Die Nachfrage nach Kamin- oder auch Kachelöfen war in den vergangenen Jahren schon groß. Schließlich gibt es ja auch nichts Schöneres, als sich am Abend von einem lodernden Feuer wären zu lassen. Hatte man sich den gewünschten Ofen beim Händler ausgesucht, wurde er wenig später ausgeliefert, aufgestellt und an den Kamin angeschlossen.
Mit Beginn des Ukraine-Krieges und der drastischen Reduzierung von Gaslieferungen aus Russland hat sich die Situation grundlegend verändert. Wegen der drohenden Energiekrise im Winter wollten viele Haus- und Wohnungseigentümer auf Nummer sicher gehen, dass sie im Winter nicht frieren. Folge: Es setzte ein regelrechter Run auf Kaminölen ein, der immer noch anhält.
Diese Entwicklung beobachtet man bei der Firma Ofenbau Hampl in Oberstreu. Dort muss man schon bis zu acht Wochen auf einen Besuchstermin warten, wen man sich einen Kachelofen bauen lassen möchte. "Die Wartezeiten sind wegen der großen Nachfrage im Moment sehr lang", so Hiltrud Hampl, die den Meisterbetrieb zusammen mit ihrem Ehemann, dem Kachelofenbauer Roland Hampl, seit über 20 Jahren führt.
Auch das Interesse an Kaminöfen sei nach Beginn des Ukraine-Krieges deutlich größer geworden. Daran werde sich so schnell auch nichts ändern. "Das liegt auch daran, dass viele ältere Kaminöfen oder Kachelofenheizeinsätze bis 2024 wegen der Richtlinien zur ersten Verordnung zum Bundesimmissionsschutzgesetz bis 2024 ersetzt werden müssen", so Hiltrud Hampl.
Nur wenige Öfen sofort lieferbar
Auch Steffen Floth kann sich seit einigen Monaten vor Anfragen kaum noch retten. Zusammen mit seiner Frau betreibt er, unterstützt von vier Mitarbeitern, im Bad Neustädter Stadtteil Löhrieth das Ofenstudio Floth, das sein Vater Bernhard vor über 40 Jahren gegründet hat. Auf den ersten Blick sieht es in den Aufstellungsräumen so aus, als ob von einer Ofenknappheit keine Rede sein kann. Fast 40 Ofenmodelle können sich die Kunden ansehen. "Kurzfristig auslieferbar sind davon aber nur ganz wenige," betont Floth, der Kachelofen- und Luftheizungsbauermeister ist. "Wir brauchen die Öfen ja schließlich für unsere Ausstellung."
Nachfrage so groß wie nie
Wer sich seinen Wunschofen in seinem Studio bestellt , muss mit Wartezeiten von bis zu einem Jahr rechnen. "So groß wie im Moment war die Nachfrage jedenfalls noch nie," so der Betreiber des Ofenstudios. "Richtig los ging es, als Wirtschaftsminister Robert Habeck die Alarmstufe beim Gas ausgerufen hat." Viele Kunden wollten jetzt für den Notfall vorsorgen und machten dabei auch Abstriche bei der Optik, wenn der Ofen deshalb etwas schneller geliefert wird. Dazu komme, dass bis zum Jahr 2024 viele alte Kaminöfen wegen neuer strengerer Abgasrichtlinien ausgetauscht werden müssten.
"Auch deshalb ist das Interesse an einem neuen Kaminofen kräftig gestiegen." Neben den recht langen Lieferzeiten müssten Käufer auch mit deutlich höheren Anschaffungskosten leben, was an den gestiegenen Energie- und Materialkosten liegt. "Um zehn bis 20 Prozent sind die Preise in den vergangenen Monaten in die Höhe geschnellt."
Auslieferung nicht vor 2023
Auch andere im Landkreis Rhön-Grabfeld ansässige Händler von Kaminöfen, Heizkaminen oder auch Kachelöfen verzeichnen seit einigen Monaten eine deutlich gestiegene Nachfrage. "Wir haben sehr viele Neubestellungen vorliegen und können in der Regel nicht vor Januar 2023 liefern", so Barbara Geisler, die zusammen ihrem Mann Roland in vierter Generation das Ofenstudio Geisler in Unsleben betreibt.
Max Herde, Inhaber des gleichnamigen Ofenbau-Meisterbetriebs in Bad Neustadt mit einem weiteren Mitarbeiter, kann diese Aussage bestätigen. Wer bei ihm einen Kaminofen bestelle, müsse bis ins nächste Jahr hinein mit der Auslieferung warten. Auch das Interesse an Kachel- und Grundöfen sei seit Beginn des Ukraine-Krieges größer geworden. Allerdings bedürfe es da von Natur aus einer relativ langen Umsetzungszeit. "Im Moment müssen Kunden ein halbes bis ein dreiviertel Jahr auf ihren neuen Kachelofen warten."