Eugene wer?
Es muss in der siebten Klasse gewesen sein – Herrgott, wo sind nur all die Jahre geblieben? Für eine Aufführung am Würzburger Friedrich-Koenig-Gymnasium hatte unser Deutschlehrer Herr Schaller „Die Stühle“ von Eugene Ionesco ausgewählt. Eugene, wer? Richtig. Wir hatten auch keine Ahnung, und es wurde auch nicht besser, als die gelben Reclamheftchen verteilt wurden.
Wenn ich heute durch das Büchlein blättere, ist es, als sei ich Marty McFly auf Zeitreise zurück ins Jahr 1980. Ich erkenne noch die Markierungen meiner Textpassagen. Ich sollte in einer Szene die Hauptrolle spielen, den Mann. Ich bewegte mich hölzern und sprach absurde Sätze wie: „Herr Oberst, den letzten Krieg, haben Sie den eigentlich verloren oder gewonnen?“ Ich erinnere mich noch, wie ratlos unsere Eltern damals aus der Aula gegangen sind. Sie haben trotzdem geklatscht. Meine Schauspielerkarriere war auf dem Höhepunkt und am Ende zugleich. Ionesco schreibt im Vorwort, dass ihm die Welt unverständlich bleibt, wie könne er da sein eigenes Stück verstehen. Ich habe es irgendwie nie übers Herz gebracht, das gelbe Büchlein wegzuwerfen. Es riecht so verdammt gut nach Tagen der Unbeschwertheit.