
Sechs Wochen Flucht
Sechs Wochen ist Modamani unterwegs, bis er in Berlin ankommt. Die erste Etappe, mit dem Flugzeug via Beirut ins türkische Izmir, legt er relativ problemlos zurück. Dort trifft er Landsleute, die Deutschland als Ziel vorgeben. Schlepper versprechen, sie per Schlauchboot auf die griechische Insel Chios zu bringen. Zweimal fängt die Küstenwache das Boot ab, im dritten Anlauf fällt einen Kilometer vor der griechischen Küste der Motor aus. Panik bricht aus, das überfüllte Boot droht zu kippen. Modamani kann an Land schwimmen. Was er zurücklässt, darüber zu reden, fällt ihm auch heute noch schwer. „Das ist so traurig, wenn ich nur daran denke.“ Ob er Angst hatte? „Nur 50 Prozent schaffen die Flucht“, antwortet er lapidar.
Über Athen, Mazedonien und Serbien geht es mal mit Bussen, mal mit teuer erkauften Taxi-Fahrten, oft aber auch zu Fuß weiter bis zum Bahnhof in Budapest. Nach den erlösenden Worten aus Berlin schlägt er sich von dort weiter durch bis an die österreichische-deutsche Grenze. „Ich bin noch nie so viel gelaufen, habe noch nie so wenig geschlafen“, sagt er. „Aber ich habe es geschafft.“ Glücklich ruft er nach der ersten Nacht in Deutschland seine Mutter in Syrien an.