
Nachdem die 18 Patienten vom Rettungsdienst des BRK-Kreisverbands verlegt worden sind, wird es still in der ehemaligen Leberklinik, die in Höchstzeiten rund 90 Patienten beherbergte. Auf den Stationen stehen die Türen offen. Hie und da huscht eine Schwester über den Gang, tragen Arbeiter Geräte weg. Überall in den Gängen stapeln sich Umzugskartons. Melancholie liegt in der von Desinfektionsmitteln geschwängerten Krankenhausluft.
Umzug ist wie ein Abschied
Pfarrer Georg Hirschbrich (Hausen) ist es weh ums Herz, als er nochmals die langen Flure abschreitet und da und dort ein Erinnerungsfoto knipst. 34 Jahre lang war er hier Seelsorger. „Ich habe Dr. Heinz Kalk noch selbst gekannt“, sagt er über den 1973 verstorbenen Klinik-Begründer. Im Stationszimmer des zweiten Stocks sind mehrere Mitarbeiterinnen gerade am Packen. Für viele ist der Umzug ins Eli ein Abschied, denn sie arbeiteten gern hier, lassen viele Erinnerungen zurück, hängen guten zwischenmenschlichen Erfahrungen nach.
„Seit 35 Jahren bin ich hier Stationshilfe“, sagt Reinhilde Ditzler. „Das ist eine lange Zeit.“ Sie ist auch deswegen besonders melancholisch, weil sie aus persönlichen Gründen nicht mit ins Eli umzieht. Martha Sykora ist ganze 17 Jahre lang als Krankenschwester mit der Klinik verbunden – Jahre, in denen ihr der Betrieb mit all den Patienten und Mitarbeitern ans Herz gewachsen ist.
Wenn in ein paar Wochen das Mobiliar ausgeräumt ist, soll das Gebäude entkernt und abgerissen werden. Damit ist das Haus, das bei seiner Eröffnung 1966 als „erste Leber-Spezialklinik der Welt“ gefeiert wurde, Geschichte. Das Rhön-Klinikum hat den Pachtvertrag mit dem Freistaat Bayern schon gekündigt. Was dann neben dem Gradierbau vielleicht neu gebaut wird, steht noch hoch oben in den Sternen.
Prof. Dr. Heinz Kalk hätte sich das wohl kaum träumen lassen, als er 1966 seine „Spezialklinik für Leberkrankheiten, Verdauungs- und Stoffwechselleiden“ eröffnete. Sie entstand damals auf historischem Boden, denn bis 1964 gab es an dieser Stelle das Salinenbad. Und in dem hatten prominente Kurgäste, wie Reichskanzler Otto von Bismarck, Linderung von ihren Leiden gesucht. Kalk hatte seinen Entschluss, eine Spezialklinik zu bauen, damals mit der Tatsache begründet, dass Leberkrankheiten „erschreckend zugenommen“ hätten. Die Ursachen lägen in den Folgen der Kriegs- und Nachkriegszeit, sagte er seinerzeit, vor allem aber auch in den Negativauswirkungen des wirtschaftlichen Aufschwungs, der das Krankheitsbild der „Wirtschaftswunder-Leber“ hervorgebracht habe. Sein propagiertes Ziel war es, der Lebererkrankung als „Volksseuche“ gerecht zu werden.
Anbau Ende August bezugsfertig
Fing man in den 60-er Jahren klein an, so war die Zahl der Mitarbeiter Anfang der 90-er Jahre auf 140 angewachsen. 90 Mitarbeiter zogen am Montag mit ins St.-Elisabeth-Krankenhaus um. Die Patienten wurden im zweiten und dritten Stock untergebracht. Auf der dritten Etage ist die onkologisch-chirurgische Abteilung angesiedelt, sagte Stapper und wies auch auf die enge Zusammenarbeit zwischen Chirurgie und Gastroenterologie hin.
Mit dem Umzug der Kalk-Klinik ist die Rhön Klinikum AG wieder einen Schritt weiter. Ende August soll der neue Anbau bezugsfertig sein, verkündete Stapper. Ende September ist mit Bauen Schluss. Bis dahin will man den hochmoderne Computertomografen schon betriebsbereit sehen, der Kernstück der erweiterten Radiologie wird. Im Anbau befinden sich weiterhin ambulante Operationssäle, eine Tagesklinik, drei Betten-Stationen sowie ein Hubschrauber-Landeplatz.