"Bei uns zu Hause ging's ständig um Politik", sagt Thomas Menz. Sein Vater habe sich die Bundestagsdebatten im Fernsehen angesehen und anschließend darüber diskutiert. Ein paarmal habe er sogar einen Brief nach Bonn geschickt, um seine Meinung kundzutun, erinnert sich der 48-Jährige. Von seinem Vater habe er gelernt, sich einzumischen. Kein Wunder also, dass Menz als 18-Jähriger seinen ersten Leserbrief zum Bad Kissinger Verkehrskonzept an die örtliche Zeitung schickte. "Man kann nicht nur meckern, man muss dann auch aktiv werden", lautet seine Devise.
2002 trat Menz dem Bad Kissinger Ortsverband der CSU bei, weil er Politik mitgestalten wollte. Doch dann habe er erkannt, dass zum damaligen Zeitpunkt bei den städtischen Christsozialen nicht viel Spielraum zum Gestalten gewährt wurde. Deshalb sei er zwei Jahre später wieder aus der Partei ausgetreten. "Ich wollte erst mal nichts mehr mit der Politik zu tun haben."
Die Politik in Stadt und Land
Doch dann hätten ihn die SPD-Genossen angesprochen. "Mir gefiel der freundliche Umgang miteinander dort sehr gut", sagt Menz. 2011 trat er der SPD bei und sitzt seit 2014 für diese Partei im Bad Kissinger Stadtrat. Gleichzeitig wurde er damals auch in den Kreistag gewählt, in dem er seit kurzem Fraktionsvorsitzender ist.
Ist es leichter, in der Stadt oder im Landkreis Politik zu machen? Menz runzelt die Stirn. Der Landkreis sei größer, die Themen komplexer, sagt er. Sich zum Beispiel einen praktischen Überblick über das System des Öffentlichen Nahverkehrs zu verschaffen, sei eine komplizierte Angelegenheit. Als Kreisrat sei man leider auch nicht so nah am Bürger dran wie im Stadtrat. "Wenn ich hier in der Stadt spazierengehe, komme ich immer wieder mit den Leuten ins Gespräch", sagt der Bad Kissinger.
Sachargumente statt Wetteifer
Nachdem die SPD bei den Kommunalwahlen 2008 und 2014 keinen Landratskandidaten präsentierte, sei es nun wieder an der Zeit, dass die zweitstärkste Fraktion im Kreisgremium bei der Kommunalwahl mitmischt, sagt Menz. Im Falle seiner Wahl dann Chef des Landkreises zu werden, hält Menz für sehr reizvoll. Denn mit der Verwaltung sei er von Berufs wegen vertraut, sagt der gelernte Bürokaufmann. Führungsqualitäten habe er sich als Leiter der Rotkreuzbereitschaft aneignen und jetzt in seiner Position als stellvertretender Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes verfeinern können.
Dass er bei der Wahl gegen Landrat Thomas Bold (CSU) und die Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann (B'90/Die Grünen) antreten wird, löse bei ihm keinen Wetteifer aus. Er wolle lieber durch Sachargumente punkten. Rottmann kenne er leider nicht sehr gut. An Landrat Bold schätze er das "kollegiale Verhältnis", das er im Kreistag an den Tag lege.
Digitalisierung an Schulen
Genau wegen dieses guten Miteinanders im Kreisgremium falle es einem leicht, Politik mitzugestalten, sagt Menz. Projekte würden diskutiert und, nachdem die Sachlage dargelegt ist, werde in vielen Fällen auch Einigkeit erzielt. Das sei so gewesen, als es seinerzeit zum Beispiel ums neue Berufsbildungszentrum (BBZ) in Münnerstadt ging, aber auch jetzt, wo die Pläne zum neuen Schulzentrum in Hammelburg allmählich Gestalt annehmen.
Dass man das BBZ, gemeinsam mit der Caritas, in der Region zu halten vermochte, gehört für Menz mit zu den bedeutendsten Ergebnissen der vergangenen Legislaturperiode. Aber auch die fortschreitende Digitalisierung der kreiseigenen Schulen hält der 48-Jährige für "absolut wichtig".
Auto fahren oder den Bus nehmen?
Der Landkreis muss auch in den kommenden Jahren weiter investieren, sagt Menz bezüglich des zinsgünstige Darlehens in Höhe von zehn Millionen Euro, das der Kreis 2019 bei der Landesbodenkreditgesellschaft abrief. "Vielleicht gehen die Schulden sogar noch weiter nach oben." Aber es sei wichtig, geplante Bauvorhaben voranzubringen und die Angebote des Landkreises attraktiv zu halten. So müsse künftig beispielsweise auch in den Öffentlichen Nahverkehr weiter investiert werden. "Denn der Mensch lässt das Auto nur stehen, wenn regelmäßig Busse fahren."
Drei Fragen an den Landratskandidaten Thomas Menz (SPD):
Frage: Die aktuelle politische Situation auf Bundesebene ist recht spannend und hat vermutlich auch Auswirkungen auf die Kommunalwahl. Welche Chancen rechnen Sie sich als SPD-Landratskandidat aus? Wollen Sie in die Stichwahl – und wenn ja, mit wem?Thomas Menz: Ich rechne mir ganz gute Chancen aus, denn die Wahl auf lokaler Ebene ist in erster Linie eine Persönlichkeitswahl, bei der das Parteipolitische hintansteht. Natürlich will ich in die Stichwahl kommen – und dann mit Thomas Bold.
Menz: Der Erhalt der Krankenhaus-Standorte in Bad Kissingen, Hammelburg und Bad Brückenau ist für mich eine vordringliche Aufgabe. Denn zu glauben, dass alles so bleibt, wie es ist, scheint mir blauäugig, da es sich teilweise um relativ kleine Standorte großer Konzerne handelt. Die drei Kliniken sind jedoch für unsere Gesundheitsregion sehr wichtig. Zu diesem Thema gehört auch, dass der Landkreis die Kommunen dabei unterstützt, die hausärztliche Versorgung aufrechtzuerhalten. Das zweite Thema, das mich beschäftigt, ist unsere Kreis-Initiative, die eine Infrastruktur für Elektroautos schaffen soll. Wir sollten aber nicht nur auf batteriebetriebene Autos setzen, weil man für diese Batterien langfristig die Rohstoffe in ärmeren Ländern plündern wird. Wir müssen uns auch neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen zeigen, wie dem Antrieb von Fahrzeugen durch Wasserstoff. Ich möchte dafür sorgen, dass wir auch eine Wasserstoff-Tankstelle im Landkreis einrichten.
Menz: Was den Wirtschaftsaspekt angeht, bin ich ein Fan der Standortkampagne, die der Landkreis seit einiger Zeit laufen hat. Dort können wir unter anderem mit unserem Wohnraum und den attraktiven Lebensbedingungen auf dem Land punkten. Aber natürlich auch mit unseren hiesigen Unternehmen. Wir sollten künftig versuchen, weitere Unternehmen der Weißen Industrie hierher zu bringen. Gesellschaftspolitisch gesehen, halte ich die Stärkung des Ehrenamts für eine unserer zentralen Zukunftsaufgaben, denn das Ehrenamt ist für mich die Keimzelle der Gesellschaft. Deshalb müssen wir die Stelle zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements im Landratsamt aufwerten.