„Nie wollte er mehr sein“, so in einem Nachruf aus dem Jahre 1965 „als ein guter Handwerks-Meister. Er war ein ungemein fleißiger und mitunter fanatischer Arbeiter, immer überzeugt davon, dass er noch dazulernen konnte. Wenn er es für nötig hielt, wiederholte er eine Aufnahme mehrmals, auch wenn er dazu viele Kilometer fahren musste. Dabei war ihm jede Geschäftemacherei zutiefst zuwider. Leo Gundermann erlebte viele Ehrungen, blieb aber immer der alte: Ein freundlicher, agiler Herr mit Brille und Baskenmütze. Letztere trug er in den zwanziger Jahren ebenso wie in den Sechzigern“.
Und das Haus Gundermann? Nach 134 Jahren seines Bestehens kam 2008 auch für das traditionsreiche und bekannte Studio in der Bahnhofstraße das Ende. Enkel Christoph Gundermann und seine Frau Marion, eine anerkannte Porträtistin, betrieben es in vierter Generation weiter. Die Töchter indes winkten ab, als es um die Nachfolge ging, sie hatten andere Lebensplanungen. Die Auflösung des Unternehmens vor Augen gingen Marion und Christoph Gundermann den Schritt ins digitale Zeitalter der Fotografie daher nur noch ansatzweise mit.