Helmut Glauch ist Redakteur in Schweinfurt und Leseratte geblieben. Es dürfen auch Science-Fiction und vor allem Mystery sein – für Fantasiereisen im Schein der Nachttischlampe.
Notiz von Mama
Besondere Erinnerungen verbinde ich mit einem roten Reclam-Buch: „A Streetcar Named Desire“ von Tennessee Williams. Ich habe es mindestens dreimal gelesen, wenn nicht sogar öfter, weil ich kurz vor dem Abitur meine Facharbeit zum Thema „A Streetcar Named Marge“ schrieb – ein Vergleich von Williams' Drama mit einer Simpsons Folge. Damals war mein Verhältnis zum roten Heft schwierig. Irgendwann konnte ich es einfach nicht mehr sehen, meine Textmarker waren alle verbraucht und Tennessee Williams hing mir bis zur Facharbeitsabgabe zum Hals raus.
Heute, fast zehn Jahre später, muss ich lächeln, wenn ich das rote Heft in den Händen halte. Dann denke ich an meine Schulzeit zurück und frage mich, warum ich mir überhaupt so viele Gedanken über das Leben mache. Denn damals hat ja auch alles irgendwie geklappt. Und ich musste lachen, als ich zwischen den Seiten plötzlich eine alte Notiz von meiner Mutter an mich entdeckt habe. Das Buch jemals wegzuschmeißen, kommt deshalb nicht infrage.