
Gerade im Lockdown im März 2020 hat sich gezeigt, dass Deutschlands Schulen beim Thema Digitalisierung Nachholbedarf haben. Vielerorts gab es weder flächendeckend Geräte für digitalen Unterricht noch ausgereifte Lernplattformen. Und das, obwohl der "DigitalPakt Schule" von Bund und Ländern schon seit Mai 2019 beschlossene Sache war. Die Bundesländer gehen jedoch unterschiedlich damit um. Während die einen noch keinen Pfennig aus dem Programm abgerufen haben, sind andere bereits weiter. So auch Bayern.
Dort war, unabhängig vom DigitalPakt, schon 2018 der bayerische "Masterplan Digital II" ausgerufen worden, laut dem der Freistaat innerhalb von fünf Jahren insgesamt drei Milliarden Euro in die Digitalisierung des Landes investieren will. Der Bereich Schule macht dabei allerdings nur einen Teilbereich aus. Was den DigitalPakt angeht, kristallisierte sich inzwischen heraus, dass Bund und Freistaat Bayern nun über fünf Jahre hinweg eine Milliarde in die Förderung der digitalen Infrastruktur an Bayerns Schulen stecken wollen.
Neuen Schwung durch den DigitalPakt
Bayern liegt mit seinem Engagement für die Digitalisierung der Schulen deutschlandweit im vorderen Drittel, schätzt Jürgen Bischoff von der Hauptverwaltung im Bad Kissinger Landratsamt die Situation ein. Die kreiseigenen Schulen sind deshalb auch heute schon "recht gut ausgestattet" und haben, im Vergleich mit anderen deutschen Regionen, in vielen Bereichen die Nase vorn, sagt Bischoff. Videokonferenzen und Gruppenarbeit im Netz seien hier auch schon vor der Corona-Pandemie möglich gewesen.
Rund 2,23 Millionen Euro werden nun, über den Freistaat, aus dem DigitalPakt für die kreiseigenen Schulen des Landkreises bis 2024 bereitgestellt. Hinzu kamen und kommen weitere Summen aus anderen Fördertöpfen, wie zum Beispiel dem Budget für integrierte Fachunterrichtsräume (iFU) an berufsqualifizierenden Schulen, dem Budget für das digitale Klassenzimmer oder dem seit Sommer 2020 neu aufgelegten Sonderbudget Leihgeräte.

Glasfaser auch für die Saaletal-Schulen
Der Landkreis muss die für seine elf Schulen - vier Gymnasien, drei Realschulen, zwei Saaletal-Schulen, eine Berufsschule und ein Berufsbildungszentrum - in Aussicht gestellten Fördermittel teilweise vorfinanzieren, beziehungsweise ergänzend kofinanzieren. Er beteiligt sich aber finanziell auch aktiv an der neuen digitalen Infrastruktur. Beispiel Glasfaser-Ausbau: Pro Schulstandort gibt es dazu von staatlicher Seite 50 000 Euro an Mitteln – mit Ausnahme der Förderschulen. Hier springt der Kreis in die Bresche und lässt Glasfaser- und W-LAN-Leitungen für die beiden Saaletal-Schulen in Eigenregie verlegen.
Apropos Glasfaser: Das digitale Hochgeschwindigkeitsnetz wurde in den Hammelburger Kreisschulen bereits Anfang 2020 verlegt. Auch in den Schulhäusern in Bad Brückenau und Münnerstadt kann man bereits highspeed surfen, während die Bad Kissinger Schulen gerade erst ausgestattet werden. Doch bis Ende 2020 sollen alle kreiseigenen Schulen versorgt sein, kündigt Bischoff an.
W-LAN künftig jetzt an allen kreiseigenen Schulen
Im jüngsten Kulturausschuss gab der Leiter der Stabsstelle L 1 imLandratsamt, zu der auch die IT-Abteilung gehört, einen aktuellen Sachstand der digitalen Infrastruktur in den Kreisschulen. Der W-LAN-Ausbau war in den bayerischen Schulen wegen der Funkstrahlung lange Zeit verpönt gewesen, führte er aus. Auch der Landkreis hatte sich 2007 an die damaligen Empfehlungen des Bayerischen Landtags gehalten. Doch seit 2016 hat sich das Blatt gewendet. "Da kam der große Strategiewechsel", so Bischoff. Inzwischen verfügen auch die Kreisschulen über neue W-LAN-Anschlüsse.
Und es gibt weitere Neuerungen, die Lust auf die digitale Zukunft in den Schulen machen: In fünf Schulen wurden die alten Server ausgetauscht. Acht Schulen verfügen bereits über moderne Lernplattformen, die die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern erleichtern. Jetzt haben Schüler auch daheim online Zugang zu ihre Daten und Schulhifsmitteln.
Tablet-Klassen im Einsatz
Zudem will man künftig weg von den PC-Räumen mit fest installierten Desktop-Computern, in denen das Schulfach Informatik gelehrt wurde, sagte Bischoff. Computerräume wird es weiterhin geben. Aber man will auch hin zu mobilen iPads und Tablets, mit dem digitaler Schulunterricht generell in jedem Raum möglich wird.
Neue digitale Wege geht man längst im Gymnasium in Münnerstadt, wo es im Schuljahr 2018/19 schon die erste Tablet-Klasse gab. Auch dieses Jahr benutzt eine neue Klasse im Unterricht Tablets. Nach Bischoffs Angaben ist dieses Projekt auch für die anderen Schulen geeignet.
45 digitale Tafeln als Innovation
Die besten Voraussetzungen zu einer künftigen "Schule 4.0." hat wohl derzeit schon das Berufsbildungszentrum (BBZ) in Münnerstadt. Ein hochmodernes IT-System sorgt dort für die intelligente Nutzung neuster Medien. Dabei stehen unter anderem auch 45 digitale Tafeln im Mittelpunkt, sagte Bischoff. Lehrerinnen und Lehrer haben sich im Vorfeld intensiv mit dieser Art zu unterrichten befasst, um es nach dem Umzug der Schule in den Herbstferien 2020 gewinnbringend einzusetzen. Das Schulhaus soll am 30. Oktober übergeben werden.