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Würzburg
Kommentar zu Corona-Lockerungen: Sind Kinder etwa keine Menschen?
Spitzenpolitiker fordern Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen. Schließlich hätten "alle Menschen" schon bald ein Impfangebot. Dabei vergessen sie wieder einmal die Kinder.
Bei der Diskussion um möglichst schnelle Corona-Lockerungen vergessen Politiker gerade, dass Kinder unter zwölf Jahren gar kein Impfangebot erhalten können.
Foto: Jens Büttner, dpa | Bei der Diskussion um möglichst schnelle Corona-Lockerungen vergessen Politiker gerade, dass Kinder unter zwölf Jahren gar kein Impfangebot erhalten können.
Julia Back
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:51 Uhr

Genesen, geimpft, getestet. Wäre es nun nicht an der Zeit für baldige Lockerungen? Wenn es nach diversen Spitzenpolitikern geht: ja. Zuletzt hatte sich Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) in die Riege derer eingereiht, die ein baldiges Ende der Corona-Beschränkungen fordern.

Am Dienstag sagte Maas gegenüber der Süddeutschen Zeitung und der Deutschen Presse-Agentur: "Wenn alle Menschen in Deutschland ein Impfangebot haben, gibt es rechtlich und politisch keine Rechtfertigung mehr für irgendeine Einschränkung." Laut Maas sei damit "im Laufe des August zu rechnen."

"Alle Menschen" sollen bis August ein Impfangebot erhalten haben. Maas macht mit dieser Aussage einen gravierenden Fehler: Er vergisst alle unter zwölf Jahren. Sind Kinder etwa keine Menschen?

Maas ist nicht der erste Politiker der Bundesregierung, der eine ganze Bevölkerungsgruppe ignoriert. Dies ist fast schon symptomatisch für die Familienpolitik in der Pandemie. Bereits im Januar hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verkündet, dass es das Ziel sei "bis zum Sommer jedem ein Impfangebot in Deutschland" zu machen.

Für Kinder kann es noch gar kein Impfangebot geben

Jedem? Sechs Monate später können zwar Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren geimpft werden, für jüngere Kinder gibt es aber noch keinen zugelassenen Impfstoff. Und bis zum von Maas ins Spiel gebrachten August, wird es den auch nicht geben.

Sind Kinder aber nicht besonders schützenswert? Gerade sie sind in dieser Pandemie an vielen Stellen zu kurz gekommen. Ihre Bedürfnisse wurden ignoriert, die sozialen Kontakte, die für ihre Entwicklung so wichtig sind, haben gefehlt.

Auch Familien wurden im Stich gelassen, mussten Arbeit, Schule und Kinderbetreuung alleine stemmen. Geändert hat sich daran bis heute wenig – und vielen graut es bereits vor dem anstehenden Schuljahr. Schließlich hat Jens Spahn bereits im Juni angekündigt, dass man sich für den Herbst wieder auf Wechselunterricht einstellen müsse. Gleichzeitig wurde bei der Fußball-Europameisterschaft in der Allianz Arena die Einhaltung der Maskenpflicht nicht kontrolliert. Die Prioritäten sind fatal gesetzt.

Die Diskussion um Lockerungen setzt nun wieder das falsche Signal. Vor allem, wenn die Argumentation lautet, dass ja "alle" ein Impfangebot bekommen. Dabei ist bekannt, dass Kinder unter zwölf Jahren nur in medizinischen Ausnahmefällen die Möglichkeit einer Corona-Impfung erhalten. Zugleich ist es wichtig, das Risiko einer Corona-Impfung bei Kindern genau abzuwägen.

Gerade deshalb müssen Kinder auch in der politischen Diskussion eine Rolle spielen. Wollen wir wirklich ab dem Sommer weiterleben als gäbe es die Gefahr einer Corona-Ansteckung nicht, nur weil viele Erwachsene geimpft sind? In Deutschland gibt es immerhin zehn Millionen Kinder unter 14 Jahren.

Wir müssen auch den Kindern gegenüber Solidarität zeigen

Es hat sich zwar gezeigt, dass Kinder ein geringes Risiko haben, schwer an Corona zu erkranken, aber eben auch kein Nullrisiko. Auch Kinder lagen in den vergangenen Monaten mit Covid-19 auf Intensivstationen, und auch Kinder sind daran gestorben. Zudem können Kinder nach einer Corona-Erkrankung an Entzündungsreaktionen im Körper leiden. Und ob auch sie von weiteren Spätfolgen betroffen sein können, ist noch gar nicht klar.

Kindergarten, Schule, Freunde – Kinder haben monatelang auf vieles verzichtet. Gefragt wurden sie nie. Und dennoch haben sie diese Last mitgetragen und ihren solidarischen Beitrag geleistet. Mittlerweile ist die hochansteckende Delta-Variante in Deutschland vorherrschend. Und damit einhergehend wird diskutiert, ob es die Maske noch braucht? Nach 17 Monaten Pandemie ist es bezeichnend, dass Politiker Kinder kategorisch bei ihren Forderungen ausschließen. Dabei ist es nun an der Zeit, auch den Kindern gegenüber Solidarität zu zeigen.

 
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Kommentare
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  • NoNam
    Mir hat ihr Kommentar aus der Seele gesprochen. Besten Dank. Kinder vor allem unter 12 Jahren werden behandelt als gäbe es sie gar nicht. Es ist nicht in Ordnung die Jüngsten einfach zu infizieren nach dem Motto macht ja nichts. Das kann ich unserem Kind nach 1,5 Jahren nicht erklären warum es jetzt so sein muss, dass alle Kinder einfach krank werden.
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  • holle4es
    Sehr geehrte Frau Back, Ihr Kommentar spricht mir aus der Seele. Als Vater von zwei Kindern im nicht-impffähigen Alter hätte ich beim Kommentar unseres werten Außenministers diese Woche aus der Haut fahren können. Wo bleibt der Aufschrei der vielen Eltern?
    Aber leider gibt es auch unter den Eltern viele, denen ein billiger Urlaub in Ägypten oder Spanien wichtiger ist, als das man gemeinschaftlich das Virus endlich unter Kontrolle bringt.
    Wir haben jetzt die gleiche Situation wie im letzten Sommer. mit dem Unterschied, dass im Herbst der Widerstand der Geimpften erheblich sein wird, wenn wieder Einschränkungen drohen.
    Dabei sollte der Schutz der Kinder und der jungen Generation doch noch wichtiger sein, als der der Alten. Es wird Zeit, dass es ein Wahlrecht ab Geburt gibt, da würde so manche politische Entscheidung anders aussehen.
    Liebe Großeltern, denkt bei der Wahl im Herbst an Eure Kinder und Enkel, sie müssen am längsten mit den Fehlentscheidungen von heute leben.
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  • Doedi.wue
    Das wäre Ihnen recht: „Wahlrecht ab Geburt“! Wie unfähig und unreif Ihre junge Grünen-Freundin Baerbock ist können Sie täglich auch in der Grünen hörigen Presse lesen. Darum: „Corona ist fast im Griff- hütet euch vor der drohenden Grün-Rot-Roten Pest“.
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  • holle4es
    Wo schreibe ich was von den Grünen? Und welche "Grünen-hörige Presse" meinen Sie, in der man von der "Unreife und Unfähigkeit von Frau Baerbock" lesen kann, die Bild-Zeitung? Es geht mir in der Hauptsache um die Behandlung der jungen Generationen durch die zur Zeit herrschenden Politiker.
    Als Eltern ist man verpflichtet für das Wohl der eigenen Kinder zu sorgen. Dass man für diese dann auch politische Entscheidungen mitfällt, so lange sie dazu noch nicht im Stande sind, darüber sollte wirklich mal diskutiert werden.
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  • AAWuerzburg1
    Ist erledigt.
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  • AAWuerzburg1
    Auf eigenen Wunsch nicht veröffentlicht.
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  • semistar
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • jebusara@web.de
    Meines Wissens bekommt man gar kein Angebot. Meines Wissens müssen sich Impfwillige anmelden um eine Impfung zu bekommen.
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  • sepele
    Liebe Frau Back,

    Ihr moralischer Appell, Kindern gegenüber solidarisch zu sein, ist natürlich richtig und wichtig.

    Aber was genau meinen sie damit jenseits der moralischen Verpflichtung? Das bleibt leider völlig offen. Weiter das Leben von Kindern zu beschränken, Schulen und Kindergärten zu schließen, Feste und Angebote einzuschränken ist sicher nicht im Sinne der Kinder. Der lockdown hinterlässt viel tiefere Spuren als die sehr sehr geringe Gefahr durch Corona bei Kindern.
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Das meint sie auch nicht. So wie ich den Kommentar verstehe (und das ist auch meine Meinung), kann es nicht angehen, dass wir ernsthaft darüber nachdenken, die Maskenpflicht abzuschaffen. Wie besch***** muss man anhand von Delta und der noch lange nicht erreichten Herdenimmunität eigentlich sein? Und was mich, neben dem besagten Versäumnis der Kontrolle der Maskenpflicht bei der EM, am allermeisten ärgert, ist, dass seit Anfang Juli die Pflicht des Arbeitgebers, seinen Mitarbeitern Homeoffice anzubieten, wieder aufgehoben wurde. Was soll denn dieser Mist? Hat man plötzlich vergessen, dass sich die meisten Personen am Arbeitsplatz und auf dem Weg dorthin (ÖPNV) anstecken? Das will man den Erwachsenen nicht mehr länger zumuten, aber den unter 12-Jährigen mutet man Wechselunterricht und vor allem die Gefahr durch das Virus weiter zu? Ist es denn nicht genug, dass viele Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit Entwicklungsstörungen haben werden? Ich befürworte die Maßnahmen, aber nicht so!
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