Datenbank mit 500.000 Babylauten
Wää-wä-äää. Eine halbe Million solcher Laute hat die medizinische Anthropologin in ihrer Datenbank archiviert. Schrei-, Wein- und Babbellaute von Babys aus aller Welt – eine einzigartige wissenschaftliche Sammlung. Und was für die meisten Menschen nicht gerade erbaulich klingt ist, ist für Kathleen Wermke „ein Feuerwerk an melodischen und rhythmischen Elementen“. Seit 30 Jahren geht die Wissenschaftlerin der Frage nach, wie wir Menschen zur Sprache kommen, wann und wie Sprache beginnt.
Seit vielen Jahren leitet Wermke an der Poliklinik für Kieferorthopädie der Uni Würzburg das Zentrum für vorsprachliche Entwicklung und Entwicklungsstörungen. Wobei das mit der „Vor-Sprache“ so eine Sache ist. Denn für die Anthropologin ist klar: Sprache beginnt nicht mit dem ersten Wort. Sprache beginnt mit dem ersten Schrei.
Neugeborene mit „Sprachtalent“
Zumindest mit den ganz frühen Lautäußerungen. Dass Neugeborene „Sprachtalent“ haben und die Entwicklung mit den ersten Schreimelodien beginnt, daran hat die Professorin keinen Zweifel. Auch wenn das nicht in das gängige linguistische Modell der Sprachentwicklung passt. In der Wissenschaftswelt galt (und gilt) die Lehrmeinung: Babygeschrei ist universal und hat für die Sprachentwicklung keine Bedeutung. Die Sprache selbst beginne frühestens mit dem Babbeln von Silben, eigentlich erst mit den Worten.