Glaubt man Ilonas Bericht, dann dürfte die Bevölkerung rund um den rumänischen Ort Hermannstadt in den Frühjahrs- und Sommermonaten reichlich dezimiert sein: „Wer arbeiten kann“, sagt Ilona, „kommt hierher.“ Wer arbeiten kann, steckt spätestens Ende März sein Handy in die Tasche, stopft Arbeitskleidung in den Koffer, legt Fotos von den Kindern dazu. Nimmt dann den Überlandbus westwärts – und landet nach langer Fahrt vielleicht im unterfränkischen Allersheim, fünf Kilometer östlich von Giebelstadt im Landkreis Würzburg. Auf dem Hof der Kuhns. So macht es Ilona. Sie arbeitet seit zwölf Jahren als Saisonarbeiterin und hat es mittlerweile zur Vorarbeiterin gebracht.
Ilona verschweigt ihren Nachnamen, aber sie erzählt in gut verständlichem Deutsch, dass sie 55 Jahre alt ist und zwei erwachsene Söhne hat. Früher hat sie in Hermannstadt in einer Glasfabrik gearbeitet, so lange, bis sie über eine Bekannte erfuhr, wie viel man in Deutschland mit Erntearbeit bekommen kann. „Mehr als ich das ganze Jahr in der Fabrik verdient habe“, sagt Ilona. Sie ist sehr zufrieden mit ihren Arbeitgebern, den Kuhns. Die Bezahlung sei in Ordnung, die Arbeitsabläufe seien geregelt, die Unterkünfte in den Containern und auf dem Hof seien „sauber“ und die Kuhns seien „nette Leute“.