Die Klinikleitung des St. Elisabeth Krankenhauses gab gestern bekannt, dass der Kreißsaal von nun an geschlossen bleibt. „Wir haben keine Lösung gefunden, die mich überzeugt, die Geburtshilfestation guten Gewissens zu betreiben“, begründet Geschäftsführer Sebastian Güldner die Entscheidung. Das Eli war die letzte Klinik im Landkreis, in der noch Kinder entbunden wurden.
Die Klinikleitung hatte bereits im März den Betrieb im Kreißsaal vorläufig eingestellt, weil das Eli zu diesem Zeitpunkt mit einer einzigen verbliebenen Hebamme nicht mehr in der Lage war, die Geburtshilfe aufrecht zu erhalten.
Seitdem stand die Klinik laut Güldner unter anderem in Kontakt mit den Hebammen aus dem Landkreis, externen Beratern und anderen Geburtskliniken. Alles ohne Erfolg. „Leider konnten wir keinen substanziellen Fortschritt erreichen“, so Güldner.
Schließlich entschloss man sich in der Klinikleitung, aus der Zwangspause eine endgültige Schließung zu machen. Güldner: „Wir müssen in einem realistischen Zeithorizont denken. Ich will einen schwierigen Prozess nicht unnötig in die Länge ziehen.“ Das bringe nichts, zumal es die Probleme, mit denen die Geburtshilfe zu kämpfen hat, nicht erst seit ein paar Wochen gibt. Sinkende Geburtenzahlen und wirtschaftlich schwere Rahmenbedingungen für Beleghebammen setzen kleinen Kliniken deutschlandweit zu.
Das endgültige Aus wird überwiegend mit Enttäuschung und Bedauern aufgenommen. „Es gefällt mir nicht, welche Wendung das genommen hat“, kommentiert Oberbürgermeister Kay Blankenburg die endgültige Schließung. „Wir bedauern das aufrichtig für die Stadt und den Landkreis“, sagt Eli-Betriebsratsvorsitzender Andreas Hämel. Er verteidigt die Klinikleitung und den Träger Helios.
„Es ist klar gewesen, dass ein kleines Haus sich die Geburtshilfe nicht leisten kann.“ Es sei Aufgabe der Politik, die Probleme zu lösen, etwa indem das Finanzierungssystem für Geburten angepasst würde.
„Es ist sehr schade, dass die Frauen jetzt keine Möglichkeit mehr haben, im Landkreis zu entbinden“, sagt Franziska Stoewer, Kreissprecherin des Bayerischen Hebammenverbandes. Zwar haben sich immer mehr Frauen zum Entbinden in Richtung größerer Kliniken orientiert. Aber es gebe trotzdem noch einige, die gerne hier bleiben würden. Sie sei eigentlich zuversichtlich gewesen, dass eine Geburtsstation am Eli mit einem neuen Konzept gut angenommen wird.
Nach Güldners Aussage wäre ein Neustart nur unter großem Aufwand möglich, der Erfolg allerdings nicht gesichert gewesen. Er sei dem Wohl der ganzen Klinik verpflichtet. Eine Neuausrichtung bezeichnete er als unerlässlich. „Wir sind im Laufe der letzten Wochen zu dem Schluss gekommen, dass wir die Frauenklinik umstrukturieren müssen.“ Der Behandlungsschwerpunkt soll sich künftig in Richtung der operativen Gynäkologie verschieben.
Die Klinik reagiert damit auf geänderte Versorgungsansprüche in der Region, erklärte der ärztliche Direktor Dr. Lutz Weller. „Wir sehen heute schon einen steigenden Bedarf von Patientinnen mit Fragen im Bereich der Beckenbodenchirurgie oder auch der minimalinvasiven Chirurgie“, sagte er.
Zur Umstrukturierung gehören personelle Veränderungen. Die letzte Hebamme im Eli, Gabriela Kruppa, wird das St.-Elisabeth-Krankenhaus nun verlassen. Zudem hat die Chefärztin der Frauenklinik, Dr. Daniela Hegenbarth, im Einvernehmen mit der Geschäftsleitung gekündigt. „Wir werden einen Nachfolger finden und die neue Ausrichtung entwickeln“, sagt Güldner. In der Übergangszeit wird der leitende Oberarzt Robert Kielan die gynäkologische Abteilung übernehmen.