Lieber Herr Stahl,
vom Blümchen zur fleischfressenden Pflanze – auf so etwas muss man erst einmal kommen. Chapeau! Ihr Brief hat mich gleichermaßen zum Schmunzeln und Nachdenken gebracht. Denn so hat mich noch keiner beschrieben. Wie so oft im Leben liegt die Wahrheit vermutlich dazwischen: Ich bin weder Blümchen noch fleischfressende Pflanze, sondern einfach Blume, Markus Blume.
Nun hatten Sie sich gar nicht so sehr mit dem auseinandergesetzt, was ich gesagt hatte. Und mir attestiert, dass ich einfach meinen Job als CSU-Generalsekretär gut ausfülle. Dafür danke ich Ihnen. So etwas macht sich immer auch gut vor dem eigenen Chef (ich hoffe nur, dass Horst Seehofer zu den fleißigen Lesern Ihres Samstagsbriefs gehört!). Lassen Sie mich trotzdem auch etwas in der Sache erwidern.
Ich muss gestehen, dass mich die Wucht der Diskussion über das Kreuz in bayerischen Behörden ziemlich überrascht hat. Schließlich ist eine breite Mehrheit laut einer Umfrage des Bayerischen Rundfunks dafür: 56 Prozent der Bayern halten es für richtig, dass in bayerischen Behörden Kreuze aufgehängt werden. Weil es für viele vermutlich eine Selbstverständlichkeit ist (so wie in den 120 000 Klassenzimmern in Bayern). Weil das Kreuz zu Bayern gehört (am Berggipfel wie am Wegesrand). Und weil es das stärkste Bekenntnis ist zu dem, was unser Land geprägt hat und zusammenhält. Ich bleibe dabei: Bayern ist ein christlich geprägtes Land und dies wird gerade durch das Kreuz deutlich.
Manchmal kommt es aber auch darauf an, wie man etwas sagt. In unserer schnelllebigen Medien- und Internetwelt muss man manchmal etwas pointierter formulieren, um wahrgenommen zu werden. Schlagzeilen werden eben aus Hauptsätzen gemacht, nicht aus fünf Nebensätzen. Diese Gesetze der Aufmerksamkeitsökonomie kann man bedauern – als Leser, als Journalist, als Politiker. Aber ihre Wirkweise setzt sich immer wieder durch. In meinem Zeitungsinterview hatte ich viel mehr gesagt, als diese eine herausgegriffene Wendung mit der „unheiligen Allianz von Religionsfeinden und Selbstverleugnern“. Ich habe erklärt, argumentiert und interpretiert. Habe betont, dass das Kreuz für Menschenwürde, für Nächstenliebe und für Toleranz steht. Und dass es in Zeiten großer Verunsicherung wichtig ist, den Menschen Zuversicht und Gewissheit zu geben. Zitiert wurde aber häufig eben nur der eine Satz.
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So funktioniert die Medienwelt. Mit dieser Verkürzung kann ich leben. Wer mich unbedingt missverstehen wollte, hat mich missverstanden. Aber die meisten Leser haben sehr wohl verstanden, was ich meinte. Meine reflektierten, differenzierten Argumente wurden ebenfalls gehört. Ich habe viele positive Rückmeldungen bekommen – nicht nur von Ihnen, Herr Stahl, sondern auch von Priestern, Pastoren und „ganz normalen“ Leuten.
Ein Mauerblümchen ist der neue CSU-General also nicht. Aber ganz ehrlich: Das erklärende Interview ist mir zehnmal lieber als die laute Schlagzeile. Aber jedes Interview braucht auch eine Überschrift. Das eine geht nicht ohne das andere. So funktionieren die Medien. In der Main-Post stand von mir bislang nur der eine herausgegriffene Satz. Ich glaube, es wird mal Zeit für ein großes, erklärendes Interview. Ich bin bereit dafür!
Bis dahin verbleibe ich mit den besten Empfehlungen und Grüßen an alle Leser,
Ihr
Markus Blume, CSU-Generalsekretär
Damit ist die absolute Mehrheit in unerreichbare Ferne gerückt.
Statt uns weiter über Söders Schmutzeleien zu echauffieren, sollten wir uns mit den möglichen zukünftigen Koalitionspartner beschäftigen. Statt Söders aussichtslosen Kampf am rechten Rand zu beobachten und kommentieren, sollten wir uns mit der Zukunft beschäftigen. Wer etwa von den zukünftigen Koalitionspartnern ist ministerabel? Wer folgt Söder nach, wenn die Wahlschlappe für die CSU doch höher ausfällt als es die jetzigen Umfragewerte hergeben? Wo sind die Schnittmengen mit Grünen, SPD und freien Wählern? Welche Ressorts würden die Koalitionspartner besetzen? Könnte Söder überhaupt noch MP bleiben?