
Seit 23. Oktober 2020 ist es amtlich: Der Landkreis Bad Kissingen gehört zu den "Digitalen Bildungsregionen" in Bayern. Allerdings wurde das Gütesiegel in Corona-Zeiten nicht persönlich überreicht. Kultusstaatssekretärin Anna Stolz ließ Landrat Thomas Bold vielmehr eine Videobotschaft zukommen. Stolz habe darauf hingewiesen, dass der Landkreis mit seiner digitalen Bildungsinitiative die Grundlage für ein effizientes Home-Schooling legte, sagt Landrat Bold im Gespräch mit dieser Redaktion.
"Gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie, ist das wichtig, denn der Bedarf ist groß." Übrigens bekommen nun auch die Bürgermeister der Städte, Märkte und Gemeinden im Landkreis in der Bürgermeister-Dienstbesprechung am 4. Dezember in Hammelburg eigene Urkunden zu dieser Auszeichnung überreicht.
Netzwerke für die Zukunft nutzen
Die Möglichkeit, "Digitale Bildungsregion" zu werden, ergab sich für den Landkreis aus der Fortführung der Initiative "Bildungsregionen in Bayern", die 2012 vom Freistaat ins Leben gerufen worden war. Ziel der neueren Initiative ist es für die bayerischen Landkreise, ihre regionalen Netzwerke und Strukturen zu nutzen, um zukunftsorientiert die digitale Bildung noch stärker in den Blickpunkt zu rücken.
Inzwischen haben sich 37 von insgesamt 76 Bildungsregionen im Freistaat auf den Weg zu einer "Digitalen Bildungsregion" gemacht, heißt es in einer Pressemitteilung des Kultusministeriums. Verschiedene Landkreise würden jetzt sukzessive ausgezeichnet, so das Ministerium. Im Oktober 2020 stand die Auszeichnung für den Landkreis Bad Kissingen an. "Darauf sind wir natürlich schon eine bisschen stolz", sagt Bold. Denn das Siegel sei Ausdruck dafür, dass der Landkreis sich mit den Voraussetzungen zur digitalen Bildung im Landkreis auseinandersetzt und sie vorantreibt.

Teilhabe für alle Bevölkerungsgruppen
Dabei dreht es sich, nach Bolds Angaben, nicht nur um die Schulen, auf denen freilich der Schwerpunkt dieser Initiative liegt. Vielmehr gehe es darum, alle Gruppen der Bevölkerung an den modernen digitalen Entwicklungen teilhaben zu lassen. Der Landkreis entwickelte hierzu in der Vergangenheit ein Bildungsportal, das Chancen für ganz unterschiedliche Interessen-Gruppen aufzeigt.
Als Beispiel nennt Bold ältere Menschen, unter denen so mancher auch gern fit im Umgang mit Computer und Smartphone wäre. Im Mehrgenerationenhaus haben Senioren schon seit Längerem die Möglichkeit, sich digital fortzubilden. Laut Bold ist es wichtig, alle Bevölkerungsgruppen anzusprechen und sie an modernen Entwicklungen teilhaben zu lassen.
Bildungskonzept für die Zukunft
Der Weg hin zum Gütesiegel "Digitale Bildungsregion" war lang. Schon die Bewerbung zur ersten Initiative "Bildungsregion Bayern" erforderte im Vorfeld etliche Initiativen. Ziel dabei war es, die Bildungs- und Teilhabe-Chancen junger Menschen vor Ort vom Kindergarten bis zum Eintritt in die Schule, und dann bis zum Berufsleben oder zum Studienbeginn, weiter zu erhöhen.
Der Landkreis Bad Kissingen gründete damals mehrere Expertenteams, die ein Bildungskonzept für die Zukunft ausarbeiteten. Rund 150 Akteure, unter anderem aus Kindergärten, Schulen, von den Bildungsträgern, dem Jobcenter, aus den Kommunen und dem Bereich Jugendhilfe, zunächst zum ersten Dialogforum und später über Monate hinweg zu zahlreichen Sitzungen.
"Bildungsregion Bayern" in 2014
In einem Dialogforum Anfang 2014 wurden Maßnahme-Empfehlungen beschlossen. Erst dann ging’s an die Bewerbung. Im November 2014 bekam der Landkreis schließlich als erste unterfränkische Region vom damaligen Kultusminister Ludwig Spaenle das begehrte Qualitätssiegel "Bildungsregion" überreicht.
Doch dann ging die Arbeit weiter: Im Herbst 2016 wurde vom Kreis ein Bildungsbüro eingerichtet, das es sich zur Aufgabe machte, das Bildungsangebot vor Ort zu verbessern und langfristig zu sichern. Seit 2017 kommt der Arbeitskreis "Digitale Bildung an Schulen" regelmäßig zusammen und tauscht sich zu aktuellen Themen und Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung aus. Zudem gab es eine erste Bildungskonferenz.

Digitales Equipment an Schulen fördern
Das zweite Zusammentreffen dieser Art im Jahr 2018 nahm dieses Thema schließlich auf und traf damit offenbar einen zentralen Nerv. Denn die Teilnehmerzahl war erstaunlich hoch und die Resonanz sehr gut. Das fiel offenbar auch an übergeordneter Stelle positiv auf, denn die Regierung von Unterfranken kam seinerzeit auf das Bildungsbüro des Landkreises Bad Kissingen zu und bot an, dass der Landkreis sich doch nun zur "Digitalen Bildungsregion" weiter qualifizieren könnte. In diesem neuen Programm geht es vor allem um die Förderung der digitalen Bildung in den Schulen.
Für eine solche Bewerbung sprach sich schließlich auch der Kreisausschuss in seiner Sitzung im Oktober 2018 aus. Wiederum musste in den Arbeitskreisen etliches geleistet werden. Schwerpunkte waren dabei unter anderem Fragen, wie man die Digitalisierung gemeinsam gestalten und eine moderne IT-Landschaft, mit Standardisierungen bei Hard- und Software, entwickeln kann. Im Zentrum der Diskussion stand zudem die Frage, wie man Kompetenzen für eine digitale Welt vermitteln kann, was vor allem auf die Schulung von Lehrkräften abzielte.
"Digitale Bildungsregion" in 2020
Mit dem frisch erworbenen Gütesiegel verbindet sich für Bold in erster Linie ein "Lob für gute Arbeit". "Es ist ein Signal dafür, dass wir uns hier im Landkreis dieser Thematik erfolgreich angenommen haben und sie in verschiedenen Bereichen weiterentwickeln", sagt Bold mit Blick vor allem auch auf die Landkreis-Schulen.
Weil Bayern mit seinem Engagement für die Digitalisierung der Schulen im deutschlandweiten Vergleich im ersten Drittel mitmischt, sind die kreiseigenen Schulen inzwischen recht gut ausgestattet und haben, im Vergleich mit anderen deutschen Regionen, in vielen Bereichen die Nase vorn, sagte jüngst Jürgen Bischoff, IT-Chef im Landratsamt, in einem Gespräch mit dieser Redaktion. Videokonferenzen und Gruppenarbeit im Netz seien in den Kreisschulen auch schon vor der Corona-Pandemie möglich gewesen. Rund 2,23 Millionen Euro werden nun, über den Freistaat, aus dem DigitalPakt für die kreiseigenen Schulen des Landkreises bis 2024 bereitgestellt.
Beste Voraussetzungen für Schüler schaffen
"Wir werden das Thema konsequent weiterentwickeln", sagt Landrat Bold. Bestes Beispiel ist für ihn das neue Berufsbildungszentrum Münnerstadt, in dem es jetzt beste Voraussetzungen zum digitalen Lehren und Lernen gibt. "Klar, bei einem Neubau berücksichtigt man sowieso die modernsten Ausstattungsmöglichkeiten." Aber die Tatsache, dass Bund und Freistaat digitale Entwicklungen seit einiger Zeit großzügig fördern, helfe mit, ein Schulhaus wie das in Münnerstadt hochmodern herzurichten.