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Estenfeld
Samstagsbrief: Liebe Sophia, die Politik muss Euch Schüler schützen!
Eltern sind zum Start ins neue Schuljahr verunsichert. Wie lange wird es unter Corona gutgehen? Und halten Politiker ihre Versprechen, dass Kinder Priorität haben? An der Zeit wäre es!
Am Dienstag geht in Unterfranken für 11 314 Erstklässler die Schule los. Eine von ihnen ist die sechsjährige Sophia, die sich auf ihren ersten Schultag freut – trotz Corona!
Foto: Patty Varasano | Am Dienstag geht in Unterfranken für 11 314 Erstklässler die Schule los. Eine von ihnen ist die sechsjährige Sophia, die sich auf ihren ersten Schultag freut – trotz Corona!
Julia Back
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:54 Uhr

Liebe Sophia,

Nun steht er bevor: dein erster Schultag! Vor Aufregung konntest du die vergangenen Tage kaum einschlafen. Wie sieht dein Klassenzimmer aus? Ist deine Lehrerin nett? Und was ist wohl in der Schultüte? Aber nicht nur du bist aufgeregt. Auch wir Eltern sind es – und grübeln allerdings über ganz andere Fragen. Wie lange wird es bis zur ersten Quarantäne dauern? Wann ist Home-Schooling angesagt? Bleibt mein Kind gesund?

11 314 Erstklässler starten am Dienstag in Unterfranken in einen neuen Lebensabschnitt. Und während für viele Erwachsene, die sich haben impfen lassen können, der Alltag fast wieder normal scheint, gibt es für dich und deine Mitschüler vorerst noch eine Maskenpflicht – auch im Unterricht am Platz. 

Große Erwartungen ruhen auf diesem Schulanfang. Dafür haben Markus Söder und Co. gesorgt. Der Schulbetrieb habe Priorität, hieß es immer wieder. Und auch der bayerische Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) beteuert, dass Präsenzunterricht seine "oberste Maxime" sei. Die Garantie dafür will er jedoch nicht geben. Der Grund? Liebe Sophia, du kannst es dir sogar mit deinen sechs Jahren bereits denken: Corona.

"Testkonzepte", "Hygienekonzepte" und "Lüftungskonzepte" sollen Kinder schützen

Wir befinden uns in der vierten Welle. Und die betrifft vor allem Ungeimpfte und Jüngere. Die Inzidenzen sind hoch, zählen aber im Grunde nicht mehr. Dafür die Ampel – und die steht auf Grün. Dennoch dürfen wir jetzt nicht leichtsinnig sein. Ihr Kinder verdient es, geschützt zu werden. "Testkonzepte", "Hygienekonzepte", "Lüftungskonzepte" – unisono schallen die Versprechungen in den letzten Tagen aus den Mündern der Volksvertreter. Und nach dem vergangenen Schuljahr ist das auch an der Zeit!

In der Corona-Pandemie hatten es alle nicht leicht. Aber Kinder und Jugendliche hat es besonders getroffen. In wichtigen Entwicklungsphasen war euer Leben plötzlich auf den Kopf gestellt und von Einschränkungen bestimmt. Und lange Zeit hatte man das Gefühl, dass Familien in dieser Zeit an letzter Stelle stehen.

Fast mantraartig wurde bereits im Frühjahr von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärt, dass alle Menschen bis zum Sommer ein Impfangebot bekommen. Dabei war zu diesem Zeitpunkt schon längst klar, dass dies nicht für Kinder unter zwölf Jahren funktionieren wird. Ihr Kinder wurdet gar nicht gesehen. Im Mai ist Familienministerin Franziska Giffey (SPD) zurückgetreten. Eine neue Ministerin oder einen neuen Minister für dieses Amt gibt es seitdem übrigens nicht. Das macht Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) nun nebenbei einfach mit. Ob das beim Wirtschaftsministerium auch passiert wäre?

Diskussionen über Luftfilter in den Klassenzimmern

Zum neuen Schuljahr muss ein neuer Umgang mit Kindern und Jugendlichen gefunden werden. Gerade auch, weil Kinder bisher nicht die Treiber der Pandemie waren. Die Politik hatte lange Zeit, um zu reagieren, nun gilt es, Versprechen einzuhalten. Söder hatte das Ziel ausgegeben, dass bis September alle Klassenzimmer mit mobilen Filtergeräten ausgestattet werden sollen. Was wurde bereits in den lokalen Gremien über Luftfilter diskutiert? Dabei ging es vor allem um Kosten und Zeiträume, nicht um eure Gesundheit. Und nun? Werden zu Schulbeginn wohl nur gut ein Drittel der Klassen in Bayern Luftreiniger haben. Dies sind vertane Chancen.

Für Kinder ist die Wahrscheinlichkeit schwer am Coronavirus zu erkranken geringer, aber es gibt sie. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie sind seit Beginn der Pandemie bundesweit insgesamt 1755 Kinder und Jugendliche mit Covid-19 ins Krankenhaus gekommen. Und auch über die Folgen von Long Covid weiß man bisher noch wenig. Aber auch die psychischen Folgen aufgrund von Schulschließungen und Isolation durch Quarantänemaßnahmen  dürfen nicht unterschätzt werden.

Kinder zu schützen wird Balanceakt und Mammutaufgabe zugleich

Sophia, es gilt euch einen geregelten Alltag zu ermöglichen – ohne euch dem Virus auszuliefern. Das wird Balanceakt und Mammutaufgabe zugleich. Die Offenhaltung der Schulen und Kitas darf nicht mit einer Durchseuchung der Kinder einhergehen. Und vor allem ist es wichtig, euch nicht wieder zu vergessen!

Deine Büchertasche ist schon gepackt und deine Schultüte wartet darauf, stolz deinen Freundinnen präsentiert zu werden. Und auch dein wichtigstes Accessoire für den ersten Schultag liegt schon bereit: die farblich passende Maske. 

Dir und allen anderen Kindern, die die vergangenen 19 Monate so tapfer durchgestanden haben, wünsche ich zu eurem Schulanfang vor allem eines: Bleibt gesund!

Deine Mama,

Julia Back, Redakteurin

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Quelle: red
 
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  • Erding
    Da Sie schon lange nicht mehr Bus gefahren sind, auch nicht wenn Schülerinnen und Schüler zur Schule und zurück befördert werden, so werden Sie feststellen, dass überall Gurte sind. Nur schnallen sich die wenigsten Schülerinnen und Schüler an. Bitten Sie dann die Passagiere, sich doch anzuschnallen. Auch der Hinweis, dass wenn nicht, der Busfahrer nicht schneller als 60 km/h fahren darf. Viele Busfahrer fordern die Schülerinnen und Schüler immer wieder auf, sich anzuschnallen. Viele Busse haben auch ein sichtbares Hinweisschild vorne unter der Fahrtenanzeige. Es gibt auch Schulbushelfer unter den Schülerinnen und Schüler. Haben eben auch immer ein paar "coole" Mädchen und Jungs, besonders, wenn sie nicht mehr die Grundschule besuchen. Ob es Kontrollen und Bußgelder gibt zu nicht angeschnallt oder geben soll? Vernunft und Einsicht bei den Schulbusmitfahrern wäre sehr wünschenswert. In deren ureigenen Interesse. Schlussfrage, schnallen Sie sich im Bus an? Ich denke, ja.
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  • tabima
    Die Durchseuchung wird leider stattfinden - siehe Inzidenzen der Schüler z.B. in NRW...
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  • Ironic
    Zum Glück ist Sophia nicht schon letztes oder vorletztes Jahr eingeschult worden.
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  • Erding
    Wie lange wird es gut gehen? Hört sich an wie eine pessimistische Äußerung. Eine realistische Antwort wäre kurz und deutlich: Nicht lange. Der richtige Ausblick in die Zukunft wäre die Einbeziehung der Chancen durch dieses Impfen, Impfen und nochmals Impfen. Die Eltern und Kinder ab 12 Jahren haben es seit geraumer Zeit selbst in der Hand, dass es lange gut gehen wird, wenn alle geimpft sind. Und es besteht Hoffnung für die Kinder ab fünf Jahren, dass das Christkind an Weihnachten der Impfwunsch für die Kinder ab 5 Jahren in Erfüllung geht. Siehe dazu die Berichte zu Biontech entwickelt Impfstoff für die ab fünf Jährigen. Dieser soll verdünnt und weniger dosiert verimpft werden. Die Chancen sind gut. Amerika will schon ab Oktober damit Kinder ab fünf Jahren impfen lassen. Bei uns wird es wohl Weihnachten wegen der Stiko (Ständigen Impfkommission). Dazu habe ich eine andere Abkürzung gefunden: Giko (Gelegentliche Impfkommission).
    Ist das denn so schwer, einfach die Ärmel hochzukrempeln?
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