Die Ärztin entnimmt mit einem Stanzapparat zwei Proben aus meiner Brust. Mein Körper wird nur leicht durchgeschüttelt, als die Kanüle hineingeschossen wird. Aber meine Seele erzittert bis in ihre Grundfesten. Als die Untersuchung zu Ende ist, sagt die Krankenschwester, die dabei ist, mitfühlend: „Sie können jetzt aufstehen.“
Sterben muss jeder – eine banalere Erkenntnis gibt es nicht. Philosophie und Religionen haben jahrhundertelang darüber nachgedacht und unterschiedliche Lösungen dafür gefunden. Auferstehung, Jenseits, Nirwana . . .
Doch diese spirituellen Überzeugungen sind vielen modernen Menschen verloren gegangen, meint der Literaturwissenschaftler Helmut Bachmaier. „Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der Menschen jung, vital und dynamisch sind“, sagt der Altersforscher. Der Tod, dem keiner entrinnen kann, sei die Negation dieses Menschenbildes. „In unserer Gesellschaft ist alles sehr zerbrechlich – denken Sie an den Flugzeugabsturz in den französischen Alpen“, sagt er.