Es ist Herbst und vielen Menschen mit einem Ofen daheim fällt auf: Sie brauchen neues Brennholz. Wer Pech hat, wird zurzeit von einem Holzhändler zum nächsten geschickt. Zwar mangelt es nicht direkt an Scheiten, Lieferengpässe gibt es aber trotzdem. Ein stichprobenartiger Überblick über die Brennholz-Lage in Mainfranken zeigt, woran das liegt. Und, dass Brennholz wohl bald teurer wird.
Brennholz von der Buche ist knapp
Julian Reith ist Juniorchef des Forstunternehmens Reith in Heugrumbach (Lkr. Main-Spessart). Auf die Frage, ob Brennholz zurzeit knapp ist, antwortet er: "Jein." Brennholz an sich gebe es genug. Aber frisches Buchenbrennholz, das die meisten seiner Kundinnen und Kunden wollten, habe er kaum noch. Denn es komme keine Rohware nach.
Ein Engpass, der auf die vergangenen Jahre zurückzuführen ist: Wegen viel Trockenheit und dem starken Borkenkäferbefall mussten die Förster und Försterinnen sehr viel Schadholz aus den Wäldern entfernen. Nun schlagen sie weniger Frischholz ein, um den Wald nachhaltig zu bewirtschaften.
Warum Schadholz bei der Kundschaft nicht ankommt
Wie beim Bauholz gibt es nun auch mehr Scheite, die aus Schadholz entstanden sind – und entsprechend etwas anders aussehen. Doch Brennholz sei für seine Kundschaft eine Art Lifestyle-Produkt, sagt Reith. Viele seien daher nicht bereit, Holz zu akzeptieren, das von der Norm abweiche. "Die Leute sind gleichbleibende Qualität gewohnt", sagt Reith. Auch andere Baumarten kämen für viele nicht in Frage.
"Mit Eichenbrennholz könnte ich Sie überschütten", sagt Reith. Eiche ist bei der Verbrennung etwas aggressiver als die Buche, es entwickelt sich mehr Asche und es entstehen Gerbsäuren. Ein Ofen, der dauerhaft mit Eiche befeuert wird, halte dann "nicht 20, sondern eben nur 19,5 Jahre", sagt Reith.
Wer Brennholz will, muss in Zukunft wohl flexibler sein
Kunden und Kundinnen sollten laut Reith bereit sein, auf andere Baumarten auszuweichen. Und sich von der Gewohnheit lösen, dass Bestellungen direkt am nächsten Tag geliefert werden. Denn das sei beim Brennholz nicht möglich.
Ein Punkt, den auch Stefanie Holzemer so sieht. "Brennholz wird nicht wie bei Amazon heute bestellt und morgen geliefert", sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Mann Alfons Löser verkauft sie in einem Umkreis von etwa 80 Kilometern rund um Gemünden (Lkr. Main-Spessart) Brennholz.
Händlerin: Kundschaft kauft immer kurzfristiger
Einen Mangel auf dem Markt bemerkt sie bisher nicht. Doch Lieferengpässe gebe es gerade in den Monaten September und Oktober häufiger. Denn da sei die Nachfrage nach Brennholz plötzlich sehr groß. "Wir beobachten, dass der Kunde sich immer kurzfristiger um die Beschaffung kümmert", sagt Holzemer.
Immanuel Hilpert aus Ochsenfurt erzählt, dass viele seiner Kunden und Kundinnen mittlerweile mehr Brennholz einkauften als in den Jahren zuvor. Woran das liege, wisse er nicht. "Aber meine Halle war noch nie Anfang Oktober so leer", sagt er.
Preise für Brennholz steigen leicht
"Das Problem ist, an ordentliche Ware für die Kunden zu kommen", so Hilpert. Denn gutes Rundholz aus dem Wald werde eher zum Bauen als zum Heizen genutzt. Zudem hätten einige größere Waldbesitzer ihre Preise angezogen. Um gutes Holz zu bekommen, müsse er nun mehr zahlen – und gebe das entsprechend an die Endverbraucher weiter. "Die letzten vier bis fünf Jahre hatten wir kaum einen Preisanstieg", erzählt Hilpert. Dieses Jahr rechne er damit, dass man für Brennholz etwa acht bis neun Prozent mehr zahlen müsse.
Händler Reith aus Heugrumbach rechnet mit einer ähnlichen Steigerung in diesem oder nächsten Jahr, zumindest beim frischen Buchenholz. Die vergangenen fünf Jahre seien seine Preise etwa gleichgeblieben. "Doch die Kosten steigen generell", sagt Reith. "Die Treibstoffkosten explodieren, wir wollen unsere Mitarbeiter ordentlich bezahlen und in gute Technik investieren."
Was der Dieselpreis mit Brennholz zu tun hat
Auch Stefanie Holzemer rechnet damit, dass die Preise in den nächsten Jahren nach oben gehen werden. Einerseits werde der Rohstoffeinkauf teurer, andererseits Energie an sich. "Der Anstieg des Dieselpreises wird sich auf jeden Fall auf den Brennholzpreis auswirken", sagt sie. Auch die Erhöhung der Maut für Lastwagen und der geplante Ausstieg aus Kohle- und Atomenergie könnten dazu beitragen.
Dass der Preis für Brennholz so stark steigen wird, wie es beim Bauholz der Fall war, gilt als unwahrscheinlich. Holzemer ist sich sicher, dass die Händler in der Region genügend Scheitholz auf Lager haben oder nachproduzieren können. Dieser Meinung ist auch Hilpert: "Manche Händler haben gerade einen kleinen Engpass. Aber es wird noch Brennholz zu kaufen geben."