Ein eigenes Haus zu bauen, ist für viele Menschen immer noch ein Lebenstraum. Doch Bauherren haben es aktuell schwer: Die Preise für Material und die Darlehenszinsen steigen, die Lieferfristen sind teilweise unkalkulierbar und dann fehlen auch noch die Handwerkerinnen und Handwerker. Im Bayerischen Wald und anderen Regionen des Freistaats haben Bauwillige ihr Grundstück deshalb bereits zurückgegeben. Wie sieht es in Unterfranken aus? Eine Umfrage bei Bürgermeistern in ausgewählten Gemeinden der Region.
Bürgermeister im Landkreis Würzburg: Keine Probleme mit Rückgaben
Im Landkreis Würzburg sieht die Situation aktuell größtenteils entspannt aus. Lediglich in Ochsenfurt wurde bisher ein Bauplatz wieder zurückgegeben, teilt Bürgermeister Peter Juks mit. Es sei eine Reaktion auf die gesamte Situation gewesen, die Interessenten hätten das Risiko eines Hausbaus aktuell nicht eingehen wollen. Doch es gebe immer noch genug andere Bauwillige, sagt der Ochsenfurter Bürgermeister. Er hoffe dennoch, dass sich die Lage in der Baubranche bald wieder beruhigte: "Die Ingenieure, Genehmigungsbehörden und Handwerker sind alle am Anschlag."
In Eibelstadt (Lkr. Würzburg) gab es bislang keine Rückgaben bei aktuellen Bauvorhaben, sagt Bürgermeister Markus Schenk. Das gleiche gelte auch für Sommerhausen, Winterhausen und Frickenhausen, die anderen Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft. 30 Grundstücke eines neuen Baugebiets sollen im April 2023 fertiggestellt werden, im August gehen sie in die Ausschreibung. Schenk ist positiv gestimmt, dass sich genug Bauwillige bewerben werden.
Auch in Geroldshausen (Lkr. Würzburg) soll im Frühjahr 2023 ein Neubaugebiet erschlossen werden. "In der Gemeinde haben sich allein dieses Jahr schon 13 Interessenten für einen Bauplatz gemeldet", sagt Bürgermeister Gunther Ehrhardt. Probleme wegen möglicher Rückgaben oder zu wenig Bauwilligen sieht er in der Region nicht.
In den Landkreisen Main-Spessart und Kitzingen: Weiter große Nachfrage nach Bauplätzen
Ähnlich sieht Wolfgang Blum, Bürgermeister von Aura im Sinngrund (Lkr. Main-Spessart), die Lage. In den vergangenen vier Jahren hat die Gemeinde zwölf von 13 Grundstücken verkauft und noch keinen Rückläufer zu verzeichnen. Im Gegenteil, er wisse von jungen Familien, die noch Bauplätze suchen, sagt Blum. In Iphofen im Landkreis Kitzingen stehen aktuell zwar keine Bauflächen zum Verkauf. Doch selbst wenn, würde er sich keine Sorgen machen, sagt Bürgermeister Dieter Lenzer: "Die Nachfrage bei uns ist so hoch, ich glaube nicht, dass Grundstücke zurückgegeben werden würden."
In der Nachbargemeinde Rödelsee dagegen gab es laut Bürgermeister Burkhard Klein bei 75 Bauplätzen im Baugebiet "Am Schwanberg" zwölf Rückgaben. Die Gründe seien unterschiedlich: Ungewissheit, was Kostensteigerungen betrifft, berufsbedingte Wegzüge oder eine veränderte private Situation. Manch anderer habe auch inzwischen andernorts ein Objekt gekauft.
Für die zwölf zurückgegebenen Bauplätze in Rödelsee gebe es bereits wieder genug Anfragen, sagt Klein: "Wir bekommen jeden Tag Mails. Daher sind wir, was die Rückgabewelle betrifft, relativ entspannt." Baugrund sei weiter gefragt und das Gebiet "Am Schwanberg" sehr attraktiv.
In Wiesentheid (Lkr. Kitzingen) macht man sich auch keine Sorgen. Zwar seien von 40 Bauplätzen zuletzt zwei Grundstücke vor dem Notartermin zurückgegeben worden, teilt der Sprecher der Marktgemeinde, Christian Sturm, mit. Doch das sei nicht unüblich. Für die aktuell geplanten Neubaugebiete würden stetig Anfragen eingehen. "Die Nachfrage übersteigt weiter das Angebot", sagt Sturm. "Offen bleibt, ob alle Bauwerber die Bauverpflichtung von in der Regel fünf Jahren erfüllen können."
In Waigolshausen im Landkreis Schweinfurt: Immer wieder Rückgaben
Etwas angespannter scheint die Lage in Waigolshausen (Lkr. Schweinfurt) zu sein. Hier wurden laut Bürgermeister Christian Zeißner im vergangenen Jahr zunächst alle 29 Bauplätze vergeben. "Aber während der Vergabe und kurz danach sind schon die ersten Rückgaben gekommen", sagt Zeißner. Die Gründe kenne er nicht. Aktuell laufe für die letzten, noch nicht vergebenen Bauplätzen bereits die vierte Vergaberunde: "Ich hoffe, dass sie dann vergeben bleiben", sagt Zeißner. Interessentinnen und Interessenten gebe es genug.
In Nüdlingen im Landkreis Bad Kissingen: Ein Bauherr zog zurück
Auch ein Blick nach Nüdlingen (Lkr. Bad Kissingen) zeigt, dass die Situation in Unterfranken im Vergleich zu anderen Regionen Bayerns bislang nicht kritisch ist. Von den zuletzt verkauften Bauplätzen habe die Gemeinde einen wieder zurückgenommen, sagt Arno Tatzel, zuständig für Finanz- und Bauverwaltung: "Der Bauherr hat uns wissen lassen, dass er aufgrund der momentanen Situation mit den gestiegenen Baukosten seine Bauverpflichtung nicht erfüllen kann."