen oder den Mangel an Notärzten.

Drei Fragen an die Landratskandidatin Dr. Manuela Rottmann (B'90/Die Grünen):

Frage: Wie sehen Sie Ihre Chancen bei der Kommunalwahl 2020? Glauben Sie, dass Sie in die Stichwahl müssen – und wenn ja, mit wem?

Manuela Rottmann: Ich hoffe natürlich, dass ich in die Stichwahl komme - und dann mit Amtsinhaber Thomas Bold.

Nennen Sie zwei Projekte, die Sie sich für Ihre erste Amtsperiode als Landrätin sofort auf die Fahnen schreiben werden?

Rottmann: Wir müssen zum einen dafür sorgen, dass die Energieversorgung im Landkreis Bad Kissingen bis zum Jahr 2032 komplett auf erneuerbare Energien umgestellt wird. Als zweites wichtiges Ziel habe ich im Blick, dass der Öffentliche Personennahverkehr im Landkreis schon in den kommenden sechs Jahren so ausgebaut wird, dass die Bürger bald Alternativen zum Zweit-Auto haben.

Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um den ländlichen Raum langfristig wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch abzusichern?

Rottmann: Ich will zum Beispiel dafür sorgen, dass Gründer mehr Unterstützung erfahren als bisher, denn es muss einfacher werden, wenn man im ländlichen Raum unternehmerisch tätig werden will. Zudem möchte ich dafür sorgen, dass die Angebote in unserem Landkreis mehr auf junge Frauen und Familien ausgerichtet werden. Wo es jungen Frauen gut geht, hat die ganze Region gute Chancen. Denn die Bedürfnisse von Frauen haben sich, wie ich glaube, im Lauf der Zeit am meisten verändert. Frauen sind heutzutage nicht mehr nur Mütter. Sie sind beruflich hochspezialisiert und suchen, auch wenn sie Familie haben, Berufe, in denen man ihre Fähigkeiten anerkennt. Wir müssen dem Fachkräftemangel in mehrfacher Hinsicht begegnen. Das heißt, wir brauchen attraktive Jobs für zwei, für den Mann und für die Frau. Wenn sich früher ein Arzt irgendwo niedergelassen hat, half seine Frau oft in der Arztpraxis mit. Heute hingegen ist diese Frau selbst hochqualifiziert, ist meinetwegen Maschinenbauerin, und natürlich will sie auch in diesem Beruf Fuß fassen. Dafür müssen wir hier die Voraussetzungen schaffen. 

Manuela Rottmann
Die gebürtige Würzburgerin kam nach Hammelburg, als sie in der 8. Klasse im Gymnasium war. Dort wohnt sie auch heute. Sie studierte unter anderem Jura in Würzburg, Frankfurt und Aix-en-Provence. Die Promotion erfolgte 2006. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin war sie an der Uni Frankfurt und am Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin tätig. Die Juristin war 2006 bis 2012 Dezernentin für Umwelt, Gesundheit und Personal bei der Stadt Frankfurt am Main. Von 2012 bis 2017 arbeitete sie für die DB Netz AG. Mit 19 Jahren trat sie den Grünen bei und ließ sich fünf Jahre später als Bundesvorstandssprecherin des Grün-Alternativen Jugendbündnisses (GAJB) in die Pflicht nehmen. 1999 bis 2001 war sie Sprecherin des Kreisvorstands von B'90/Die Grünen in Frankfurt. Von 2017 bis 2019 war sie Bezirksvorsitzende der Grünen Unterfranken. Seit 2017 sitzt sie im Bundestag und ist dort unter anderem stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Gesundheit.
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  • H. S.
    Viel interessanter wäre ja die Frage gewesen, warum sie hier Landrätin werden möchte, obwohl sie es vorzieht, woanders zu wohnen....
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  • M. E.
    Weil sie in Hammelburg lebt und nicht wie hier geschrieben in Würzburg.
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  • R. A.
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