Krieg, Inflation, Zukunftsangst – Sparerinnen und Sparer erleben gerade keine leichte Zeit. Geprägt davon war auch die Jahrespressekonferenz der Sparkasse Mainfranken in Würzburg, bei der der Vorstand auf das Jahr 2022 zurückblickte. "Das war ein Jahr großer Umbrüche, aber wir sehen es im Rückblick als gelungen an", sagte dazu der Vorstandsvorsitzende Bernd Fröhlich.
Auswirkungen der Corona-Pandemie seien 2022 durchaus spürbar gewesen, so Fröhlich. Auch der Angriffskrieg gegen die Ukraine habe Auswirkungen. Steigende Lohnforderungen prägten das Wirtschaften und ein "massiver Zinsanstieg" habe das Ende des billigen Geldes eingeläutet.
"Gerade jetzt": Diesen Aktien-Tipp empfiehlt der Sparkassen-Chef Sparern
"Die Ware Geld hat endlich wieder ihren Preis", sagte der Sparkassen-Chef. Dennoch sorgten die Inflation sowie die "extrem schnelle, extrem deutliche" Zinssteigerung bei Sparerinnen und Sparern für Unruhe. Verstärkt werde dies durch die mangelnde Diversifizierung beim Sparvermögen. "Wir haben immer noch keine Aktienkultur in Deutschland."
Dies zeige sich insbesondere in Zeiten der Krise, wie wir sie aktuell erleben. "Eigentlich muss man langfristig gerade jetzt in Aktien, Aktienfonds beziehungsweise ETFs investieren", so Fröhlich. Denn die Inflation werde auf hohem Niveau bleiben und Sparvermögen zunehmend entwerten, wohingegen langfristig investiertes Aktienvermögen das Potential hätte, sich zuverlässig zu vermehren.
Die krisenbedingt niedrigen Kurse auf dem Aktienmarkt verglich Fröhlich mit "Sonderangeboten im Supermarkt". Dies sei aller Vorausicht nach ein temporärer Effekt, der günstige Käufe ermögliche. Bei einem Anlagezeitraum von zehn Jahren könne man davon ausgehen, dass die Kurse sich erholten.
So wirken sich die hohen Hypothekenzinsen auf Immobilien-Preise bei Würzburg aus
Über das Thema Immobilien informierte Jochen Schönleber, seit Anfang des Jahres Mitglied im Sparkassen-Vorstand. "Ich bin von Geburt an mit der Region verbunden", sagte der gebürtige Tauberbischofsheimer (Lkr. Main-Tauber), der insbesondere das Baugeschäft weiterentwickeln will.
Im vergangenen Jahr habe die Sparkasse Objekte im Wert von 59 Millionen Euro vermittelt und das Vorjahresergebnis somit um sieben Millionen Euro übertroffen, so Schönleber. Die bislang stetige Preissteigerung der Immobilien sei aufgrund der gestiegenen Hypothekenzinsen jedoch gestoppt worden. "Die steigenden Zinsen zeigen, dass die Immobilien gar nicht mehr so attraktiv sind."
Auch auf dem Immobilienmarkt sei Verunsicherung spürbar. Dennoch blieben insbesondere in Würzburger Stadtnähe die Preise hoch, denn viele Eigentümerinnen und Eigentümer zögerten angesichts der wirtschaftlichen Lage mit dem Verkauf. Weil sich Immobilien zudem als Altersvorsorge und als Inflationsschutz weiterhin großer Beliebtheit erfreuten, bleibe das Immobiliengeschäft wichtig.
Bilanzgewinn der Sparkasse Mainfranken von sieben auf eine Millionen Euro gesunken
Auch über das Kreditgeschäft informierte Schönleber. Der Kreditbestand der Sparkasse habe sich um 232 Millionen Euro auf 7,227 Milliarden Euro ausgeweitet. Diese Dynamik lasse jedoch nach, was eine gute Nachricht sei: "Ein Stückchen weniger Wachstum tut uns gut", so Schönleber.
Mit einer Bilanzsumme von 10,8 Milliarden Euro bleibe die Sparkasse Mainfranken die viertgrößte Sparkasse in Bayern (1,6 Prozent Steigerung gegenüber Vorjahr). Dennoch bewege sich der Gewinn unter dem Niveau des Vorjahres. Auf Nachfrage präzisierte Sparkassen-Chef Fröhlich, dass der Bilanzgewinn von sieben Millionen Euro im Vorjahr auf nun eine Millionen Euro geschrumpft sei.
"Durch zinsbedingte Kursveränderungen in Wertpapierbeständen kommt es zu temporären Abschreibungen", so Fröhlich. Dies werde sich jedoch durch die Laufzeit wieder ausgleichen. Für das Jahr 2023 rechne die Sparkasse Mainfranken mit einem besseren Gesamtergebnis.
Drohen 2023 Filialschließungen? Das sagt die Sparkasse Mainfranken zum Thema
Auf Nachfrage nahm Fröhlich Stellung zum Thema Filialschließungen und Ärger beim Prämiensparen in den vergangenen Jahren. Breite Schließungen in der Fläche seien nicht geplant. Hier werde jeweils im Einzelfall entschieden. "Wir schauen immer wieder, was mit der Nachfrage passiert."
Beim Thema Prämiensparen hatte es in den vergangenen Jahren Ärger gegeben, weil die Sparkasse Verträge gekündigt hatte, sobald die Prämien ein bestimmtes Niveau erreicht hatten. Inzwischen seien die meisten dieser Verträge gekündigt, so Fröhlich, "wir sind fast durch". Man sehe sich dabei von Entscheidungen vor Gericht bestätigt. "