Es tut mir sehr leid, aber das ist ganz sicher Krebs.“ Als die Ärztin im Klinikum Singen diese Worte sagt, liege ich da wie betäubt. Mit dem Ultraschallgerät ist sie mehrere Minuten sanft über meine linke Brust gefahren, hin und her, hinauf und hinunter. Mitten in dem hellen, sanft strukturierten Gewebe befindet sich ein schwarzer Fleck, scharf konturiert, etwa einen Zentimeter groß. Seit Monaten spüre ich eine flächige Verhärtung; an Krebs hatte ich nie gedacht.
Ich liege da, als wäre dieser Körper gar nicht meiner, während die Ärztin sichtlich beunruhigt weitermacht, die andere Brust untersucht, die Lymphknoten in den Achseln und am Ende die Leber. Immerhin: Abgesehen von dem Knoten in der Brust findet sie nichts. Alle Lymphknoten sind frei, die Leber auch – keine Metastasen also.
Diese letzte Information kommt bei mir schon gar nicht mehr an. Krebs. Ich? Das kann nicht sein. Ich bin 47 Jahre alt, stehe mitten im Berufsleben, liebe meine Arbeit als Journalistin. Zu Hause warten mein Mann und meine Katze auf mich, meine Familie, meine Freunde. Ich habe immer gesund gelebt, rauche nicht. Okay – Bewegung könnte etwas mehr sein. Aber Krebs?