Die Begrüßung im Museum am Dom in Würzburg ist neuerdings knallbunt. Wer die Stufen zur Ausstellung emporsteigt, sieht gelb. Auf ihrem Rundgang erleben die Besucherinnen und Besucher weitere Farbräume in Violett-, Blau- und Grüntönen. Diese kennzeichnen sieben Themenbereiche. Ebenso Stichwörter wie "Mutter", "Sohn" oder "Jenseits" in einer besonderen, aber nicht ganz leicht zu lesenden Schrift. Auch dies gehört zum überarbeiteten Konzept des Diözesanmuseums.
Vor 20 Jahren, am 6. März 2003, wurde das Haus von Bischof Paul Werner Scheele und Kunstreferent Jürgen Lenssen feierlich eröffnet. Zum Jubiläum präsentieren Jürgen Emmert, Leiter der Abteilung Kunst des Bistums Würzburg, und sein Team nun die neue inhaltliche Gliederung und veränderte Grundeinstellung.
Dazu gehört eine Reduzierung der ausgestellten Werke. Einst wurden 484 Bilder und Skulpturen aus der umfangreichen Sammlung gezeigt. Jetzt sind es 152, darunter 71 altbekannte Werke wie das Ölgemälde "Geißelung Christi" von Johannes Grützke oder Werke Tilman Riemenschneiders. Geblieben ist auch die Gegenüberstellung von alter und neuer Kunst. Sie stehe für Kontinuität, so Emmert, und gehöre zur DNA des Museums.
Der Name "MAD" wurde schon vor einiger Zeit eingeführt. Die Buchstaben sind nicht nur eine Abkürzung für Museum am Dom. Sie beziehen sich auch auf das englische Wort "mad", in diesem Fall nicht etwa für "wahnsinnig", sondern sinngemäß für "to be mad about something" – für etwas brennen, für Enthusiasmus und Begeisterung.
Diese Begeisterung spürt man. Etwa, als Museumskurator Michael Koller aufs neue Konzept eingeht. Jeder Mensch soll einbezogen werden. "Wir wollen die Leute abholen, egal wo sie stehen." Nicht um "Bildung von oben herab" gehe es, nicht ums "Drüberstülpen", sondern darum, Besucherinnen und Besucher ernstzunehmen.
Assoziationen sollen geweckt, emotionale Berührungen hervorgerufen, Denkanstöße gegeben werden - mit kurzen Texten in Deutsch und Englisch an den Wänden. Dazu passt auch die englische Botschaft beziehungsweise der Claim des MAD: "Think what you like!" – Denken Sie, was Sie möchten.
Begeisterung für die Geschichten in den Bildern, für die Details, vermittelt Diözesankonservator Wolfgang Schneider. Im hellbraun-erdfarben gehaltenen Themenbereich "Natur" geht er auf das um 1700 entstandene Bild "Niederländische Walfangflotte vor Spitzbergen" von Abraham Storck ein. Es stehe für den Beginn der industriellen Ausbeutung der Natur. Wale wurden zuhauf gejagt, um aus ihrem Fett beziehungsweise Tran Seife und Lampenöl herzustellen.
Lächelnd verweist Schneider auch auf den "schönsten Josef" Unterfrankens. Georg Anton Urlaub habe ihn um 1750 als "prachtvollen jungen Mann" dargestellt in dem Bild "Heiliger Josef mit Jesuskind und Distelfink". Es gehört zum Themenbereich "Mutter", in dem natürlich in einem Diözesanmuseum die Muttergottes Maria im Mittelpunkt steht. Aber auch die Plastik "Mutter mit totem Sohn" von Käthe Kollwitz hat dort ihren prominenten Platz. Die Pietà ist ihrem im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn Peter gewidmet.
Zur Besonderheit des Museums am Dom gehört von Anfang an eine Sammlung von Werken von DDR-Künstlern, die unter Jürgen Lenssen aufgebaut wurde. Ihnen gehört der Bereich "Osten". Der kurze Text an der bunten Trennwand erklärt laut Kurator Christoph Deuter nicht alles. "Auch DDR-Künstler haben das christliche Thema bedient", so Deuter. Aber sie hätten teilweise eine völlig neue Sicht. Etwa Fritz Cremer. Seine Bronzen "Vom Kreuz sich Lösender (Genug gekreuzigt!)" oder "Das endlose Kreuz" würden formal ein christliches Thema darstellen, Cremer gehe aber anders heran.
Es gibt im großen Ausstellungsraum auch kleine Binnenbereiche. Dazu gehören das "Labor", das "MAD Lab" für Sonderausstellungen, aber auch ein Ort, an dem schnell auf gesellschaftliche Ereignisse reagiert werden kann. Diana Buts zeigt dort aktuell ihre Semesterarbeit "Volya". Sie hat den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zum Thema. Noch in Planung ist die "Wunderkammer", sagt Emmert. Dort können künftig Stücke aus der großen Sammlung präsentiert werden.