
Über das Thema der neuen Spielzeit am Theater Schloss Maßbach dürfte sich der Innenminister freuen: Es lautet „Innere Sicherheit“. Womit freilich nicht nur – aber auch – die politischen Aspekte von Sicherheit gemeint sind. „Manchmal suchen wir uns die Stücke zum Thema, manchmal das Thema zu den Stücken“, sagt Theaterchefin Anne Maar. In diesem Fall kam der Spielplan vor dem Thema.
Bei Christian Schidlowskys Dramatisierung von Hans Falladas Roman „Kleiner Mann – was nun?“, der Saisonpremiere an diesem Freitag (bis 11. November auf dem Spielplan), drängt sich das Thema geradezu auf – im politischen, gesellschaftlichen wie im psychologischen Sinne. Wie so oft zeigt Fallada auch hier, wie zerstörerisch sich schwierige Zeiten, in diesem Falle die Wirtschaftskrise der Weimarer Republik, auf die Menschen auswirken – auf ihre Lebensumstände aber eben auch auf ihre Psyche. Das junge Paar Pinneberg und Emma, genannt Lämmchen, heiratet, weil Lämmchen ein Kind erwartet. Als Pinneberg aber zum zweiten Mal seine Arbeit verliert, wird es schwierig...
Max Frischs „Lehrstück ohne Lehre“
Noch offensichtlicher zum Thema „Innere Sicherheit“ passt Max Frischs „Lehrstück ohne Lehre“ „Biedermann und die Brandstifter“, das von 11. Januar bis 28. Februar läuft. Regie führt Ingo Pfeiffer, der im Programmheft schreibt: „Max Frisch setzt mit diesem Stück alles in Brand: den Gut-Menschen, den Böse-Menschen und das Vertrauen der beiden Gattungen ineinander.“ Anne Maar fällt zu den Brandstiftern im Stück, die ungeniert Benzinfässer in den Dachboden des arglosen Gottlieb Biedermann schleppen, eine Parallele zu den Rechtsterroristen des so genannten NSU auf, die mit ihrem Wohnmobil inmitten von Erholungssuchenden auf einem Campingplatz lebten.
Das Stück „Die Netzwelt“ (8. März bis 21. April, Regie Sandra Lava) der jungen US-amerikanischen Dramatikerin Jennifer Haley befasst sich mit inneren und äußeren – genauer: analogen und virtuellen – Welten. Und der Frage, ob und was es über einen Menschen aussagt, wenn er im Netz Dinge tut, die im richtigen Dasein verwerflich und verboten sind. Zum Thriller wird das Stück, als die Grenzen zwischen beiden Dimensionen durchlässig werden.
Das Ideal, das Menschen vom Leben haben
Auch das Jugendstück „Nachtblind“ (3. Mai bis 7. Juni) wirft die Frage nach körperlicher und seelischer Unversehrtheit auf. Im Mittelpunkt steht Leyla, die einerseits reifer und souveräner erscheint als ihre Mutter, andererseits aber eine Beziehung zu einem Mann unterhält, der sie schlägt. „Es geht um das Ideal, das Menschen von Leben haben – und wie sie es erfüllen“, sagt Anne Maar.
Die Sparte Komödie decken „Die Tanzstunde“ (16. November bis 4. Januar), „Barfuß im Park“ (26. April bis 16. Juni), „Wir sind die Neuen“ (21. Juni bis 28. Juli) und „Das (fast) perfekte Desaster Dinner“ (3. August bis 7. September) ab. „Die Tanzstunde“ ist eine romantische Komödie über einen Mann, der an einer leichten Form von Autismus leidet, und eine Tänzerin, die wegen einer Verletzung vielleicht nie wieder tanzen kann, und dem Mann das Tanzen beibringen soll.
Wenn das Sams Weihnachten in die Hand nimmt
„Wir sind die Neuen“ wiederum, bekannt durch den Kinofilm mit Heiner Lauterbach, ist eine kuriose Variation zum Thema Sicherheit(en): Drei Alt-Hippies mischen eine spießige Studenten-WG auf und wiederlegen nach und nach mehr als ein Generationen-Klischee.
Eine Uraufführung ist das Weihnachtsstück für Kinder: „Das Sams feiert Weihnachten“, eine Adaption des gleichnamigen Buchs von Paul Maar(23. November bis 21. Dezember). Die Handlung setzt zu einem frühen Zeitpunkt der Sams-Saga ein, Herr Taschenbier ist noch nicht verheiratet, es gibt noch keinen Martin. Herr Taschenbier würde gerne Weihnachten mit den Menschen feiern, die er mag. Aber Herr Mon hat eine Reise gewonnen und ist außer Landes, und auch Frau Rotkohl ist verhindert. Also nimmt sich das Sams der Sache an – mit chaotischen Folgen.
Bald soll eine neue Halle in Betrieb gehen
Neu ist beim Theater Schloss Maßbach, dass die Produktionen sieben statt sechs Wochen am Stück gespielt (und gleichzeitig die jeweils folgenden geprobt) werden, wodurch sich je ein zusätzlicher Samstag im Intimen Theater ergibt. Aus dem „Freitag spezial“ mit Nachgesprächen und Führungen wird deshalb ein „Samstag spezial“. In der „Besonderen Reihe“ mit Einzelveranstaltungen, die sich in unterschiedlichen Formaten mit dem Programm auseinandersetzen, plant Anne Maar Abende mit Fachleuten zu den Themen Sicherheitsempfinden, Digitalisierung oder Sucht.
Neu im Ensemble ist der 29-jährige Schauspieler Alexander Bräutigam aus Hessen, der bereits in „Ronja Räubertochter“ zu sehen war. Er wird in „Kleiner Mann – was nun?“ und „Biedermann und die Brandstifter“ mitspielen. Neu ist außerdem Vera Rumpel, die vom Schauspiel in die Theaterpädagogik wechselt, und neu sein wird schließlich die Halle für die Kostümwerkstatt, die derzeit hinter der Halle der Bühnenbildwerkstattentsteht und gegen Ende der Spielzeit in Betrieb gehen soll. Wie letztere hat sie eine Grundfläche von 15 mal 15 Metern.
Weitere Infos und Karten: Tel. (0 97 35) 235 oder www.theater-massbach.de