
Auch daraus ergibt sich Pluralität. Und schließlich bin ich wohl ungeduldig und möchte immer wieder mit etwas Neuem anfangen. Meine Dissertation befasste sich mit dem Mittelalter, meine Habilitation mit dem späten 18. Jahrhundert und ich könnte mir für mich kein Leben vorstellen, in dem ich mich allein auf diese beiden Epochen konzentriert hätte.
Gumbrecht: Ja – und das ist wohl normal. Einmal mag ich den Eindruck, dass man sich spät im Leben an solche Wurzeln und primären Impulse erinnert. Zum zweiten bekomme ich dafür erstaunlich oft positive Reaktionen. Leute schreiben mir, die mögen es, wenn ich mit einem Thema, das am Ende immer in der Gegenwart landet, mit eigenen Jugenderinnerungen beginne. Und wenn ich in der ersten Person Singular auf die ersten 20 Jahre meines Lebens zurückblicke, dann bin ich eben notwendig in Würzburg.