Wir erwarten hier von dem Piloten, dass er möglicherweise moralisch einwandfrei, aber doch rechtswidrig handelt. Er muss dann auch die Folgen tragen: Er wird zum Beispiel seinen Beruf verlieren und möglicherweise gering bestraft werden. Der Vorwurf, den eine Gesellschaft solch einem Menschen machen kann, ist sehr schwach, weil moralisch gesehen seine Tat vertretbar ist.
Hilgendorf: Ja, und ich selber würde mich auch zu diesen 86 Prozent rechnen, die sagen: Freispruch. Als Jurist würde ich es genauer formulieren: Der Täter hat den Tatbestand erfüllt, und er hat auch rechtswidrig gehandelt. Aber wir können ihm keinen persönlichen Schuldvorwurf machen, deswegen muss er freigesprochen werden.
Hilgendorf: Ich bin vor allem froh, dass ich nicht als Pilot eine solche Entscheidung zu treffen habe. Ich stelle mir das fürchterlich vor, aber Menschen beim Militär werden ausgebildet, um auch mit solchen Extremsituationen zu recht zu kommen. Auch für Richter ist es eine schwierige Entscheidung, aber es gab in der Vergangenheit schon Urteile, die in diese Richtung gingen.