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Gochsheim
Tarifverhandlungen ohne Ergebnis: Verdi ruft Beschäftigte bei Edeka in Gochsheim erneut zu einer Woche Streik auf
Seit Sonntag wird am Edeka-Zentrallager in Gochsheim wieder gestreikt. Welche Auswirkungen das auf Edeka-Märkte in Unterfranken hat und wie es weiter geht.
So sah es in den vergangenen Wochen in einigen Edeka-Supermärkten in Unterfranken aus. Seit Sonntag wird im Zentrallager in Gochssheim, das für Nachschub zuständig ist, erneut gestreikt.
Foto: Thomas Obermeier | So sah es in den vergangenen Wochen in einigen Edeka-Supermärkten in Unterfranken aus. Seit Sonntag wird im Zentrallager in Gochssheim, das für Nachschub zuständig ist, erneut gestreikt.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 29.07.2023 04:34 Uhr

Die Lücken in Supermarktregalen bei Edeka in Unterfranken werden wohl noch bleiben. Bei den Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Arbeitgebern im Handel in der vergangenen Woche gab es keine Einigung. Auch der Versuch des Lebensmittelkonzerns Edeka, einzelne Tarifforderungen der Gewerkschaft vor Gericht für unzulässig zu erklären und weitere Streiks zu unterbinden, scheiterte letztlich.

Die Streik-Dauer von mittlerweile mehr als 150 Tagen an den fränkischen Lagerstandorten Gochsheim (Lkr. Schweinfurt), Sachsen bei Ansbach und Schwabach hatte Edeka als unverhältnismäßig bezeichnet und Verdi vor den Arbeitsgerichten in Hof, Schweinfurt und Nürnberg verklagt. Der Konzern bekam in Teilen Recht, Verdi ging vor dem Landesarbeitsgericht in Nürnberg in Revision.

Verdi in Schweinfurt ruft erneut auf: Streik geht in die nächste Runde

Damit geht der Streik im Handel in die nächste Runde. Seit Sonntag legen zahlreiche Beschäftigte im Edeka-Zentrallager in Gochsheim erneut ihre Arbeit nieder. "Wir werden weiter Druck aufbauen, um Ende August zu einem guten Tarifabschluss zu gelangen", erklärte Peter König, Verdi-Gewerkschaftssekretär im Bezirk Schweinfurt, am Montag. Die Beschäftigten in Gochsheim seien bis kommenden Sonntag wieder zum Streik aufgerufen.

König wirft dem Lebensmittelkonzern mit Hauptsitz in Rottendorf (Lkr. Würzburg) vor, besonders hart gegen die Gewerkschaft und den Streik vorzugehen. Auch würde das Unternehmen Druck auf die Streikenden selbst ausüben und vereinzelt mit Repressalien bis hin zu "fristlosen Kündigungen" drohen.

Die Tarifauseinandersetzung im Handel geht weiter: Bei Edeka in Gochsheim streiken die Beschäftigten weiter. Ende Juli verliehen sie in Schweinfurt bei einer Kundgebung ihren Forderungen Nachdruck.
Foto: Steffen Krapf | Die Tarifauseinandersetzung im Handel geht weiter: Bei Edeka in Gochsheim streiken die Beschäftigten weiter. Ende Juli verliehen sie in Schweinfurt bei einer Kundgebung ihren Forderungen Nachdruck.

Edeka dementiert diese Vorwürfe. Über die Fortsetzung des Streiks in Gochsheim sei man nicht überrascht, teilt Sprecherin Stefanie Schmitt mit: "Damit war leider zu rechnen, da die fünfte Verhandlungsrunde in München ohne Ergebnis blieb." Nach wie vor bezeichnet der Konzern den Streik als unverhältnismäßig.

Eingeschränkte Lieferungen: Edeka rechnet erneut mit Ausfällen

Edeka ist in den Flächentarifverhandlungen eines von 15 Mitgliedern der Tarifkommission der Arbeitgeber. Der Konzern habe hier nur eine Stimme, erklärt Schmitt. Und: "Wir setzen uns mit unserer Stimme ausdrücklich für einen zweistelligen Prozentabschluss ein."

Was die Situation in Gochsheim betrifft, werde Edeka vorrangig Frischeprodukten wie Obst und Gemüse sowie die Molkereiprodukte täglich ausliefern, sagt die Sprecherin. "Es ist aber weiterhin mit Beeinträchtigungen bei der Liefersituation zu rechnen, insbesondere im Bereich Trocken- und Tiefkühlsortiment."

Verdi plant weitere Betriebe zu bestreiken

Laut Verdi weigern sich die Arbeitgeber weiterhin, den Reallohnverlust der Arbeitnehmer auszugleichen. Die Gewerkschaft fordert 13 Prozent mehr Lohn, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro und allgemeinverbindliche Tarifverträge für alle Beschäftigten mit Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber hätten zuletzt 5,1 Prozent mehr Lohn ab September 2023 geboten, plus 2,9 Prozent ab August 2024 und eine Inflationsausgleichsprämie von zweimal 700 Euro.

Die Gewerkschaft will nach eigenen Angaben weitere Betriebe im Groß- und Einzelhandel zum Streik aufrufen. Die nächsten Verhandlungsrunden für Bayern sollen am 16. August für den Einzelhandel und am 28. August für den Groß- und Außenhandel stattfinden. Werden erneut keine Einigungen erzielt, hält Verdi eine Verlängerung des Streiks für realistisch. "Wir haben genug Kraft die Streik bis in das Weihnachtsgeschäft zu ziehen", sagt Gewerkschaftssekretär Peter König. 

 
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