Schlechte Straßen in Deutschland
Dieses Erfolgsgefährt also schien Mitte des 19. Jahrhunderts tot zu sein, der Lächerlichkeit preisgegeben. Bis ihm eine neue Erfindung neues Leben einhauchte: der Tretkurbelantrieb. Der entscheidende Schritt von der Laufmaschine zum Fahrrad nach heutiger Vorstellung. Bodenkontakt war gestern. Nun galt es, die Füße auf dem Rad zu balancieren. Die Franzosen machten den Anfang. Vorreiter war vor allem Pierre Michaux mit seinem Velociped. Doch auf deutschem Boden waren die Straßen noch immer schlecht. Wieder blieb der Durchbruch aus, auch wenn die Entwicklung weiterging. Mit größeren Rädern, Drahtspeichen und leichteren Rahmen wurden die Gefährte allmählich schneller.
Bis das Hochrad da war. Das kam schon besser an. Es sah bei sachgemäßem Gebrauch zwar elegant aus, war aber ausgesprochen gefährlich; reihenweise stiegen die Fahrer wegen des hohen Schwerpunkts unsanft über den Lenker ab – mit schmerzhaften Folgen. Die Geburtsstunde des Massenprodukts war, als man mit dem „Sicherheitsniederrad“ Ende des 19. Jahrhunderts wieder auf gleich große Räder sowie einen Kettenantrieb und dreieckige Rahmen setzte – und die Industrieproduktion die handwerkliche Fertigung ablöste, mit der Folge deutlich günstigerer Preise.