
Gumbrecht: Auf der Sieboldshöhe lebten fast ausschließlich Sudetendeutsche. Und deren Kinder redeten in der Schule mit einem anderen Akzent. Es gab also eine Herausforderung und ein Problem von Migrantenströmen in jener Nachkriegssituation, die demografisch viel massiver als heute – und die das Land ohne Aufhebens sehr gut und sehr erfolgreich absorbiert hat. Das ist ein positives Element einer Vergangenheit, die ja in ihren politischen Koordinaten im Vergleich zu heute sehr engstirnig wirkt.
Gumbrecht: Ja, ganz sicher. Das Siebold-Gymnasium und viele der Lehrer, die ich dort hatte, waren für mich sehr wichtig. Das habe ich nie vergessen. Ein Lehrer, der heute noch lebt, Josef Fick, hat mich entscheidend geprägt. Studienräte haben sich damals strukturell gesehen wie Universitätsprofessoren verstanden haben. Sie haben auf der einen Seite gelehrt, hatten aber gleichzeitig auch zumindest kleine Forschungsgebiete.