Am Montagvormittag wurde es laut in der Schweinfurter Innenstadt. Knapp 200 Streikende aus dem Groß- und Einzelhandel machten ihren Unmut mit Trillerpfeifen, Musik und Transparenten kund. Die Gewerkschaft ver.di hofft, mit den Streiks den Druck auf die Arbeitgeber während der aktuell laufenden Tarifverhandlungen weiter erhöhen zu können.
In der Schweinfurter Spitalstraße, direkt vor den Straßencafés, in welchen die Bürgerinnen und Bürger gerade ihren Kaffee oder ihr Frühstück genossen, zeigten die Streikenden, angeführt von ver.di-Sekretär Peter König, plakativ, was sie von den letzten Angeboten der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen halten. "Voll für die Tonne" stand über einer eigens mitgebrachten Mülltonne, in der dann ein Plakat mit den aktuellen Zahlen, die von den Arbeitgebern geboten werden, landete.
Beschäftigte von Kaufland, Edeka und H&M
Mit dabei waren Beschäftigte des Kaufland-Lagers in Donnersdorf (dort wird die gesamte Woche gestreikt), der Kaufland-Märkte Bad Kissingen und Schweinfurt, des Edeka-Lagers in Gochsheim (dort wird seit letzten Mittwoch und noch bis Sonntag gestreikt) sowie der Modekette H&M Schweinfurt und Würzburg. "Wir wollen richtig gute Tariferhöhungen für die Beschäftigten im Einzel- wie im Großhandel. Deswegen machen wir heute in Schweinfurt noch einmal richtig Druck", schwor König die Streikenden ein.
Mit dabei waren auch zehn Mitarbeiterinnen des H&M Schweinfurt. Dort hing ein Aushang im Schaufenster, das über den Streik informierte. "Ein souveräner Umgang", lobte Gewerkschafter König. "Wir brauchen mehr Geld", sagte eine H&M-Mitarbeiterin. "Die Reichen werden reicher und die Armen immer ärmer", warf eine Kollegin ein. "Nur gemeinsam sind wir stark. Es ist mega, dass so viele heute dabei sind", sagte die Betriebsrätin. Ihre Kollegin aus der Würzburger H&M-Filiale fügte an: "Wenn wir nicht für uns kämpfen, dann tut es keiner."
Mit den aktuellen Angeboten der Arbeitgeber sind weder die Beschäftigten aus dem Einzel- (3 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung) noch aus dem Großhandel (5,1 Prozent) einverstanden. "Das ist eine Unverschämtheit", findet ver.di-Sekretär König. "Wir wissen, wie teuer das Leben da draußen ist." Daher werden von ver.di im Groß- und Außenhandel unter anderem 13 Prozent mehr Lohn gefordert. Denn den Beschäftigten stehe das Wasser bis zum Hals. Aktuell müsse man von einer Preissteigerung von fast 20 Prozent ausgehen, erklärt König. "Und es ist noch kein Ende in Sicht." Viele der Beschäftigten sorgen sich um Altersarmut.
Tarifkampf wird mit harten Bandagen geführt
Rund um die Verhandlungen wird derzeit mit harten Bandagen gekämpft, berichtet König, der so etwas im Handel in 30 Jahren Berufstätigkeit noch nicht erlebt hat. Einige der Unternehmen überziehen ver.di mit Klagen und drohen mit Schadensersatzzahlungen. "Es ist eine totale Eskalation des Tarifkonflikts", so König. "Anstatt das Geld den Anwälten zu geben, sollen sie es lieber in eine gescheite Tariferhöhung investieren", fordert er.
Derweil stellt ver.di weitere Streiks in Aussicht. Die Mitarbeitenden des Kaufland Schweinfurt beschlossen am Ende der Kundgebung ihren Streik um einen weiteren Tag zu verlängern. "Mit so viel Druck schaffen wir es hoffentlich, endlich mehr Lohn und Gehalt durchzusetzen", hofft König angesichts der großen Streikbeteiligung. "Wir werden immer stärker."
Auch auf den laufenden Betrieb haben die Streiks Auswirkungen, ist König überzeugt. "Auch wenn die Arbeitgeber immer so tun, als täte es ihnen nicht weh." Ihn erreichten erst an diesem Montagvormittag Bilder von leeren Regalen in einigen Edeka-Filialen. "Die Anstrengung einen Laden aufrecht zu erhalten ist immens. Von außen wird natürlich der Schein gewahrt", meint der Gewerkschaftssekretär. Fast zeitgleich verschickte die Kaufland-Pressestelle in Neckarsulm eine Nachricht an die Medien, dass die Schweinfurter Filiale regulär geöffnet bleibt und die Kunden wie gewohnt ihre Einkäufe tätigen können.
Weiter verhandelt wird im Einzelhandel am Mittwoch, im Groß- und Außenhandel gehen die Parteien am Dienstag nächster Woche wieder an den Verhandlungstisch.
die Reallöhne sind (lt. Statistischem Bundesamt/ https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/05/PD23_206_62321.html) in der letzten Zeit deutlich hinter dem Anstieg der Verbraucherpreise zurückgeblieben, so dass sich alle fragen dürfen, wozu sie noch arbeiten sollen, wenn "ihnen das sowieso nix bringt".
Die Vermögen der "Oberen Zehntausend" hingegen wachsen weiter (https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/faktencheck-vermoegen-deutschland-ungleich-100.html).
OK, dann jammern wir morgen mal wieder über den Fachkräftemangel statt Anreize darüber zu setzen, dass Arbeit sich auch lohnt... und vergießen Krokodilstränen über die steigende Zustimmung zur AfD... mal eine blöde Frage: wie war das nochmal Anfang der 30-er Jahre mit dem Erfolg der NSDAP im Gefolge der Weltwirtschaftskrise?
Eine lächerliche Anzahl von Menschen, die diese erpresserischen Methoden unterstützen!
Da muss mal auf ein rechtes Maß zurückgefahren werden!
Solche Auftritte spalten die Gesellschaft!
Ich weiß.... ich wieder, aber es lohnt sich, diesen Zirkus anzusehen! Das ist Grenzwertig!
Da muss mal auf ein rechtes Maß zurückgefahren werden!"
Quatsch. Das nennt man Tarifautonomie und ist im Grundgesetz festgelegt.