Und um die Fotografien für den virtuellen Spaziergang durch Stadtraum und Zeit nutzen zu können, müssen sie erst einmal auf dem Stadtplan „verortet“ werden. Schon das ist nicht leicht. Denn wann und von wo genau ist ein Bild aufgenommen? Wo stand einst der Fotograf, als er auf den Auslöser drückte? „Wir sind darauf angewiesen, von Gebäuden möglichst viele Ansichten aus unterschiedlichen Perspektiven zu haben“, sagt Niebling, der drei Jahre lang in Dresden forschte. Meist aber gibt es nur Aufnahmen der Schauseite, die Perspektive, die jeder wählt. Postkartenmotive eben.
Für die Kunsthistoriker ist die Stadt an der Elbe nicht zuletzt interessant, weil hier städtebaulich viel passiert ist. Rege Bautätigkeit im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, sozialistische Stadtplanungen, erneuter Abriss, Wiederaufbauten nach der Wende und Neubau in historischem Stil. Ganze Gebäudezüge an prägnanten Plätzen sind allein seit 1989 neu entstanden. „Die Stadt hat so gewaltige Veränderungen hinter sich“, sagt Bürger. „Da ändern sich nicht nur Fassaden oder Werbeschilder an Häusern.“