Der Abgrund ist eine schmale Gasse entfernt. Ein paar schiefe Treppen hinunter, ein Trampelpfad. Es stinkt nach Kloake, ein Graben übersät mit Müll, Abwasser läuft hinein, aus den Hütten und an den nächsten Haustüren vorbei. Willkommen im „Loch des Gürteltieres“. Was wie der Titel eines schlechten Horrorfilms klingt, ist in Sao Paulos Stadtteil Sapobemba bittere Realität: der Name für eine Favela, ein Armenhaus mitten in der Elf-Millionen-Metropole, in der die Reichsten mit Helikoptern zum Einkaufen fliegen.
Im „Loch des Gürteltieres“ hätten sie gerne ein paar Real übrig, um überhaupt mal richtig einkaufen zu können. Adeilda Sebastiana da Silva würde das Geld für Garn investieren, damit sie weiterhäkeln kann. Ihre selbst gemachten Hüte – sie sind derzeit die einzige Einnahmequelle für ihre fünfköpfige Familie. Ein Mann, drei Söhne, alle ohne Arbeit. Trotzdem schlagen sie sich irgendwie durch im „Loch“, benannt nach dem gepanzerten Tier, das hier in der Vergangenheit gesichtet wurde.