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Kommentar: Wie der verwunschene Feiertag das Politik-Versagen offenbart
Angela Merkel entschuldigt sich für Fehler bei der Osterruhe. Das verdient Respekt. Doch es zeigt auch, dass die Politik bei der Corona-Bekämpfung den Faden verloren hat.
Angela Merkel hat einen Fehler gemacht, ihn zurückgenommen und sich entschuldigt. Das sollte gerade jetzt in der schwierigen Zeit der Corona-Pandemie Schule machen. 
Foto: Michael Kappeler, dpa | Angela Merkel hat einen Fehler gemacht, ihn zurückgenommen und sich entschuldigt. Das sollte gerade jetzt in der schwierigen Zeit der Corona-Pandemie Schule machen. 
Folker Quack
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:59 Uhr

Man stelle sich das einmal zu normalen Zeiten vor: Von heute auf morgen zaubert die Regierung  einen zusätzlichen Feiertag aus dem Hut. Märchenhaft! Wir wären begeistert, würden uns freuen. Nicht so in Corona-Zeiten. Da ertönt nicht nur von der Wirtschaft die Sorge, wir könnten uns das gar nicht leisten. Nein, so gut wie alle sind entsetzt und sehen in der staatlich verordneten Osterruhe ein Versagen der Politik. Und einen weiteren Angriff auf unsere Freiheit.   

Zunächst scheint die Idee, mit ein paar echten Ruhetagen über Ostern dem Virus und seiner aktuellen starken Verbreitung beizukommen, so schlecht ja nicht. Denn eines ist klar, je stärker die Zahl der täglichen Neuinfektionen in die Höhe schnellt, desto länger wird es dauern, bis die Inzidenz auf Werte zurückgeht, die es uns allen ermöglicht, den Frühling in  möglichst großer Freiheit auch im Biergarten oder bei einem Konzert zu genießen. 

Kein Feiertag für das Corona-Virus

Eigentlich hätte man Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrer Ministerpräsidentenrunde so viel Spontaneität gar nicht zugetraut: Da rufen sie mal eben kurz vor Ostern einen weiteren Feiertag aus. Sie müssen doch geahnt haben, dass dies rechtlich gar nicht geht, kurzfristig kaum umsetzbar und auch sonst kaum vernünftig zu organisieren ist.  

Darum war es von Anfang an ein verwunschener Feiertag, den sich Angela Merkel und die Landesfürsten da zur nächtlichen Märchenstunde einfallen ließen. Denn selbst wenn die Bürger bereit wären, Rechthaberei, Bürokratie und Bedenkenträgerei ganz weit hintenanzustellen, muss man sich immer noch fragen, hätte diese verordnete Osterruhe wirklich etwas gebracht? Mal ganz davon abgesehen, dass es wohl weit mehr Ausnahmen hätte geben müssen, als sich Kanzlerin und Länderchefs womöglich gedacht haben. Jeder, der vor einem einzelnen Feiertag schon mal in der Schlange vor der Kasse eines Supermarktes gestanden war, weiß, dass die Deutschen scheinbar große Angst vor dem Verhungern haben. 

Jetzt ausgerechnet vor Ostern noch einen Feiertag dranzuhängen - der Mittwoch davor wäre ein Feiertag für das Coronavirus geworden. Die Ruhetage danach hätten das dann wohl kaum wieder zurückdrehen können. 

Die zunächst konsequente und bei aller auch berechtigter Kritik durchaus sehr umsichtige Corona-Politik in Deutschland erinnert inzwischen eher an das Märchen von Hase und Igel. Nur ist es hier das Virus, das immer schon da ist. Ideen und Strategien, es zu überlisten oder wenigstens in seine Schranken zu weisen, kommen immer zu spät.

Wir brauchen einen Neustart

Exponential mit der Dauer der Pandemie wachsen die Fehler der politischen Bewältigung:  zu wenig Impfstoff, zu wenig Tests, zu viel Bürokratie und keine Strategien für eine sichere Öffnung der Schulen. Zu viele Pannen und der wachsende Unmut in der Bevölkerung haben die Politik nur noch weiter vom einst geradlinigen und besonnenen Weg abkommen lassen. 

Dennoch setzen sich Abend für Abend führende Politiker in Talkshows und versuchen dem verunsicherten Volk im Brustton der Überzeugung klar zu machen, dass das alles gar nicht anders hätte gehen können. Immerhin hat Angela Merkel sich jetzt für den verwunschenen Feiertag und die damit verbundene Verunsicherung entschuldigt. Ein guter und wichtiger Schritt. 

Liebe Politiker, gebt öfter mal zu, das ihr in diesen schweren Zeiten auch Fehler macht! Die Mehrheit der Bevölkerung würde das goutieren, gemeinsam könnten wir den Neustart angehen: impfen und noch mehr testen und vor allem vorsichtig bleiben. Nur damit und mit viel Rücksicht bekommen wir das Virus in den Griff. Ein bisschen mehr Ruhe und Gelassenheit an Ostern wird uns allen gut tun. Auch ohne verordnete Ruhetage.  

 
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