Hans Böhm ist als Sohn böhmischer Flüchtlinge in Helmstadt geboren. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Hirte und er zog als Musikant durch die Dörfer. Der selbstbewusst auftretende, redegewandte Junge war auch schon vor seiner Predigerzeit vielen Menschen in den Dörfern zwischen Würzburg, Wertheim und Tauberbischofsheim bekannt. Er hörte, was das Volk im unteren Maintal über Gott und die Welt redete, und er erfuhr viel von der Not der einfachen Menschen. Mit seiner Herde zog er umher, er lernte Menschen anzusprechen und malte sich im Geiste eine gottgefälligere, bessere Weltordnung aus.
In jener Zeit hatte der „kleine Mann“ wenige bis gar keine Rechte. Wirtschaftliche Not, soziales Elend und Missstände in Kirche und Klerus bestimmten das Leben im 15. Jahrhundert. Die Bauern trugen die Hauptlast zur Aufrechterhaltung der Feudalgesellschaft: Fürsten, Adel und Klerus lebten von deren Arbeitskraft. Neben dem Großzehnt und dem Kleinzehnt auf die meisten ihrer erwirtschafteten Einkünfte und Erträge zahlten sie Steuern, Zölle und Zinsen und waren häufig ihren Grundherren zu Fron- und Spanndiensten verpflichtet.