
Das Museum am Dom (MAD), dessen Exponate im Spiegel der Kunst existenzielle Fragen aufgreifen, feiert heuer sein 20-jähriges Bestehen mit einer Reihe von Sonderveranstaltungen und Ausstellungen. Aktuell und noch bis 30. April sind unter dem Titel "The Aesthetics of Nonsense" Werke der jungen Künstlerin Friederike Griebel zu sehen. Im schwarz ausgekleideten MAD_LAB laden knapp ein Dutzend Grafiken die Betrachtenden dazu ein, kurz innezuhalten, die leuchtenden Farben und fluiden Formen auf sich wirken zu lassen und die eigene Vorstellungskraft zu gebrauchen.
Wie und warum es zu diesen die Fantasie anregenden Offsetdrucken kam, darüber sprach die Künstlerin beim Pressetermin. Das erläutern aber auch ein Wandtext und ein im LAB ausliegendes Buch. Es basiert auf Griebels Bachelorarbeit im Studienfach Gestaltung und dokumentiert ihre Auseinandersetzung mit den Chancen und Möglichkeiten von Kreativität, Variation und Vielfalt.
Altbekannte Pfade und Denkmuster hinter sich lassen
Bei 20.000 Entscheidungen, die der Mensch täglich trifft, wie kann er angesichts der scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten durch die fortschreitende Digitalisierung zur perfekten, zur besten Entscheidung für ein erfülltes Leben gelangen? Griebels These: dem (Bauch-)Gefühl folgen, sich von der eigenen Intuition leiten lassen. Problematisch, lähmend wird die Situation, "wenn dieser innere Kompass nicht greifbar ist". Und dann?
Fragen, die sich auch in der Welt der Kunst und des Designs stellen, wo künstliche Intelligenz immer stärker in den Fokus rückt. Um altbekannte Pfade und Denkmuster hinter sich zu lassen, ließ sich die Gestalterin und Entscheiderin auf ein Experiment "weg von der verkopften Ebene" ein, bei dem ihr Algorithmen als kreatives Werkzeug dienten. Herausgekommen ist eine "persönliche Reflektion über die Suche nach Sinnhaftigkeit, über die Angst zu versagen und über die überwältigende Last, sich zu entscheiden".
Bilder funktionieren sinnbefreit
Fotografische Schnappschüsse bilden die Basis ihrer ausgestellten Werke. Aufgrund ihrer Neuinterpretation per Software zur Bildgenerierung sind die ursprünglichen banalen Alltagsmotive ohne jede künstlerische Wertigkeit – eine rote Autotür, Schlieren auf einer Pfütze, eine Baumflechte oder beispielsweise ein Hausflur mit Fenster im Abendlicht – nicht mehr zu erkennen.
Die ausgestellten, teils unter dem Zufallsprinzip bzw. per Bauchgefühl generierten Bilder wecken zwar sicherlich das ästhetische Interesse des Betrachters, doch verfolgen sie keinen konkreten Zweck, dienen keiner beabsichtigten Information. "Sie funktionieren sinnbefreit", sagt Friederike Griebel und erklärt damit auch den – möglicherweise irritierenden - Titel der Ausstellung.