
Christine Martin und Johannes Wolf müssen lachen. Beide haben sich gut vorbereitet und Notizen mitgebracht. Amüsiert stellen sie fest, dass diese sehr, sehr ähnlich sind. Es passt eben. "Wir sind ein gutes Team", sagt Christine Martin. Gemeinsam mit Mitstreitern wollen sie Grüne Kommunalpolitik in den Münnerstädter Stadtrat bringen.
Politisch zusammengefunden haben sie beim TSV, wo Christine Martin Mitglied ist. Johannes Wolf ist seit 2013 einer der drei Vorsitzenden. Bei Gesprächen auch mit anderen Mitgliedern wurde immer wieder deutlich, dass viele Münnerstädter mit der derzeitigen kommunalpolitischen Situation unzufrieden sind. Aber meckern hilft nicht. Also haben sie sich einen Ruck gegeben und losgelegt.
"Ich habe kein Strickzeug dabei und bin mir auch nicht sicher, ob die Socken von Johannes aus Öko-Baumwolle sind", sagt Christine Martin. "Turnschuhe tragen wir beide zwar immer noch, aber die heißen heute Sneaker." Die Rechtsanwältin meint, dass diese Zeiten vorbei sind. "Grüne Politik wird ernst genommen und ist zwar in der Mitte der Gesellschaft angekommen - aber eben noch nicht in Münnerstadt ."
Daher wollen sie versuchen, mit den Grünen in den künftigen Stadtrat einzuziehen. "Momentan sind wir in der Planungsphase, haben aber auch schon ein gutes Team beieinander", sagt die 54-Jährige. Nun wollen sie abwarten, wie die Resonanz auf einen geplanten Infoabend zur Stadtrats- und Kreistagswahl am Freitag, 1. November, ab 18.30 Uhr Gasthaus "Zum Bären" ist. Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann und Grünen-Fraktionsvorsitzender im Kreistag Johannes Wegner wollen dabei Lust auf Grüne Kommunalpolitik machen. "Alle sind eingeladen, sich zu informieren oder auch zu engagieren."
Johannes Wolf hat schon Anfragen von anderen Fraktionen bekommen, ob er nicht bei ihnen mitmachen wolle. Aber die Strukturen seien so verfestigt, dass es ein Kampf gegen Windmühlen wäre, diese aufzubrechen. Momentan sei der Stadtrat gefangen in Meinungsblasen, aus denen es schwer sei herauszukommen. Der gelernte Bankkaufmann, der derzeit Sport-Medienmanagement studiert, würde sich wünschen, dass es in Münnerstadt so etwas wie ein Stimmungsbarometer bei der Bundespolitik gebe. "Die Kunst, das Gespür, in die Bevölkerung hineinzuhören, ist derzeit nicht ausreichend vorhanden", findet er. Hätte es ein Stimmungsbarometer gegeben, wäre die eine oder andere Entscheidung im Stadtrat anders ausgefallen, vermutet er.
"Wir wollen neuen Wind in den Stadtrat bringen, aber auch neuen Pragmatismus, neue Sachlichkeit", sagt der 30-Jährige. "Wir sollten erst einmal anhalten, anstatt grundsätzlich dagegen zu schießen." Der Fokus liege auf Münnerstadt mit den Ortsteilen. Weder wollen sie ein Windrad auf dem Marktplatz errichten, noch ein Mürschter Klimapaket packen und die Welt retten, sagt Christine Martin dazu. Kommunalpolitik sei keine Bundespolitik . "Wir wollen auch nicht neue bestenfalls sogar polarisierende Projekte aus dem Boden stampfen, sondern zunächst ganz unaufgeregt aktiv die Vielzahl der anstehenden Notwendigkeiten ganz sachlich umsetzen und die Zukunft Münnerstadts mitgestalten", betont sie. Und das unterlegt mit ihren Vorstellungen von nachhaltiger Politik,
Johannes Wolf hat nicht unbedingt vor, demnächst Parteimitglied bei den Grünen zu werden und bezeichnet sich - vorsichtig formuliert - nicht gerade als Stammwähler. "Aber ich begrüße sehr, die Bewegung der Grünen von der reinen Öko-Partei hin zu einer thematisch breiter aufgestellten, für die breite Bevölkerung wählbare Partei, die sich dank der Unfähigkeit so manch anderer zur Volkspartei mausert", sagt er und verweist auf Wahlergebnisse und Umfragen.
Der Student, der derzeit ein Praktikum bei Hertha BSC absolviert, meint, dass Grundwerte, auf denen das Handeln basiert, selbstverständlich und fraktionsunabhängig sein sollten. "Es geht um Respekt und Toleranz auf demokratischer Basis." Der Kompromiss sei eines der wertvollsten Instrumente der Demokratie, mache seiner Meinung nach sogar das Wesen der Demokratie aus, sagt Johannes Wolf . Und: "Vorsichtig ausgedrückt: In Münnerstadt wurde der Kompromiss nicht erfunden."
Von Beginn ihrer Überlegungen an sei klar gewesen, dass sie sich zur Umsetzung ihrer Vorstellungen nicht auf eine Seite der momentan vorhandenen "Blöcke" im Stadtrat schlagen, sondern bewusst Neues bieten wollen, erläutert Christine Martin. "Nicht nur für den politikverdrossenen Bürger , sondern auch als Chance für den künftigen Stadtrat." Politik solle wieder von Sachlichkeit und der Umgang miteinander von Wertschätzung geprägt sein, um für Münnerstadt optimale Entscheidungen zu treffen und umzusetzen, von denen auch nachfolgende Generationen noch profitieren. "Dass dies grundsätzlich möglich ist, hat Münnerstadt schon bewiesen. Insofern sind unsere Vorstellungen realistisch und machen Mut ", sagt sie.
Münnerstadt habe viel Potenzial, das vor allem auch in vielen jungen Leuten liege. Es sei ihre Herzensangelegenheit, diese für die Politik und die Gestaltung der Stadt zu gewinnen, meint Johannes Wolf . Man benötige unverbrauchte Energie, frischen Wind, um Münnerstadt mit seinen Ortsteilen voranzubringen. Es bringe nichts, Politik nur für junge Leute zu machen. "Politik muss gemeinsam mit jungen Menschen gemacht werden", findet er. Christine Martin verweist darauf, dass auch Ministerpräsident Markus Söder gefordert hatte, Politik jünger und weiblicher zu machen.
Christine Martin und Johannes Wolf wollen andere Bürger anstoßen und suchen noch Mitstreiter. Sie haben nicht den Anspruch, oben auf der künftigen Kandidatenliste für den Stadtrat zu stehen. Einen eigenen Bürgermeisterkandidaten nominieren sie nicht. Das steht schon einmal fest. Auch werden sie keine gemeinsame Liste mit einer der im Stadtrat vertretenen Parteien und Gruppierungen aufstellen. Sie wollen ja frischen Wind in den Stadtrat bringen. Bei allen Gemeinsamkeiten der Beiden, gibt es doch einen Unterschied. Christine Martin ist Fan von Werder Bremen , Johannes Wolf von Hertha BSC . Aber prinzipiell sehen sie es sportlich: "Wir wissen daher, dass gerade im Mannschaftssport - wie im Stadtrat - ohne Fairness, gemeinsamen Kampfgeist und Respekt kein Blumentopf zu gewinnen ist."
https://www.epochtimes.de/umwelt/elektroautos-belasten-das-klima-mehr-als-ein-dieselauto-hans-werner-sinn-verteidigt-studie-zur-klimabilanz-von-e-autos-a2867265.html?fbclid=IwAR3AuH0VmBmxBMIUQHDPXkFzku4oijOqJ9661n4E7aBzIs00RdCzB0_Jw1U