Allerdings sei es gut, wenn man Sterbenden einen Raum biete, in dem sie Ängste ansprechen könnten. Becker meint, dass vor allem die ungebremst agierende moderne Medizin viel zur Angst der Menschen vor dem Sterben beigetragen habe.
Frühere Generationen hätten noch ein tiefes Wissen um die Endlichkeit des Lebens gehabt. Rituale halfen bei den Lebensübergängen und spendeten Trost. Doch dies sei dem modernen Menschen verloren gegangen. „Abschiede, Trennungen, Verluste, Lebensübergänge wie Schulabschluss oder Rente – jeder Abschied ist ja eigentlich ein kleines Sterbe-Erlebnis“, meint sie. Gestorben werde heute im Krankenhaus oder im Altenheim: „Wir haben den Tod outgesourct“, sagt sie. Becker lädt Schulklassen in ihre Palliativstation ein. „Unsere Patienten freuen sich, und auch für die Kinder ist es gut.“ Hinschauen statt wegschauen also.