Die CSU-Landtagsabgeordneten aus Unterfranken unterstützen ihren Ministerpräsidenten Markus Söder und den Beschluss des Bayerischen Ministerrates, dass künftig in jedem Eingangsbereich eines Dienstgebäudes ein Kreuz angebracht werden muss. Sie schießen in einer Pressemitteilung scharf gegen den Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose, der mit einem Offenen Brief die Entscheidung massiv kritisiert hatte. Die CSU-Mitteilung ist unter anderem unterschrieben von Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Justizminister Winfried Bausback und Innenstaatssekretär Gerhard Eck.
CSU: Hose ist unsachlich
Darin heißt es unter anderem: „Das Aufhängen von Kreuzen als ein vermeintliches ,Bollwerk gegen den Islam' zu interpretieren und es als Versuch zu deuten, Menschen auszugrenzen, veranschaulicht ein auf Diffamierung gezieltes, unsachliches Urteil des Hochschulpfarrers. Wer suggeriert, dass das Anbringen von Kreuzen einem ,nationalistischen Egoismus' dienen solle, sagt vor allem etwas über die eigene Ideologie aus. Das zentrale Symbol der Christenheit wird nicht instrumentalisiert, sondern als Bekenntnis zu Menschenwürde und Toleranz ins Bewusstsein gerückt.“
„Widersprüchliche Aussagen“
Dass am Gebäude der katholischen Hochschulgemeinde in Würzburg selbst kein einziges sichtbares Kreuz von außen zu erkennen ist, unterstreiche die widersprüchlichen Aussagen des katholischen Geistlichen. „Das christliche Handeln ist eben nicht nur auf die Hilfe für Asylsuchende und Migranten runterzubrechen, sondern ist in seiner gelebten Tradition für viele Menschen“, so die Abgeordneten.
Die unterfränkischen CSU-Abgeordneten rufen aber auch zum Dialog auf. Ein solcher sollte auch außerhalb des Personenkreises stattfinden, welcher eine gleiche oder zumindest ähnliche Meinung vertrete.
Die Grünen: Söder agiert „verachtenswert“
Die Reaktion der Opposition auf die CSU-Mitteilung folgte prompt: „Wer religiöse Symbole politisch instrumentalisiert, wie Ministerpräsident Söder, der muss sich Kritik daran gefallen lassen“, so der Würzburger Stadtrat Patrick Friedl und die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina von den Grünen.
Friedl bezieht sich auf ein Interview dieser Redaktion mit dem Würzburger Staatsrechtler Horst Dreier, der dargelegt habe, dass „das Vorgehen von Ministerpräsident verfassungsrechtlich höchst problematisch“ sei wegen des Gebots religiös-weltanschaulicher Neutralität im Grundgesetz. Söders Vorgehen sei also „innenpolitisch dazu geeignet, Menschen in Bayern gegeneinander aufzubringen, anstatt sie zusammenzuführen“. Dies sei politisch verachtenswert. Celina fragt sich indes: „Wo war denn der Dialog, der überfraktionelle politische Austausch und der Einbezug der Menschen vor dieser Entscheidung?“
Hartmann: „Debatte auf schlimmste Weise entglitten“
Ludwig Hartmann, Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, teilt auf Anfrage mit: Mit „dieser unverhältnismäßigen Stellungnahme“ der CSU sei die Debatte um die Kreuzpflicht „auf schlimmste Weise entglitten“. Für Hartmann ist es ein „einmaliger und inakzeptabler Vorgang, dass die unterfränkische CSU-Prominenz einen Kirchenmann derart in den Senkel stellt“. Er ist der Meinung: „Wenn das Kreuz zum Zankapfel zwischen Regierungspartei und Kirche wird, ist etwas oberfaul in unserem Land.“
SPD-Fraktionschef: CSU verhält sich bodenlos
„Bodenlos“ findet es der SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher, „einen unbescholtenen Christen, der sich mutig gegen Rechtsextremisten stellt, derart persönlich anzugreifen“. Jedes Maß sei verloren bei der CSU: „Wenn mittlerweile sogar Pfarrer und Bischöfe von CSU-Propagandisten als ,Religionsfeinde und Selbstverleugner‘ verunglimpft werden, sind das die Vorboten, dass die Zeit der absoluten Macht in Bayern dem Ende zugeht.“
Der Würzburger SPD-Landtagsabgeordnete Georg Rosenthal gibt in Bezug auf den Würzburger Hochschulpfarrer zu bedenken: „Die Art und Weise, wie er nun aus der CSU angegangen wird, ermutigt rechtsradikale Kreise, die Herrn Hose schon lange bis hin zu Todesdrohungen massiv angreifen.“
Freie Wähler: Söders Folklorehandlung
Auf Anfrage meldete sich auch die Abgeordnete der Freien Wähler, Eva Gottstein, zu Wort: „Wenn die CSU-Abgeordneten nun Dialog statt offene Briefe einfordern: Dialog gerade mit kritischen Christen wäre im Vorfeld dieser Kreuz-Entscheidung nötig gewesen. Diese Folklorehandlung Söders jetzt zu kritisieren, ist absolut angebracht. Und ich bin froh über jeden, der sich so offen wie Pfarrer Hose äußert.“
Wer immer nur glaubt, Politik mit der Brechstange machen zu müssen, um das einfache Volk zu gängeln, braucht sich nicht zu wundern, dass der Orkan, den man zu entfachen glaubt, nur als laues Windchen wahrgenommen wird. Es wird immer einen geben, der einen noch größeren Wind veranstalten kann, so dass die eigene Stärke plötzlich so dasteht, dass sich der Bibelspruch bewahrheitet: Wer Wind sät, wird Sturm ernten! Die Selbstwahrnehmung wird oftmals durch Überheblichkeit und Hyperaktivität verstellt.
Es ist erschreckend wie sehr die CSU vor der generellen Hysterie von AfD- Freibeutern einknickt, und wie sehr sie versucht ihre eigen Schwäche durch stumpfsinniges Muskelspiel kaschiert. Vor Jahren hat sie der Gewalt Tür und Tor geöffnet, in dem sie die Privatsender mit ihren gewaltverherrlichenden Filmen die "Kirchtüren" ermöglichte. Die Geister, welche sie für gut geheißen hatte, wenden sich nun gegen die Machokultur der CSU, welche als Löwe startete und als Teppichvorleger landete. Die CSU als eine ausgebrannte Partei hat das Burn-out-Syndrom und will mit Spinatmuskeln Härte zeigen. Dem Terror wird sie so nicht Herr. Auch der hysterische und blinde Aktionismus in Sachen Gesetzgebungsverfahren wird nur zur "Bergtheimer Freibeuterei" und zu größerem Irrationalismus führen. Die Gewalt lässt sich nicht durch überzogenes Handeln unterbinden. Die Kirche wandelte sich hingegen vom Saulus zum Paulus. Sie will Frieden
Dummerweise entkräftet das aber nicht die Vorbehalte der Verfassungsrechtler gegen diese Aktion, es nimmt der Aktion nicht die Symbolik der staatlich initiierten Ausgrenzung anderer Religionen, es macht die Angriffe auf Pfarrer Hose nicht weniger unfair und es gewinnt kein Argument der CSU dadurch an inhaltlicher Stichhaltigkeit und Relevanz.
Das Geschwurbel über die mal nicht vorhandene, dann wieder vorhandene Symbolik des Kreuzes wird nicht weniger heuchlerisch und nicht weniger manipulativ.
Ja, vielleicht bindet Söder mit dieser Aktion Wähler an die CSU.
Aber dafür das Ziel, das Vorgehen und die Art des Umgangs der CSU mit Menschen anderer Auffassung (wie Pfarrer Hose) zu tolerieren, wäre aus meiner Sicht ein viel zu hoher Preis dafür.
Die CSU als AfD-Light, um die AfD zu schwächen?
Nein, danke!
Ich meine jede Partei sollte ihr Programm verteten. Zum Motbewerber seiner Meinung /Programm den Volk selst seine Meinung machen lassen!
Das aufeinander herum hacken bin ich langsam Leid.
„Dass am Gebäude der katholischen Hochschulgemeinde in Würzburg selbst kein einziges sichtbares Kreuz von außen zu erkennen ist, unterstreicht die widersprüchlichen Aussagen des katholischen Geistlichen.“
Die zehn (sog.) „christsozialen“ Landtagsabgeordneten versuchen also öffentlich, die Integrität und die Glaubwürdigkeit eines katholischen Pfarrers mit Verweis auf die fehlende äußerlich zur Schau gestellte religiöse Symbolik an einem Gebäude zu beschädigen.
Das ist einerseits charakterlich so dermaßen daneben, dass einem die Worte fehlen.
Gleichzeitig ist es aber auch noch die hilfloseste, erbärmlichste und (sorry, aber geht hier nicht anders!) schlichtweg dämlichste Argumentation, die man sich in dieser Situation überhaupt vorstellen kann.
Kein Wunder, dass gleich zehn Leute unterschreiben mussten – um der Erklärung wenigstens auf diesem Wege den Anschein von Bedeutsamkeit zu vermitteln.
Fremdschämen extrem ist das …
Bei der CSU ist es auch völlig egal, ob es sich dabei um Missbrauchsopfer, um integre und ehrliche Leistungsträger, um Gustl Mollath oder um die Kirche handelt. Wer eine andere Meinung hat, ist der "Feind" und zu links/grün/doof/nichtdeutsch etc., um die Seligkeit der CSU-Botschaft zu verstehen. Hoch die Krüge!
Man glaubt es fast nicht, dass die extremen Auswüchse eines solchen Menschenbildes und einfachen "Wir"-und-"die"-Schemas - gerade mal gut 70 Jahre Geschichte sind in Deutschland. Bayerns Sonne muss ziemlich hell strahlen....
Das ist mittlerweile schon ein Alleinstellungsmerkmal: keine Partei und keine Organisation sonst in Deutschland glaubt so wie die CSU, dass die Menschen derart mit dem Klammerbeutel gepudert sind und flachsten Populismus nicht durchschauen. Nicht einmal die AfD zielt so darauf ab, wirklich alle für dumm verkaufen zu wollen und glaubt auch noch, damit größere Wählergruppen abfischen zu können, als sie sie ohnehin schon hat.
Markus Söder haut hier genau die Pflöcke ein, die sein mieser Ruf erwarten ließ - jeder Kritiker dieses Machtmenschen kann sich bestätigt fühlen. Überraschend ist allenfalls, wer ihm dabei die Schuppen vom Sakko fegt - schämen Sie sich Frau Stamm!
Aber wenn ich mir das Ergebnis dieser Umfrage hier so ansehe, dann ist die Mehrheit tatsächlich genau so leicht manipulierbar, wie der Söder dachte!
Sein perfider Plan scheint ja trotz aller Widerstände irgendwie aufzugehen …
Die CSU hat schon immer besser als jede andere Partei gewusst, welche Knöpfe sie beim Wähler drücken muss. Und falls der Söder irgendetwas gut kann, dann ist es genau das.
Von den beiden Flachwasser-Tauchern Eck und Bausback war nichts anderes zu erwarten.
Frau Stamm zeigt, dass auch sie lange genug im Landtag war.
Den Bereich der Ausgrenzung nennen wir wohlklingend „Heimat“, Selbstgefälligkeit und grenzwertiger Alkoholkonsum fällt unter „Kultur“.
Wir pflegen unsere Überheblichkeit gegenüber allem und jedem. „Mia-san-mia“ halt. Was schert uns da das Grundgesetz?
Christliche Werte mögen wir, aber nur, falls sie unseren eigenen Interessen nicht entgegenstehen. Was jetzt eher selten der Fall ist. Aber zum Ausgleich haben wir ja eine CSU-Mitgliedschaft und viel Symbolik – die kostet schließlich auch Geld. Ja, Luther war gegen den Ablass – aber der war ja auch kein Katholik! So what?
Alles Balsam auf die Seele eines einst gebeutelten Bergvolks, das über Jahrzehnte auf finanzielle Unterstützung angewiesen war und sich erst dank CSU und FJS jetzt selbst als Gottes Geschenk an diese Republik sehen kann.
Und Markus Söder verkauft das alles perfekt.
Er sollte nicht unterschätzt werden ...
Jetzt muss nur noch die Öffentlichkeit durchschauen, dass Söder mit der Kreuz-Debatte von den Änderungen im Polizei-Aufgaben-Gesetz (PAG) zu Lasten unser aller Freiheit ablenken will. - Leisten wir Widerstand gegen den geplanten Überwachungsstaat: Am 10. Mai ist Großdemo in München!