Hinterhof eines besetzten Hauses, eines sogenannten „cortiço“ im Stadtzentrum: graue, schmutzige Wände, manche Fenster ohne Glas, andere mit Holz zugenagelt, die Wäsche davor zum Trocknen aufgespannt. In den Gängen schummriges Licht und Überwachungskameras: Drei Bürgerbewegungen haben sich hier zusammengetan und verwalten das Gebäude, das ein Zeitungshaus, dann Hotel war und schließlich leer stand und verfiel. Bis vor acht Jahren die Ärmsten kamen und es in Beschlag nahmen. Jene, die kein Geld haben für teure Mieten, auf der Suche nach einem Dach über dem Kopf.
237 Familien leben heute hier, zehn bis zwölf Bewohner teilen sich eine Gangtoilette, einen kleinen Lebensmittelladen haben sie eingerichtet. Seit der Besetzung kämpfen sie um ihr Wohnrecht, das Zentrum Gaspar Garcia unterstützt sie. Es gab Drohungen, das Gebäude werde geräumt. Mittlerweile gehört das Haus der Stadtverwaltung. Ob sie es herrichtet, steht in den Sternen. „Eine Wohnung ist Leben, Würde, Bürgersein“, spricht ein Vertreter das Credo der Besetzungen aus. Es ist nicht so, dass es in Sao Paulo keinen Wohnraum gäbe. Nur: Allzu oft stehen Gebäudekomplexe leer, weil sie nicht mehr genutzt werden oder damit spekuliert wird.