
Lehmann: Schon seit 40 Jahren ist bekannt, dass mindestens 20 Prozent der Tumorerkrankungen auf irgendeine Art und Weise mit der Ernährung zusammenhängen. Meist wird dann zuerst ein statistischer Zusammenhang zwischen dem Verzehr eines bestimmten Lebensmittels und einem erhöhten Krebsrisiko beobachtet. Die Herausforderung ist dann herauszufinden, woran das genau liegt, damit man die richtigen Empfehlungen geben kann. Liegt es an krebserzeugenden Inhaltsstoffe in den Lebensmitteln oder fehlen in diesen Lebensmitteln vor Krebs schützende Stoffe, die in anderen Lebensmitteln vorhanden sind?
Sie selbst haben den Einfluss von Soja, beziehungsweise Soja-Inhaltsstoffen auf das Brustkrebsrisiko untersucht. Sollten wir in Europa auch häufiger Tofu essen?
Lehmann: In westlichen Bevölkerungsgruppen hat Soja vermutlich weder einen positiven, noch einen negativen Einfluss auf das Brustkrebsrisiko. Wer Tofu mag, kann also gut seinen Fleischkonsum durch den Verzehr von Tofu senken. Wer nicht, kann auch andere Leguminosen wie Erbsen und Linsen als Proteinquelle wählen. Kritisch zu sehen sind sojabasierte Nahrungsergänzungsmittel. Also Lebensmittel in lebensmitteluntypischer Form, also als Tabletten, Kapseln oder Pulver, die als „natürliche“ Alternative zur Hormonersatztherapie bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt werden.